Kapitel 2

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Ich ging, wohlbedacht darauf, keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, durch die große Eingangshalle nach draußen. Die pampige Matsche, die auf dem Boden um im Gras lag, konnte man wohl kaum als Schnee bezeichnen. Ich spazierte zu einer großen Eiche und ließ mich auf dem, vom Wind schrägen, Stamm nieder. Erschöpft barg ich meinen Kopf in den Händen. Muss denn immer alles so schrecklich kompliziert sein? Ein Tropfen Wasser fiel mir von oben ins Gesicht. Erschrocken sprang ich auf und stolperte zurück.
"Na? Seit wann denn so schreckhaft?" Nikolas stand an der anderen Seite des Zauns, welcher das Gelände schützt.
"Ich bin nicht schreckhaft! Ich hab nur durch deinen Gestank festgestellt, dass du da bist und wollte so schnell wie möglich von dir weg!", entgegnete ich mit dem Gesichtsausdruck eines trotzigen Kleinkindes. Er lachte schallend. "Ja, ja, und ich heiß Bernd!" Offensichtlich kaufte er mir meine Lüge nicht ab. Natürlich tat er das nicht!
"Gib uns die Steine zurück, Nikolas!", forderte ich mit fester Stimme und blickte ihm Stur in die Augen.
"Komm sie dir doch holen!"
"Du weisst ganz genau, dass ich das nicht kann, da ich das Gelände nicht verlassen darf!"
"Tja, dein Problem!"

Ich knurrte wütend. Nikolas knurrte ebenfalls und könnten Blicke töten, wäre ich schon längst tot. Er zog eine Pistole, die mit irgendwelchen Kugeln aus einem anderen Material geladen war. Dann zielte er und drückte ab. Eine kleine, silberne Kugel schoss auf mich zu. Ich hätte ausweichen können, doch in diesem Moment war ich einfach wie erstarrt. Damons Worte vom Anfang hallten mir durch den Kopf: Euch königlichen kann man nur mit einem Pflock oder einer Kugel aus Quecksilber töten...
Er wollte mich töten! Ein komisches Gefühl übermannte mich. Es war wie, wenn man gerade erst begriff, dass man lebt.
Ich wollte nicht sterben! Grade in dem Moment, in dem die Kugel kam, versuchte ich mich wegzudrehen. Doch ein heftiger Schmerz durchfuhr mich und ich schrie auf. Er hatte mich getroffen. Es war zu spät. Als ich meinen plötzlich viel zu schweren Kopf hob, war Nikolas schon verschwunden. Eine Gestalt kam auf mich zu gerannt, doch meine Sicht wurde verschwommen und ich schloss die Augen...

Vampire Queen  [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt