eleven

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Nachdem wir dann auch noch alles vertragliche geklärt haben, verabschieden mein Boss und ich uns auch schon bald von Mrs Steel. "So und jetzt wird erst einmal darauf angestoßen!", erklärt mir Mr. Cooperson grinsend und hält mir seinen Arm hin, damit ich mich bei ihm einhake. Lachend laufe ich an seiner Seite in Richtung des Autos. "Ich weiß echt nicht, wie das kommt. Aber Mrs Steel hatte schon Recht, du bist wirklich ein Naturtalent. Niemals hätte ich gedacht, dass du schon von alleine solche Formulierungen auf die Reihe bringen könntest", spricht er anerkennend aus und ich bedanke mich stolz.

Er hält mir dann auch noch die Beifahrertür auf und ich setze mich in den Wagen. Ich atme erst einmal aus und beiße mir aufgeregt auf die Lippen. Schon jetzt bin ich mehr als begeistert von diesem Beruf. Inzwischen ist es schon so spät, dass mich mein Chef zur Feier des Tages zum Mittagessen einlädt,  "Aber sei jetzt bitte nicht zu voreingenommen. Ab morgen arbeitest du auch mit anderen Kollegen und erledigst vorerst viel unter vorbehaltener Hand", erklärt er mir und hat dabei eine ernste Miene aufgesetzt. Ich nicke nur verstehend und blicke aus dem Fenster, während er losfährt.

Eine halbe Stunde später betreten wir dann auch schon gemeinsam mit Claire und Mrs. Cooperson ein edles Restaurant. Wir werden direkt von einem freundlichen Kellner an einen Tisch geleitet, wo ich dann auch neben meiner besten Freundin Platz nehme. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht sieht sie mich an und ich kann mir bei diesem Anblick ein Kichern nur schlecht  verkneifen. Da muss bestimmt ein Typ dahinter stecken, da bin ich mir sicher.

Ich lenke jedoch vom Thema ab: "Und wie läuft's in der Uni?" Sie verzieht schmerzvoll ihre Miene. Damit ziehe ich wohl die Aufmerksamkeit auf das falsche Thema. Ihre Eltern blicken sie nun erwartungsvoll an. "Wir haben heute eine Klausur zurück bekommen. Zwar sind es 68%, doch mein meinte Professor zu mir, dass es nur daran lag, weil ich nicht schnell genug geschrieben habe", seufzt sie und beißt sich vorsichtig auf ihre Unterlippe. Ihr Vater zieht mahnend eine Augenbraue hoch, stempelt es aber mit einem Nicken ab und lässt sich seine gute Laune nicht verderben. Denn schon kurz darauf wird er von seiner Frau in ein tieferes Gespräch verwickelt.

Ich nutze die Gelegenheit direkt und beuge mich zu Claire herüber. "Aber trotzdem so gut gelaunt?", muss ich nur flüstern und bringe sie zum rot werden. Kichernd wackle ich mit meinen Augenbrauen und ernte dafür einen Schlag auf meinen Oberschenkel. "Er studiert nicht mal an meiner Uni, sondern ist ein Investor für das Everage-Tower Projekt", sagt sie traurig und seufzt leise auf. Claire studiert schon seit einer Weile Architektur und ihr Kurs war inzwischen so weit, dass sie sich auch an die Planung realer Projekte wagen. Momentan restaurieren sie die Fassade eines riesigen aber etwas älteren Wolkenkratzers.

"Wie alt ist er denn bitte dann?", frage ich ein wenig angeekelt. Solche Investoren haben haufenweise Geld. Aber haufenweise Geld haben kaum Leute in unserem Alter. Vielleicht hat er auch reichlich geerbt. "Ungefähr 26, aber er sieht so gut aus", schwärmt sie und öffnet ihre Karte, um sich etwas auszusuchen. Ich weiß schon längst, was ich essen werde. Heute schreit  mein Magen förmlich nach Brokkoli-Lachs-Auflauf. Den gibt es zum Glück fast überall und ich bin absolut verrückt danach. Kurz darauf kommt auch schon wieder der Kellner an unseren Tisch und nimmt die Bestellungen auf. Nach dem Mittagessen verabschiede ich mich mit Claire von ihren Eltern, da diese jetzt ins Büro wollen und meine Freundin und ich andere Pläne haben.

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einem unserer Lieblingsplätze hier in New York. Der Pier ist wunderschön und auch wenn wir eventuell schon ein wenig aus dem Alter für Karussells und co. sind, ist die Versuchung einfach zu groß. Wir lieben einfach den Fahrtwind und das Kribbeln im Bauch zu sehr. So schlendere ich also mit einem breiten Lächeln im Gesicht neben meiner Freundin an all den bunten Buden vorbei, wovor sich schon die kleinen Kinder tummeln. Seufzend betrachte ich die kleinen Biester. Sie sind schon zu süß. "Ich will Dosen werfen!", schreit plötzlich Claire neben mir und zerrt mich geradeaus zu eine der Buden. Kopfschüttelnd lasse ich mich mitziehen und wandere mit meinem Blick über die Schlange davor. Es stehen zum Glück nur drei Leute davor - ein Pärchen mit ihrer etwa sieben Jahre alten Tochter.

"Was hast du denn für ein hübsches Kleid!", kommentiert meine beste Freundin das Outfit des Mädchens freundlich und erzielt damit ein stolzes Lächeln auf den Lippen der Kleinen. Nun erregen wir auch die Aufmerksamkeit ihrer Mutter, welche ihre Tochter lächelnd gegen die Schulter stupst. "Hey, was sagt man auf ein Kompliment?", tadelt sie ihre Kleine liebevoll. "Danke!", strahlt das Mädchen und strich sich besagtes Kleid glatt. Die Mutter räuspert sich kurz, hält zuerst Claire und danach mir die Hand hin, welche wir beide jeweils schütteln. "Ich bin Morgane Williams und das ist meine Tochter Kelly", stellt sie sich und das kleine Mädchen vor. "Claire Cooperson und meine Freundin Mary Foxter", antwortet meine Freundin für uns beide und strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist schon immer ein Fan von Smalltalk gewesen.

"Genießen Sie heute ebenfalls das schöne Wetter und machen also einen Familienausflug?", frage ich die junge Brünette und streiche mir schüchtern ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Mein Blick fällt kurzzeitig auf den braunhaarigen Mann, welcher sich immer noch mit dem Budenbesitzer unterhält. "Ja, kann man so sagen. Ich schätze mal ihr beiden wolltet euch einfach nur ein wenig amüsieren?", lächelt sie und bemerkt meinen Blick auf den Mann hinter ihr. "Ach ja. Das ist Dylan, mein großer Bruder", erklärt sie und deutet auf den Mann.Dieser fühlt sich nun auch angesprochen und wendet sich uns zu. Bei seinem Anblick klappt mir nur der Kiefer runter und ich betrachte verdattert seine wunderschönen grünen Augen. Und ich dachte, ich würde das Arschloch, was mich sitzen gelassen hat, nie wieder sehen.

Me and my millionaireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt