Kapitel 2

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Moon P.o.v

Ich stehe an der Bushaltestelle und warte. Der Bus ist jetzt schon 10 Minuten zu spät und der eiskalte Dezemberwind , der mir durch meine Kleidung fährt macht es nicht gerade angenehmer. Ich will mich gerade auf den Weg zurück zum Haus meiner Tante machen, vielleicht kann sie mich zur Schule fahren. Auf einmal wird der Nebel hinter mir durch Scheinwerfer erhellt , ich drehe mich um und sehe den Bus der auf mich zu fährt.

Ich bin erleichtert und ziehe mit meinen fast erfrorenen Fingern das Busticket aus der Tasche meines Parkas. Schnell steige ich in den großen , gelben Schulbus ein . Der Busfahrer wirft einen kurzen Blick auf mein Ticket und nickt mich dann durch. Zum Glück ist der Bus nicht allzu voll, es ist die Art von Bus die all die Schüler aufsammelt die nicht direkt in der Stadt liegen, sondern ein wenig außerhalb auf den kleinen Farmen zu denen sonst kein Linienbus je kommt.

Ich finde also problemlos einen freien Platz nahe der Tür, am Fenster, weit weg von den vielleicht 15 anderen Schülern die ebenfalls außerhalb wohnen. Ich setze mich und stelle meine Tasche auf den freien Platz neben mir , da die nächste Haltestelle die Schule ist , wird niemand mehr zusteigen und selbst wenn, wer hier lebt kennt sowieso alle anderen die auch diesen Bus nehmen und würde sich niemals zu mir setzten. Der Neuen.

Wie gebannt schaue ich aus dem Fenster und beobachte die schneebedeckte Landschaft , die verschwommen am Fenster vorbeirast. Und obwohl ich mein altes zu Hause in Virginia vermisse, muss ich zugeben, dass Canada um einiges schöner ist. Selbst durch die verdreckte Scheibe des Schulbus.

Eine Welt hinter Glas.

Erinnere ich mich an die Worte eines guten Buches. Ein lautes Motorengeräusch schreckt mich aus meinen Überlegungen , als uns ein schwarzes Motorrad aus dem Nebel heraus überholt. Ich schüttle den Kopf über den unvorsichtigen Fahrer und konzentriere mich wieder auf die Landschaft um mich.

Nach einer Viertelstunde , die sich wie eine Halbe angefühlt hat , sind wir endlich an der Schule angekommen , ich warte bis alle anderen ausgestiegen sind bevor ich es tue. Nur um mit keinem in Kontakt zu kommen, nicht das sie Anstalten machen würden, als hätten sie Interesse daran.

Als ich auf dem Schulhof stehe sehe ich mich erst einmal um , der Hof ist groß , groß genug um meinen zukünftigen Mitschülern aus dem Weg zu gehen. Die Parkplätze sind schon ziemlich voll und die Schüler die sich noch nicht auf den Weg zu ihren Klassenräumen gemacht haben stehen in kleine Gruppen auf dem Hof verteilt. Eine der Gruppen fällt mir besonders auf , sie tragen trotz des eiskalten Wetter keine mit Daunen gefütterten Parka und Wollmützen so wie die meisten anderen hier, nein das dickste was eine von ihnen trägt ist ein Wollpullover und eine Jeansjacke, die aussehen als würden sie jeden Luftzug durchlassen. Es fröstelt mich allein bei dem Gedanken.

Ein Junge mit blondbraunen Haaren fällt mir besonders auf , er lehnt an einem schwarzen Motorrad und trägt bloß eine dunkelbraune Lederjacke. Es ist der Kerl den ich vom Bus aus gesehen habe wie er uns bei Eis und Schnee lebensmüde überholt hat.

Ich starre ihn noch ein paar Sekunden an , bis er sich auf einmal umdreht und mir direkt in die Augen schaut. Das Meer. Das ist das Erste , das mir zu der Farbe seiner Augen auffällt, mich aber sofort korrigieren muss,  denn sie sind dunkeler, zwar trotzdem blau aber nicht wie die Art von Meer wie sie in Reisemagazinen sind, sondern so wie der Meer während einem Sturm, dunkel aber voll Leben.

Ich werde unruhig. Warum sieht er mich so an ? Sein Blick scheint durch mich hindurch zu schauen und ich muss mich abwenden um der Intensität seines Blickes zu entkommen, ich drehe mich um und laufe zum Eingang der Schule um zwischen den Schülermassen zu verschwinden, auf dem Weg zum Sekretariat.

Chris POV

Ihre Augen ziehen mich in ihren Bann , sie sind zweifarbig. Eine Seite so blau wie Kornblumen und die andere braun und warm wie Kastanien. Doch obwohl ihnen der Glanz fehlt sind sie nicht ausdruckslos , ganz im Gegenteil. In ihren Augen kann ich genau sehen wie sie sich gerade fühlt. Verunsichert. Und zwar meinetwegen , ich will zu ihr gehen , doch da hat sie sich schon umgedreht um in den Schülermassen zu verschwinden.

Ich bin verwirrt. Wieso ist sie weggelaufen ? Egal. Und bevor ich übergaupt richtig daran gedacht habe , bewegen sich meine Füße sich ihr wie von selbst hinterher. Ich höre noch meine Schwester die mir irgendetwas hinterher brüllt, ignoriere sie aber gekonnt. Ich werde schneller bis ich renne und mich an den Gruppen Schülern vorbeidrücke , einige schimpfen mir hinterher , doch die meisten machen mir einfach genervt Platz. Ich schaue mich suchend um , die Nase halte ich nach oben.

Da.

Ich rieche ihren feinen Duft nach Herbst und Stroh. Da sehe ich sie , sie steht an einer Abbiegung und sieht so vollkommen verloren aus. Ich beschleunige meine Schritte bis ich neben ihr stehe. Verwundert dreht sie den Kopf in meine Richtung und mustert mich. Für einen kurzen Moment bereue ich es ihr ohne einen Plan hinterherlaufen zu sein, denn ich habe keine Ahnung was ich sagen soll.

Schüchtern lächle ich sie an, weil es das einzige ist was mein matschiges Hirn gerade zu Stande bringt. Doch sie sieht mich immer noch verwirrt an, als wüsste sie nicht was ich wolle, was wahrscheinlich nicht allzu schlecht geraten ist. "Ich...-du sahst so verloren aus , ich dachte ich helfe dir das Sekretariat zu finden. "

Perfekt. Ich klopfe mir innerlich auf die Schulter. Hilfsbereit, aber nicht aufdringlich. Hoffentlich hat sie nicht gemerkt das ich ihr hinterher gelaufen bin. Sie blinzelt ein paar mal , dann nickt sie vorsichtig. Ich lächle sie wieder an , sie blickt einfach zu Boden, eine Schande, denn ihre Augen würde ich mir am liebsten für immer anschauen.

Zusammen machen wir uns auf den Weg zum Sekretariat , keiner sagt ein Wort, obwohl ich die kompletten 50m bis zu unserem Ziel krampfhaft darüber nachdenke was ich sagen könnte. Aber leider arbeiten meine Füße schneller als mein Hirn und wir kommen in kompletter Stille am Sekretariat an.

Ihr Duft steigt mir nun das wir uns von den Schülermassen entfernt haben intensiver  in die Nase als zuvor und ich atme ihn tief ein. Ich möchte sie umarmen und nie wieder loslassen aber ich kann nicht. Auch wenn mein innerer Wolf das Gegenteil verlangt und immer wieder das selbe Worte in meinen Kopf wiederhallen lässt.

Mate.

GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt