Kapitel 20

272 29 5
                                    

Er fühlte sich wie der größte Versager den es gab. Schon wieder hatte er es verbockt. Wieso nur, konnte er es ihm nicht sagen? Sagen, was er wirklich fühlte? Stattdessen machte er alles nur noch schlimmer...

*Ardys POV*

Das Leuchten aus Taddls Augen verschwand und sein Lächeln gefror.
Es wirkte nicht mehr echt.
All die Euphorie die ich eben noch wahrgenommen hatte, war von einer Sekunde auf die andere verpufft.
Spurlos verschwunden.
Und seine Augen wurden dunkel; vertrieben den Glanz in ihnen.

Ich schluckte.
Er schluckte.

Meine Hände bebten.
Seine Mundwinkel begannen zu zucken.

Ich hatte mich selbst belogen und ich hatte ihn belogen. Ihm die Abfuhr mitten ins Gesicht geklatscht obwohl ich mir mittlerweile sicher war, dass er genauso fühlte wie ich.

Ich hätte mich ohrfeigen können!
So dumm, so dumm, so dumm!
Was lief nur falsch in meinem Kopf!?

Ich konnte sehen wie der Größere die Lippen fest aufeinander presste und seine Hand in den Bezog der Couch krallte.

„Alles... alles okay?" es war eher ein Flehen als eine Frage.
Langsam nickte er und wandte dann den Blick ab, sodass ich sehen konnte, wie sich die Tränen in seinen Augen wegen der herein fallenden Sonne spiegelten.

Was hatte ich getan?

„Bist du fertig mit deiner Liste?" gab er krächzig von sich ohne mich wieder anzuschauen.
„Ja..." murmelte ich.
„Dann kannst du ja jetzt gehen."

Mein Herz verkrampfte sich, aber ich stand auf und drehte mich widerspruchslos zur Türe.
„Taddl?" fragte ich trotzdem nochmal weinerlich, da ich diesen Anblick nicht ertrug.
Doch kaum, sah ich ihm wieder ins Gesicht, konnte ich nichts mehr sehen.
Keine Emotionen.
Nichts.
Eisige Kälte die ihn schützte.
„Was? Ist doch alles cool!" meinte er nun übertrieben lässig, mit einem leicht wütenden Unterton.
„Wir sind Brudis, nicht mehr. Passt doch, oder nicht?"
Ich nickte schwerfällig und wandte mich erneut zum gehen.
„Tut mir leid..." hauchte ich trotzdem noch.
„Wieso? Ich kann dich doch zu nichts zwingen! Und weißt du, eigentlich bin ich ganz froh darüber, Ardy."
Er machte eine kurze Pause und musterte mich durchdringend, ehe er fortfuhr.
„Weil wenn wir eh nur beste Freunde sind, hast du auch keine Macht mehr, über mich zu bestimmen, was gut für mich ist und was nicht. Weil beste Freunde akzeptieren die Entscheidungen des anderen, während Pärchen sich nach den Wünschen des Partners richten. Das muss ich ja jetzt nicht mehr."

Mit diesen Worten knallte er mir die Wohnzimmertüre von der Nase zu und ließ mich mit seinen Worten alleine.

Scharfe Krallen zogen sich quälend langsam über meine Seele und rissen tiefe Wunden in diese.

Ich hatte es verbockt.
Mal wieder alles falsch gemacht.

Wieso nur war ich so feige meine Gefühle offen zu zeigen?
Ich wollte ihn nicht nur als besten Freund.
Ich wollte wieder diese ungezwungene Nähe spüren!
Ihn berühren können.

Nur Brudis... pah, von wegen!
Dafür liebte ich Taddl viel zu sehr...

Und während ich betroffen und geknickt sein Haus verließ und mich auf den Heimweg machte, sank Taddl mit dem Rücken an der Türe zu Boden und ließ seinen Tränen freien lauf.
Wie sehr hatte ich ihn geprägt.
Hatte seine Mauern nieder gerissen.
Ihn wieder verwundbar gemacht.
All das zunichte gemacht, was er sich mühsamst aufgebaut hatte, um in dieser bitteren Welt zu überleben, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren.
Und ich hatte genau das ausgenutzt und seinen wunden Punkt angegriffen.

Vielleicht war ich ja doch nicht wie er.
Vielleicht war Taddl der Einzige der anders war.
Vielleicht war ich nur einer dieser Klischee Menschen.
Denn Menschen konnten grausam sein, wenn es um Leute ging, die anders waren.
War ich wirklich einer von denen?
Wollte ich so sein?

Nein, ich wollte bei Taddl sein und ihn lieben mit all seinen Macken und Vorzügen.
Aber das hatte ich mir nun selber zunichte gemacht.

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt