71 Samstagnachmittag

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Der nächste Schlag traf Yuna, als sie vor dem Shoppingcenter das Taxi verließen. Eine riesige Menge shoppingfreudiger Menschen tummelte und drängte sich auf dem großen Platz davor herum. Die Sonne schien hell am Himmel und nicht eine einzige Wolke trübte diesen gerade zu perfekten Frühlingstag.

Als Manifestation purster Entgeisterung warf sie einen Blick zu ihrer Begleiterin hinüber.


Die Rothaarige lächelte breit. „Das geschieht dir Recht, du asoziales Ungetüm. Wären wir früher hier gewesen, wären es weniger Leute."

„Ich werde dich töten."

Ayumi lachte laut auf und marschierte los. „Bei Fuß, Blue."


Yuna beschloss, dass sie jetzt mitspielen würde, aber irgendwann sollte sie sich auf grausamste Weise an ihrer Mitbewohnerin rächen. Lustlos trottete sie ihrer Peinigerin hinterher.

Ein paar Leute sahen sie schräg an, wahrscheinlich wegen ihrer Bandagen, aber das Mädchen war so stinksauer, dass sie es gar nicht bemerkte.


„Also, wir haben Zeit bis ungefähr halb fünf. Um fünf ist unser Maniküre-Termin mit anschließender Massage und Sauna. Und dann gehen wir deinen Traumjungen anhimmeln, wie er auf der Bühne schwitzt und sich die Seele aus dem Leib singt."

„..."

Ayumi warf einen Blick über ihre Schulter. „Wow. Mit deinem roten Auge siehst du richtig gefährlich aus. Und dein Blick erst. Als wolltest du jemanden töten."

Das Mädchen knurrte. „Ich habe da jemand bestimmtes im Auge."

„Oh, Blue. Du bist so niedlich."



Die nächsten drei Stunden wollten für Yuna einfach nicht enden. Ständig zerrte die Rothaarige sie in einen Laden, drückte ihr verschiedene Kleidungsstücke in die Hände und schickte sie in Umkleidekabinen zum anprobieren.

Irgendwann brach ihr Widerstand und sie ließ es einfach über sich ergehen. Jedes Mal wenn sie sich wehren wollte, wurde sie als Kleinkind aufgezogen und die Genugtuung sich genau wie eines zu verhalten, wollte sie Ayumi nicht gönnen.


Völlig niedergekämpft saß die Jägerin mit sieben Einkaufstaschen und einem halbleeren Eiskaffee auf einer Bank, um sich vor den Strapazen zu erholen. Sie wollte in ihrem Leben nie wieder shoppen gehen. Nie wieder. Eher würde sie sich selber umbringen ... oder es zumindest erfolglos versuchen.


Die Rothaarige kam voller Enthusiasmus mit ihrer Tasche voller Beute angerauscht. „Los, Blue. Wir haben noch ein paar Läden vor uns."

„Ich kann nicht mehr. Bitte, ich flehe dich an."

Ayumi stemmte die Hände in die Hüften. „Komm schon. Du bist doch so ein toughes Mädel."

Die Jüngere sah gequält auf. „Bitte. Ich hasse Shopping. Ich habe die letzten Stunden brav mitgespielt. Sei gnädig mit mir."

Ihre Mitbewohnerin ging ihre geistige Einkaufsliste durch. „Meinetwegen. Wir haben von allem etwas gefunden. Damit besitzt du eine akzeptable Anfängergarderobe."

„Danke. Vielen Dank."

Jemand sog scharf die Luft ein. „Das glaube ich jetzt nicht!"


Überrascht drehte Yuna ihren Kopf nach links. Die Stimme hatte sie sofort erkannt und würde sie unter hunderten wiedererkennen. Ein Mädchen in ihrem Alter stand neben ihnen. Ihr langes, schwarzes Haar hing über ihre Schultern herab. Die dunklen Augen blitzten wütend. Sie trug ein schwarzes, bedrucktes T-Shirt, schwarze, zerschlissene Jeans und ein paar abgewetzter Turnschuhe.

Onijägerin YunaМесто, где живут истории. Откройте их для себя