Jace*

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Nervös sah er sich um. Es war kalt und es begann zu regnen. Die Leute eilten durch den Regen und suchten Schutz unter Marquisen und in Cafés. Die Straßen wurden immer leerer, bis irgendwann kaum jemand mehr zu sehen war. Der Regen hatte an Stärke gewonnen, hallte in den verlassenen Straßen und steigerte seine Nervosität.

Wo blieben sie denn bloß? Es war nicht so, dass er sie unbedingt sehen wollte, aber er brachte es lieber schnell hinter sich. Je länger er warten musste, desto unsicherer wurde er. Er begann an seinen Fingernägeln zu kauen, eine Angewohnheit, die in schon seit jüngster Kindheit begleitete.

Wenn sie nicht langsam kamen, dann würde er gehen. Er hatte keine Lust stundenlang im Regen zu stehen und sich am Ende eine Erkältung einzufangen. Er wollte gar nicht hier sein, verdammt!

Noch immer konnte er nicht glauben, dass er sich auf diese Typen eingelassen hatte. Von Anfang an hatte er doch gewusst, dass man ihnen nicht trauen konnte und dass sie ihm nur Ärger bringen würden. Wäre er bloß nicht so verzweifelt gewesen. Das Geld, das er sich von ihnen geliehen hatte, war wichtig gewesen. Seine Mutter war krank gewesen und er hatte das Geld gebraucht, um die Arztkosten begleichen zu können.

Jetzt stand er hier und wartete darauf, dass die Typen kamen, von denen er sich das Geld geliehen hatte. Er wusste, dass er eigentlich heute seine Schulden begleichen sollte, aber es war ihm nicht gelungen, das Geld aufzutreiben. Sie würden Ärger machen, hundertprozentig. Wenn sie denn mal kamen.

Er warf einen Blick auf die Kirchenuhr: Es war kurz vor acht. Abgemacht war halb acht! Als es zur vollen Stunde schlug, sah er sich noch einmal um, bevor er sich schließlich kopfschüttelnd auf den Weg zurück machte. Er konnte nicht leugnen, dass er irgendwie erleichtert war. Seine Jacke war durchnässt und er freute sich auf die warme Wohnung und einen heißen Kakao.

Doch gerade als er in eine Seitenstraße abbiegen wollte, wurde er an der Schulter zurück gezogen. In ihm zog sich alles zusammen. Er wusste, wer hinter ihm stehen würde und er würde lügen, wenn er behauptete, keine Angst zu haben. Wenn er nicht gewusst hätte, dass es keinen Sinn hatte, dann hätte er sich jetzt losgerissen und wäre davon gelaufen. Er war schnell, aber das war auch schon der einzige Vorteil, den er hatte.

Und so drehte er sich langsam um und starrte in das Gesicht von Mason. Er grinste sein typisches Grinsen, das sein Gesicht in eine hässliche Fratze verwandelte. Es fröstelte ihn jedes Mal bei Masons Anblick, aber das würde er niemals zugeben.

"Wow", sagte Mason und warf einen kurzen Blick hinter sich, wo zwei seiner muskelbepackten Freunde standen. "Er ist wirklich gekommen. Ich bin beeindruckt, Jace. Hoffen wir mal, dass du mich jetzt nicht enttäuschst."

Jace schluckte und schielte immer wieder hinter Mason. Die beiden Typen konnten ihn innerhalb einiger Sekunden zerquetschen... Es kostete ihn viel Mühe und Mut, die nächsten Worte auszusprechen. "Ich... ich habe das Geld nicht."

Plötzlich herrschte Totenstille. Masons Grinsen war verschwunden. Und dann geschah alles ganz schnell. Einer der Typen packte Jace und zog ihn in eine dunkle Gasse. Er drückte ihn gegen die Wand und hielt ihm den Mund zu. Mason trat hinter ihn, betrachtete Jace aus zusammen gekniffenen Augen.

"Du hast das Geld nicht? Findest du das nicht unhöflich, nachdem ich die Arztkosten deiner Mutter beglichen habe? Wie würde es die gefallen, wenn Mami wieder zum Arzt müsste?"

Jace erstarrte. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er war nicht dumm, er wusste, dass Mason seine Drohung wahr machen würde.

Mason griff sich an sein Kinn. "Weißt du was, Jace? Ich werde dir noch eine Chance geben. Ich will 300€ bis zum Monatsende."

Das Glück des Zufalls | db ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt