Kapitel 16

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Zuerst kam die Trauer, dann die Enttäuschung. Doch geprägt wurde er von Wut und er wollte Rache. Rache, weil er ihn verletzt hatte. Obwohl er genau wusste, dass das alles nur noch schlimmer machen würde.

*Ardys POV*

Am nächsten morgen war ich unnormal früh in der Schule und saß angespannt auf meinem Platz.
Ich ignorierte meine Freunde komplett, bis sich diese verwirrt zurück zogen und mich zum Glück in Ruhe ließen.

Luna warf mir immer wieder aufmunternde Blicke zu, doch meine Augen klebten nur an der Türe durch die sie hofften einen wasserstoffblonden Jungen treten zu sehen.
Doch nichts dergleichen kam.

Enttäuscht musste ich mit anhören wie die Klingel läutete und der Lehrer das Klassenzimmer betrat.
Doch nicht mal eine Minute später wurde die Türe erneut aufgerissen und ein eiskalter Windzug strömte herein.
Alle Blicke richteten sich nun auf diese und dann trat er ein.
Stille kehrte ein.
Ich schluckte schwer.
Da stand er.
Kalt.
Leblos.
Verändert.
Es war wieder der Taddl, den ich von meinem ersten Schultag kannte.
Nichts war mehr übrig von dem Taddl den ich lieben gelernt hatte.

Warte...

WAS!?

Noch bevor ich mir weiter den Kopf über diese Worte zerbrechen konnte, begann er zu seinem Platz zu stolzieren wobei er keinen der Blicke würdigte.
Und dann sah ich sie.
Seine Augen die mich fixierten.
Ein Schauer lief über meine Haut und mein Herz wurde schwer.
Eiskalt.
Leer.
Distanziert.
Als wäre ich eine fremde Person.
Eine Person, die er hassen würde.
Als hätte er all die Ereignisse und Gefühle mit mir aus seinem Leben verbannt.
Das war nicht er.
Und er sah auch nicht mehr mich.

Schwer ließ er sich neben mich fallen und brachte die Klasse zum wegschauen in dem er seinen eisigen Blick schnell über sie gleiten ließ.

Der Lehrer gab kein weiteres Kommentar dazu und wandte sich dem Unterricht zu.

Doch die ganze Stunde lang zitterte ich.
Nicht nur, weil mir extrem kalt geworden war.
Ich fühlte mich, als würde ich neben einer Leiche sitzen.
Und ich hatte Angst.
Angst, dass ich ebenfalls bald etwas wie er sein würde.
Innerlich gestorben.

Kaum ertönte das rettende Klingeln, sprang ich ruckartig auf und raste schon fast in den Schulhof hinunter, wo ich mich hilflos an die Mauer lehnte und aus dem Augenwinkel bemerkte, wie langsam auch die anderen Schüler heraus strömten.
Darunter auch er.

„Okay Ardy." murmelte ich zu mir selbst.
„Du reißt dich jetzt zusammen und klärst das."

Meine Beine sahen das jedoch nicht ganz so, denn sie bewegten sich kein Stück.
Mussten sie auch nicht.
Denn er steuerte genau in meine Richtung.
Ich atmete einmal tief ein bevor ich die Stimme erhob.
„Taddl!" rief ich krächzig.
Wow, ganz toll gemacht. Sehr überzeugend.
Seine Augen durchbohrten mich erneut und mir wurde schlecht.
„Ich wollte dir nur sagen, dass, also, tut mir leid was ich-"
So Schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte er mich fest an die Wand gepresst und baute sich drohend über mir auf ehe er leise knurrte: „Deine scheiss Entschuldigungen sind mir egal. Genauso wie du."

*Krack*

Da war es wieder.
Mein Herz meldete sich zu Wort.
Und es tat weh.
Verdammt weh.

So schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder und ließ mich - einen stummen, verletzten und zitternden Ardy - zurück.
Alles in mir zog sich zusammen.
Mein Magen drehte sich um.
Meine Knie sackten ein.

Und so blieb ich an der Wand sitzen; den Blick in eine weit entfernte Leere gerichtet; nichts fühlend.
Denn der Schmerz saß zu tief um noch etwas anderes wahrzunehmen.
Ich hatte Taddl verloren.
Und obwohl sich gerade etwas in mir breit machte, das mehr weh tat als alles zuvor, hatte ich das Bedürfnis es ihm gleich zu tun.
Ich wollte, dass er sich auch so fühlte wenn ich ihm klar machte, dass ich nicht mehr bei ihm sein wollte.
Ich wollte auch diese Macht über ihn haben.
Wenigstens einmal.

Es tat weh, ja, sehr sogar.
Es sollte ihm auch weh tun; und zwar noch mehr.
Er sollte spüren was es hieß, jemandem das Herz zu brechen.
Denn leugnen konnte ich sowieso nicht mehr, dass er eindeutig mehr als nur ein Freund war.

Behind me ~ TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt