Prolog ➸ Die grausame Tat

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Luca schreckte zusammen, als ein lauter Knall ertönte. Er brauchte einige Sekunden, bis er verstand, dass seine Wohnungstür eingetreten wurde.

Vier Männer stürmten in sein kleines Apartment bevor Luca überhaupt von seinem Sofa aufstehen konnte. Und dann hatte er schon eine Waffe auf sich gerichtet.

»Hast wohl dem Polizisten-Schwein vertraut was, Verräter?«

Lucas Herz rutschte ihm in die Hose. Nein das konnte nicht sein! Sie wollten ihn doch beschützen. Ihm helfen unterzutauchen.

Einer der Männer packte Luca am Kragen, zog ihn vom Sofa hoch und boxte ihm in den Magen.

Stöhnend sackte Luca zusammen und versuchte sich zu sammeln. Er hatte nur eine Chance zu fliehen. Nur eine Einzige.

Luca biss sich auf seine Unterlippe, rappelte sich so schnell wie möglich hoch und rannte zu seiner Wohnungstür. Dem rettenden Ausgang.

»Nicht so schnell mein Freundchen. Du glaubst doch nicht, dass wir dich so schnell gehen lassen?«

Er hatte versagt. Gegen vier bewaffnete Männer hatte er keine Chance. Einer hatte ihn gepackt und wieder zu Boden geworfen. Ein anderer trat auf ihn ein.

Luca hob seine Arme schützend über seinen Kopf und hoffte, dass es einfach schnell vorbeigehen würde.

Ein Schrei erhallte in dem sonst stillen Raum. Ein Schrei, den er bisher erfolgreich unterdrückt hatte.

Etwas Scharfes schnitt tief durch das Fleisch am Nacken und mehrere Personen mussten den jungen Mann auf den Boden zurückdrücken. Seine Finger krallten sich in den alten Teppich und er versuchte so gut es ging die Schmerzen zu verdrängen. Unsanft grub sich die Klinge tiefer in sein Gewebe und dann stoppte es endlich. Vermischte sich mit den schon vorhandenen Schmerzen. Sein ganzer Körper brannte.

Luca wollte aufatmen, aber dann wurde schon ein spitzer Gegenstand in die Wunde gedrückt. Wieder schrie er und sträubte sich gegen die Griffe der Männer. Er konnte ihr gehässiges Lachen hören und ihm wurde schlecht. Schweiß lief ihm in sein Auge und er musste mehrmals blinzeln, dann spürte er wieder einen spitzen Gegenstand an seinem Nacken und er konnte nichts gegen den Schmerzensschrei machen, der sich tief aus seinem Körper anbahnte. Schwarze Punkte flimmerten vor seinen Augen, und gerade als er dachte, endlich in die tiefe Schwärze der Bewusstlosigkeit zu gelangen, wurde ihm ins Gesicht geschlagen. Sein Kopf zuckte zur Seite und der warme Reiz, der sich auf seiner Wange ausbreitete, war eine Wohltat im Gegensatz zu den Schmerzen in seinem Nacken. Er konnte Blut schmecken und konzentrierte sich auf den Geschmack.

»Schön wach bleiben Schätzchen, sonst verpasst du doch den ganzen Spaß.«

Luca ignorierte die Worte, die nur gedämpft zu seinem Gehirn durchdrangen. Er konnte nicht einmal sagen, wer mit ihm gesprochen hatte.

»Du hättest dir wirklich zweimal überlegen sollen, ob du uns verrätst.«

Wieder konnte er sich nur auf den Schmerz in seinem Nacken konzentrieren, trotz der Taubheit, die sein Körper mittlerweile spürte, zog seine Haut unangenehm und ihm wurde klar, dass die Wunde genäht wurde. Schwer atmend unterdrückte er einen neuen Schwall der Übelkeit und konnte sich gerade noch zurückhalten zu kotzen. Kurz blinzelte er hoch zu der Person, die seine Schulter so fest packte, dass er sich nicht wundern würde, wenn sie gebrochen sein würde. Blutergüsse würde er sicherlich davontragen. Aber es war nur ein Handlanger, so einer, wie er gewesen war. Wenn dann wollte er dem, der das Ganze veranlasst hatte, vor die Füße kotzen.

Luca hörte das Ziepen des Fadens und dann wurde er plötzlich losgelassen. Vorsichtig tastete er mit der rechten Hand nach der Wunde und zuckte zurück, als er das wunde Fleisch berührte.

»Du solltest das wirklich desinfizieren, nicht dass du noch an einer Infektion stirbst.«

Schuhe schoben sich in sein Blickfeld und Luca versuchte sich aufzusetzen, scheiterte aber sofort, als der Mann einen Fuß auf seinen Rücken stellte und sein Gewicht darauf verlagerte.

»Du weißt was wir dir eingesetzt haben, oder? Du hast jetzt die Ehre, durch den Counter zu sterben. Denk dran, 100.000 Schritte, mehr nicht, solltest du zur Polizei gehen oder irgendwie anders Hilfe holen, stirbst du sofort. Glaub nicht, dass es irgendeinen Ausweg aus deiner Lage gibt. Wir haben alles bedacht. Du hast 100.000 Schritte mehr nicht. Und wenn du auf die geniale Idee kommst, gar nicht mehr zu laufen, wird dir auch ein kurzer Prozess gemacht. Du kannst dich doch sicher noch an Joel erinnern, oder? Mach es besser als er.«

Die Stimme hallte so böse in seinem Kopf zurück, dass er diesmal wirklich kotzte. Leider traf er den Schuh nicht richtig, nur sich selbst.

Und so lag er da, in seinem eigenen Erbrochenem, mit einem Schrittzähler im Nacken, der ihm seinen Tod bringen würde.

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