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JASON

Ich setzte mich an das Fenster und nahm den Hörer. Ungeduldig sah ich mich um. Sonst war kein anderer hier um die anderen Frauen zu besuchen. Jetzt müsste ich über meinen Schatten springen. Hörbar ausatmend knackste ich meine Finger und runzelte nur die Stirn, als ich Liv sah, jedoch hatte sie Flecken im Gesicht. Sie strahlte als sie mich sah und setzte sich. Sofort nahm sie den Hörer. "Liv, was ist mit dir passiert?", fragte ich ruhig und schloss die Augen. "Halb so wild. Sag mir lieber, ob ich hier wieder raus komme". Ihre Stimme klang hoffnungsvoll. Leider musste ich diese Hoffnung jetzt zerstören. "Wir haben wirklich alles versucht um dich hier raus zu holen". Ihr Mund öffnete sich, doch sie brach kein Wort heraus. "Aber ihr könnt nichts mehr tun", beendete sie meinen Satz, worauf ich vorsichtig nickte. Es brach mir das Herz, als sie ihr Gesicht verzog und ich Tränen auf den Tisch prallen sah. "Liv, es-". "Hör auf, sag nichts", sagte sie und schniefte dann. Machte sie nur und schüttelte weinend den Kopf. "Jason, ich weiß nicht, wie lange ich hier drinnen sein werde. Wenn ich wieder raus bin, falls ich wieder raus komme, bitte ich dich, mich zu vergessen", fing sie an, aber ich runzelte sofort die Stirn. Wimmernd sah sie zur Seite und brach kein Wort heraus. "Nein, ich werde-". "Geh Jason. Geh. Bau dir ein neues Leben auf, vergiss mich, aber vergiss nicht, was wir hatten". Jetzt sah sie mich fest entschlossen an und durchbohrte meine Augen förmlich mit ihren wässrigen Augen. "Liv, bitte-". "Die Besuchszeit ist zu ende!". Eine Wärterin unterbrach mich und legte wieder Handschellen an ihre Arme. Bevor sie den Raum verließ, sah sie mich ein letztes mal an und ging.

Laut ausatmend verließ ich das Gefängniss und stieg in den Wagen. Wie konnte das alles nur geschehen? Wegen mir saß sie dort, doch ihre Aussage war klar. Ich schlug gegen das Lenkrad und brüllte. Sie wollte das ich gehe, sie hat mir gesagt, dass ich gehen sollte. Ich musste sie vergessen.

OLIVIA

So fest ich konnte schlug ich mit dem Hammer gegen den Stein und schrie meinen Frust raus. Es war Arbeitszeit. Jeden Tag mussten wir etwas anderes tun und heute war Steine schlagen dran. es war eine alte Mauer, die wir zerschlagen sollten. Erneut holte ich aus und schlug gegen den nächsten Stein. Keuchend hielt ich inne und merkte wie mich die anderen nur skeptisch ansahen, doch das war mir egal. Ich wusste nicht, wie lange ich hier bleiben würde, ich wusste nicht, ob ich irgendwann wieder raus kommen würde. Ich wusste nur eines, und zwar, dass mein Leben sich auf einen Schlag geändert hatte. Die alte Olivia war tot, ich würde sie in dieser Zelle zurücklassen.

"Wie lief es heute mit deinem Loverboy?", fragte Susan, als wir beim Abendessen saßen und mich erneut an ihn erinnerte. "Keine Ahnung was du meinst", meinte ich leicht gereizt und schob mir eine Gabel voll Salat in den Mund. "Na der Typ mit den Tattoos. Dein Freund", sie sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an und trank etwas aus ihrem Glas. "Jason ist Geschichte", gab ich ohne jegliche Emotionen von mir und schob meinen Teller bei Seite. Der Fraß schmeckte wie Erbrochenes. "Verstehe. Wie lange musst du absitzen?", ihre tiefe Stimme bohrte sich langsam in mein Gehirn. "Keine Ahnung". Monoton stand ich auf und nahm mein Tablett, um es weg zu bringen.

"Hey Mads, wie geht's?". Ich wickelte das Telefonkabel um meinen Finger und hielt den Hörer etwas weg, als sie anfing zu Brüllen. "Wie gehts?! Wie gehts?! Ist das dein Ernst?! Du sitzt von heute auf morgen im Knast und fragst mich wie es mir geht?! Deine Mutter ist fast ohnmächtig geworden! Und ich?! Was soll ich denn jetzt ohne dich tun?!". "Madison, bitte reg dich ab. Du musst damit klar kommen, genauso wie meine Mutter und der ganze Rest", sagte ich locker und spürte keine Gefühle. Keine Reue, keine Trauer, keinen Scham. "Wie konnte das alles denn nur geschehen?", fragte sie, ich hörte, dass sie schluchzte. Seufzend lehnte ich mich gegen die kühle Wand und versuchte so leise wie möglich zu sprechen, da wir eigentlich schon schlafen mussten. "Das Leben ist unfair", hörte ich sie sagen und nickte mit dem Gewissen, dass sie es nicht sah. "Und wie. Keine Sorge Mads, sobald ich hier raus bin werde ich dich als erstes suchen, ich muss jetzt auflegen", flüsterte ich und hing den Hörer an den Halter zurück, um zur Wärterin zu gehen, die auf mich wartete.

JASON

Ich packte meine ganzen Klamotten zusammen und holte genügend Geld aus meinem Safe in meinem Keller. Schnell belud ich meinen Wagen mit den ganzen Koffern und stieg ein. „Mr. McCann, werden wir uns wieder sehen?", fragte Arthur, er hatte seine Kappe abgesetzt und stand neben dem Wagen. „Auf jeden Fall Arthur, wie könnte ich Sie je vergessen?", fragte ich ihn, er lächelte. „Und werde ich Miss Brown wieder sehen?", fragte er, ich seufzte und sagte: „Warum sollten Sie?", fragte ich und verschloss den Kofferraum. „Nun Ja Mr. McCann, sie war die einzige, die mehr als ein Mal von mir gefahren wurde", sagte er grinsend, ich nickte nur. „Wo werden Sie hinfahren?", fragte er mich als letztes, ich stieg ein, er kam zu meinem Fenster. „Ich werde nach Los Angeles fahren Arthur".

OLIVIA

Während ich im Bett lag, fragte ich mich, wo ich wohl nach meiner Freilassung hinfahren würde. Ich würde wohl erst meine Familie und Madison besuchen, danach würde ich mir meine Koffer schnappen und ein neues Leben beginnen. Ich wollte irgendwohin, wo mich keiner kannte. Ich wollte schon immer mal nach Los Angeles. Ich schloss meine Augen und wälzte mich. Sobald ich meine Augen schloss, sah ich ihn. Ich wollte ihn so gerne vergessen, aber ich konnte einfach nicht. Es ging einfach nicht.

My new Job - Jason McCannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt