♕ 10.

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Ich sitze auf der Kloschüssel. Der Angstschweiß sitzt tief in meinem Nacken, während ich versuche mit zittrigen Fingern die 110 zu wählen. Durch das heftige Zittern verfehlen meine Finger oft die richtigen Tasten. Erst nach dem dritten Mal schaffe ich es die richtige Zahlenfolge in mein Handy einzutippen.

Tut. Tut. Tuuuuut.

Shit warum geht keiner ran? Bleib ruhig Tara, man kann nicht innerhalb von einer Sekunde abheben, versuche ich mich selbst zu beruhigen.

Nach einigen Sekunden tut sich aber immer noch nichts. Plötzlich höre ich ein dreckiges Lachen. Ein lautes hässliches Lachen kommt aus meinem Hörer. Ich zucke zusammen. Vor Schreck lasse ich beinahe mein Handy fallen. Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken. Was ist das? Ist das die Polizei?

„H-hallo? Wer ist da?" das Zittern in meiner Stimme war nicht zu überhören.

Keine Antwort.

Schnell überprüfe ich die Nummer. Ja, ich hatte die 110 gewählt. Auf meinem Display steht es so, Pixel auf Pixel.

Plötzlich durchfährt mich wieder dieses hässliche, fiese Lachen. Die Geräusche fließen durch Mag und Bein. Es sind genau die selben Laute. Dieses Lachen klingt dem von vorher sehr ähnlich. Nein, es ist das gleiche wie zuvor. Auf meinem Nacken bildet sich eine Schweißperle nach der anderen.

Was geht hier vor?

Plötzlich bewegt sich die Türklinke nach unten. Verdammt, ich habe vor lauter Aufregung vergessen abzusperren. Alvaro steht in der Tür, und schaut mich gelassen an. Die Tatsache, dass ich gerade auf der Toilette sitze und er mir bei dieser intimen Sache zuschaut, blende ich in dem Moment komplett aus. Scheiße hat er was bemerkt? Hat er gemerkt, dass ich grade die Polizei anrufen wolle?

„Ach Tara. Ich bin enttäuscht von dir. Ich hätte dir wirklich mehr zugetraut. Die Polizei anrufen? Wie hätte die dir den helfen können? Glaubst du wirklich Sie hätten dir geglaubt? Und selbst wenn, glaub mir wir sind auf alles vorbereitet, sie hätte keine Beweise gefunden. Sie hätten dich für verrückt gehalten." grinst Alvaro hämisch.

Ich schlucke. Wie war das möglich? Woher wusste er, dass ich die Polizei rufen wollte?

„A-aber ich..."

„Oh Tara du musst noch viel lernen. Wir überwachen dein Handy. Und nicht nur dein Handy, da gibt es jetzt so einiges das ich von dir wissen muss. Aber ist das nicht glasklar? Meine Liebe, du bist ab sofort unser Projekt. Etwas Besonderes. Da kannst du nicht mehr tun und lassen was du willst. Und wir spielen hier nach meinen Regeln. Schon vergessen?"

Verdammt, dann war dieses dreckige Lachen nicht das eines Polizisten. Natürlich nicht. Kein Polizist würde jemals Lachen in einer Notfallsituation. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen.

„Manche Nummern kannst du gar nicht wählen. Wir haben Sie gesperrt. Bestimmte Nummern werden nicht erreichbar sein für dich, unsere Computerfreaks leiten den Anruf in dieses Haus, und es erscheint nur ein krankes gemeines Lachen. Edwards Lachen. Das Lachen erinnert dich dann immer wieder daran, dass du gerade etwas tust was du nicht sollst."

Ich schlucke erneut. Scheiße die haben mich in der Hand. Erst jetzt wird es mir deutlich bewusst. Ich bin hier gefangen. Gefangen in den psychischen Hirngespinsten von Alvaro, Edward und deren asozialen Crew.

Eine kleine Unterschrift, und jetzt diese Konsequenzen durchleben müssen? Nein. Niemals. Nicht mit mir. Mein Selbstbewusstsein wächst in dieser Sekunde um mehrere Prozente. Ich weiß, dass ich im Recht bin. Verträge kann man lösen, jeder Rechtsanwalt würde meine Argumentation verstehen.

Ich komme nicht mal zu Wort, denn Alvaro spricht sofort weiter.

„Aus dem Vertrag kommst du übrigens eh nicht raus." Kann er Gedanken lesen?

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