IV

7 1 0
                                    

IV
„Da sind wir!", sagte Rana, nachdem sie das Turmzimmer betreten hatten.
Pepas sah sich um. In der Mitte des Zimmers stand ein großer Tisch. An der einen Seite des Tisches befand sich ein Sofa, an der anderen Seite ein riesiger Sessel. Über dem Sessel an der Wand hing das Bildnis einer ihm fremden Frau in einem vergoldeten Rahmen.
Pepas setzte sich auf das Sofa, während Rana im Kamin in der Ecke das Feuer entzündete, denn es war kalt in dem Zimmerchen. Anschließend nahm die alte Frau im Sessel Platz und nötigte Pepas, nun die Schöne zu zeichnen, die ihn verzaubert hatte. Pepas zog ein Blatt Papier und einen Stift aus der Jacke, Utensilien, die er immer bei sich trug. Dann malte er aus dem Gedächtnis das Gesicht der Schönen aus seinem Traum auf das Papier. Kaum aber hatte er seine Zeichnung beendet, da verschwand diese vom Papier. Als er erstaunt aufschaute, sah er, dass sich seine Zeichnung nun im vergoldeten Rahmen über dem Sessel befand, genau an der Stelle, wo sich zuvor das Bildnis der Unbekannten befunden hatte.
Er betrachtete vom Sofa aus seine Zeichnung und schaute der Schönen, die er gemalt hatte, in die Augen. Diese aber zogen ihn auf der Stelle in ihren Bann, und er konnte seinen Blick nicht mehr von ihnen wenden, wurde schläfrig und schlief schließlich ein. –
Als Pepas einige Zeit später wieder aufwachte, beugte Rana sich gerade über ihn. Sie sagte, er sei plötzlich eingeschlafen und habe während seines Schlafes mehrmals den Namen „Bertoni" gemurmelt.
Pepas richtete sich auf. Als aber sein Blick auf das Bildnis an der Wand über dem Sessel fiel, war an der Stelle seiner Zeichnung, die nun völlig verschwunden war, das Bildnis der ihm unbekannten Frau zu sehen, das zuerst dort gehangen hatte. –

„Die Bertonis sind eine reiche Familie, die ein Schloss nicht weit von hier im Osten bewohnt," sagte Rana. „Einst hielt ein Zauberer um die Hand der jüngsten Tochter der Familie an. Diese aber wies ihn ab. Da verwandelte er sie in einen Säugling zurück, der sie bis heute geblieben ist. Es geht die Sage, wenn sie dereinst ein alter Mann aus Farfala küsst, wird sie wieder zu der jungen Frau werden, die sie gewesen ist und dann ein normales Leben führen."
Pepas war wie elektrisiert. Die Schöne aus seinem Traum hatte gesagt, er müsse ihr den Kuss zurückgeben, den sie ihm gegeben habe! Und außerdem war er nun ein alter Mann und kam aus der Region Farfala! Er musste sofort das Schloss der Bertonis aufsuchen! –
Er dankte Rana für ihre Hilfe und verließ den eisernen Turm. Draußen bestieg er sein Pferd und ritt eilig ostwärts davon...

Der Eiserne TurmOn viuen les histories. Descobreix ara