♕ 22.

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Warnung. Kapitel enthält leicht verstörende und verwirrende Szenen. Laut Jugendschutzgesetzt (vgl. §15 Abs. 2 Nr. 3a) sollte dieses Kapitel unter ‚Erwachseneninhalt' eingestuft werden.

Mit einem hämischen Grinsen schaue ich Edward in die Augen. Der dunkelgrüne Schimmer spiegelt sich in dem Skalpell. Mir wird ganz warm ums Herz.

Seine übertriebene Schönheit wird mir jetzt ganz deutlich bewusst, die makellose Haut, die perfekt angebrachten Proportionen. Er ist wunderschön. Alles an ihm sitzt an der richtigen Stelle.

Bloß sein Lächeln gefällt mir nicht, nicht weil es dieses falsche Grinsen ist, sondern vielmehr weil er nicht lachen sollte. Er darf nicht lächeln. Sich über mich lustig machen.

Weiß er nicht, dass ich ihn gleich aufschlitzen werde? Dass ich ihm erbarmungslos die Kehle durchtrennen werde? Er hat keinen Grund zu lächeln, er sollte lieber schreien. Solange er noch kann.

Gierig schaue ich mich an seinem makellosen Gesicht satt. Er gleicht einer Porzellanpuppe in männlicher Version.

Elender Sackträger.

Er hat es nicht verdient, dass die Frauen ihn anhimmeln. Er hat es nicht verdient so wunderschön zu sein. Ist man einmal in seinem Bann gefangen, wird das Leben zum Fluch. Er blendet die Menschen mit seiner Schönheit, sie vertrauen ihm und merken nicht mal, wie sie langsam ausgelaugt werden. Stück für Stück.

Gemächlich, aber intensiv.

Er will alles an mir verschönern. In mir verschönern. Er hat den Drang einen perfekten Körper zu konstruieren. Alles soll wunderschön sein. Perfekt.

Aber niemand verdient es umsonst perfekt zu werden. Jeder muss Opfer bringen. Umsonst bekommt man heutzutage gar nichts mehr.

Ich weiß genau, dass es ihm gefällt, mich leiden zu sehen. Er hat sich in meine Schmerzen verliebt. Schmerzen, die ich ertragen muss. Schmerzen, die ihm aber erfreuen. Deswegen lächelt er auch.

Er kann gar nicht aufhören, mir zu zeigen wie sehr es ihm Spaß gemacht hat, mir Schmerzen zuzufügen. Sein Dauergrinsen macht mich verrückt. Es lässt mich einfach irre werden, all meine Körperteile sehnen sich nach Rache.

Ich will, dass er leidet. Er soll schreien. Er soll seinen Mund aufreißen und nach Erbarmung betteln.

Und nicht mehr Lächeln.

Mit voller Wucht steche ich mit dem Skalpell in sein rechtes Auge. Eine warme Flüssigkeit spritzt mir entgegen. Ich lache.

So ist es schön.

Ich bohre immer tiefer und tiefer. Mit aller Kraft durchsteche ich seinen Augapfel. Das Skalpell sitzt mittlerweile so tief, dass ich es nicht mehr schaffe es herauszuziehen.

Schnell wandern meine Augen in dem OP Saal umher. Die grünen Arztkittel sind verschwunden. Schade, dabei macht es der Psychocrew doch so viel Spaß andere Leute leiden zu sehen. Sie hätten bestimmt auch Gefallen daran.

Jetzt bleibt mein Blick an dem Hammer hängen. Es ist wahrscheinlich genau der Hammer, mit dem mir Edward die Nase gebrochen hat. Meine Mundwinkel ziehen sich weit nach oben, so wie du mir, so ich dir.

Schwungvoll haue ich jetzt dem Psychopaten auf die Nase. Ich schlage einfach wild drauf los, immer wieder ziele ich auf sein Schmuckstück.

Ich habe es glaube ich nicht geschafft ihm einen Knochen zu brechen, meine Qualifikationen im richtigen Winkel zuzuschlagen reichen dafür vermutlich nicht aus. Aber es ist mir egal, ich will einfach nur, dass er leidet. Dass er die Schmerzen spürt.

Nach einer Weile reicht es mir aber nicht mehr nur auf der Oberfläche seines Körpers zu hantieren. Die große Schere, die vor mir auf dem weißen Tisch liegt, kommt wie gerufen.

Mit funkelnden Augen greife ich danach. Ich werde ihm sein wunderschönes Gesicht zerkratzen, seine Perfektion muss vernichtet werden. Ich weiß nicht ob die Eifersucht, die Rache oder die Wut gerade die Oberhand meiner Gefühle hat. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allen drei Emotionen.

Langsam, aber gefühlvoll setzte ich die Spitze auf seine Schläfe. Mit aller Kraft steche ich zu.

Das Blut dringt zuerst nur leicht aus seinem Körper, dann läuft die rote Flüssigkeit im schneller am Kopf herunter. Schnell streiche ich mit der Schere über seine Wange, seine Lippen, sein Kinn. Ich beschädige zwar nur seine Oberfläche, aber es ist ja genau sein Äußeres, das ihn ausmacht. Das ihn so begehrenswert macht. Ich werde Edward alles nehmen, mehr als seine perfekte Hülle besitzt er nämlich nicht.

Er ist schön. Von außen.

Ich will mehr Blut sehen, ich will, dass er mehr leidet. Schließlich nehme ich die Schere in beide Hände und schlage auf seine Brust. Trotz enormen Kraftaufwand sehe ich allerdings kein Blut., wahrscheinlich habe ich nur eine Rippe getroffen.

Lustvoll steche ich jetzt in seinen Bauch. Hier strömt das Blut nur so aus seinen Körper, ich habe Glück das die Schere spitz genug ist. Die dunkelrote Flüssigkeit bildet einen wundervollen Kontrast auf dem weißen Arztkittel.

Ich lächle leicht.

Ich hoffe er spürt die Schmerzen, ich will, dass er jeden einzelnen Stich wahrnimmt.

Verbissen steche ich immer und immer wieder zu. Aufgeben ist keine Alternative, ich werde ihm solange Schmerzen bereiten bis mich meine Kraft verlässt. Bis ich keine Energie mehr habe.

Nein, umbringen will ich ihn nicht. Wieso auch? Der Tod wäre die Erlösung, und ich werde ihn sicherlich nicht von seinem Leiden befreien.

Niemals.

Die Wut hat mittlerweile den Höhepunkt erreicht. Mein Verstand, getränkt in Wahnsinn, gibt mir immer wieder Energie.

Ich bin schon lange nicht mehr fähig klar zu denken, aber wer ist sich schon all seiner Tätigkeiten bewusst. Es gibt Momente, da darf man nicht zögern, nicht nachdenken. Man muss einfach handeln, auch wenn es im Nachhinein dann die falsche Entscheidung war.

Aber jetzt gerade tut es mir gut meine Wut rauszulassen. Der ganze angestaute Zorn kommt zum Vorschein.

Mir macht es Spaß ihm Schmerzen zuzufügen. Aber nur, weil er es nicht anders verdient. Oder? Wahrscheinlich steckt in jedem ein kleiner Sadist. Egal in welcher Form, Zerstörungsgedanken sind nichts Unnormales. Vermutlich.

Ich schlage meine Augen auf, ein strahlendes weiß empfängt mich. Dann sehe ich wie mir Edward entgegen lächelt. Es ist lebendig. Mir kommt es so vor, als wäre ich psychisch durgeknallt. Nein, mir kommt es nicht nur so vor.

Ich werde verrückt.


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