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Thomas nahm seine linke Hand und nahm meine rechte Hand, legte seine rechte Hand auf meinen Rücken und fing an, Wiener Walzer zu tanzen. Ich dachte, dass er erst einmal gemächlich tanzen würde, da ich ja vollkommen außer Übung war, doch da hatte ich eindeutig falsch gedacht. Er hielt mich fest und wirbelte mich durch den Tanzsaal und, wie durch ein Wunder, hatte ich bei meinen Schritten keine Probleme.

Anscheinend waren die Erfahrungen meiner Tanzkurse doch nicht vollkommen aus meinem Kopf verbannt worden, was ich sehr gut fand, denn es war wundervoll, von ihm durch die Gegend gewirbelt zu werden. Thomas war wirklich ein perfekter Tänzer.

"Und du hast gesagt, du wüsstest nicht, ob du tanzen kannst. Sei doch nicht immer so bescheiden." Thomas beugte sich zu meinem Ohr hinunter und flüsterte mir diese Worte in mein Ohr, während er mich in eine weitere Drehung zog. "So gut bin ich nun auch wieder nicht", entgegnete ich. Ich war natürlich total geschmeichelt, dass er es anders als ich sah.

"Chloe, du tanzst perfekt und jeder, der das nicht so sieht, hat Tomaten auf den Augen." Okay, das löste jetzt eine Gänsehaut bei mir aus, was Thomas anscheinend auch bemerkte. Er blickte mir tief in die Augen und dieser Blick sagte mir alles. Erstaunlich, was Blicke alles sagen können, vor allem seine braunen Augen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen intensiven Kuss auf den Mund, was dazu führte, dass Thomas seinen nächsten Schritt verpeilte, strauchelte und fast auf den Boden fiel.

Okay, das war jetzt allerdings nicht meine Absicht gewesen. Schnell fasste ich seine Hände und konnte so gerade noch verhindern, dass er auf den Boden plumpste. Thomas hing in einer eigenartigen Stellung über dem Boden, was mich dazu brachte, loszukichern. Es sah einfach zu komisch aus. Als Thomas mich kichern sah, konnte er sich auch nicht mehr halten und prustete ebenfalls los.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, blickte alle Gäste an. Alle, wirklich alle starrten uns an, einige lachten ebenfalls, andere waren kurz davor. Doch sie lachten uns nicht aus, sie lachten mit uns. Sie hatten sich alle in einem großen Kreis, der geschlossen war, um uns gestellt und beugten sich mit ihren Getränken in der Hand zu uns vor, um zu sehen, was als Nächstes geschah. Thomas stand wieder auf und verbeugte sich theatralisch vor unseren Zuschauern. Er drehte sich um, um sich auch vor fast jedem zu verbeugen. Genau in diesem Moment war das Lied zu Ende, ich hörte, wie die Musik allmählich leiser wurde, bis sie schließlich ganz verstummte.

Daraufhin brach die Menge in einen riesen Applaus aus. Ich lief rot an, als Thomas meine Hand ergriff, meinen Arm hochhob, um sich gemeinsam mit mir vor den Leuten zu verbeugen und mich dann drehte, den Arm um meine Hüfte legte und mich langsam zu Boden gleiten ließ, allerdings kurz vor dem Boden in dieser Position hielt. Er beugte sich langsam, ganz langsam zu mir hinunter und legte dann, endlich, seine weichen Lippen auf meine. Mein Herz fing an, zu rasen und ich hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen. Die Leute um uns waren auf einmal vollkommen vergessen, wir beide waren in unserem Paradies. Ich löste mich nach einiger Zeit von seinen Lippen und grinste ihn überglücklich an. "Das wollte ich schon den ganzen Tanz über machen", sagte er. Ich ließ mir wieder von ihm aufhelfen und antwortete ihm. "Ich weiß, ich habe es in deinen Augen gesehen."

Von Seiten der Gäste hörte ich etwas, wie 'Oh Gott, sind die süß zusammen' oder 'Awww, wie sweet'. Thomas hatte es anscheinend auch gehört, denn er verschränkte seine Hand mit meiner und lächelte mich an, während ich mal wieder in seinen Augen versank.

"Ihr beide seid echt das perfekte Tanzpaar", lobte uns Will, als er sich zu uns setzte. Nach diesem Tanz, hatten Thomas und ich uns an einen großen Tisch etwas abseits der Leute gesetzt. Ich wollte eine kurze Pause, da ich mir dachte, dass es sicherlich nicht der letzte Tanz für heute Abend gewesen war. Thomas hat mir nochmals etwas von dem rosa Getränk gebracht und hat sich dann auf den Stuhl neben mich gesetzt. Als Will zu uns stieß, saßen wir nebeneinander, ich meinen Kopf auf seiner Schulter und er seinen Kopf auf meinem. Unsere Hände hatten wir unter dem Tisch verschränkt. "Danke, Will", bedankte ich mich bei ihm.

Da stießen auch noch Kaya und Dylan zu uns und setzen sich ebenfalls zu uns an den Tisch. "Ihr tanzt wirklich perfekt", lächelte Dylan. "Könntet ihr Dylan und mir irgendwann ein paar Schritte beibringen?", fragte Kaya und lächelte Dylan an. "Aber Kaya, ich bin ein echt miserabler Tänzer", erwiderte Dylan. "Kein Problem, sehr gerne würden wir euch das beibringen, nicht Thomas?", fragte ich Thomas und stieß ihn leicht an die Schulter. "Ja klar, kein Problem", schmunzelte er, "ach ja, Dylan, Übung macht den Meister, mach dir keine Sorgen.

"Da freuen wir uns, vielen Dank", bedankte sich Kaya bei uns und zog mich in eine Umarmung. Sie war wirklich nett und ich dachte mir, dass wir eines Tages echt gute Freunde werden könnten. Kaya blickte Dylan an, wie eigentlich die meiste Zeit, mit einem echt verträumten Blick. Als Dylan sie ebenfall ansah, bemerkte ich, wie Kaya rot wurde und ihren Blick schnell von ihm abwandte, was allerdings nicht lange hielt, bis sie wieder zu Dylan linste.

Sie war wirklich total verschossen in ihn, deswegen beschloss ich, einmal unter vier Augen mit ihr zu reden.

"Kaya? Kann ich dich mal kurz sprechen?" "Ja, natürlich", antwortete Kaya sofort und sprang auf, um mir zu folgen, natürlich nicht, ohne Dylan noch einen letzten, schmachtenden Blick zuzuwerfen.

Ich ging mit ihr in ein Nebenzimmer, in dem niemand war. Es war ebenfalls ein Ballsaal, doch viel kleiner und auch nicht so prunkvoll. "Was gibt es denn?", fragte sie mich und ihrem Blick sah ich an, dass sie es wirklich nicht wusste. "Dylan?", half ich ihr auf die Sprünge. "Was ist mit ihm? Er ist mein bester Freund", antwortete sie mir schnell, doch mir entging nicht, dass sie dieses Thema nervös machte. "Du willst mir jetzt doch nicht weismachen, dass du nicht auf ihn stehst. Kaya, ich sehe, wie du ihn ansiehst", entgegnete ich. "Ich stehe gar nicht auf ihn. Und selbst wenn, was wäre dann? Nichts, er sieht mich doch nur als seine beste Freundin, das würde doch nie etwas mit uns werden!" "Also stehst du auf ihn?" "Etwas", gestand sie mir. Etwas, die Untertreibung des Jahrhunderts. "Kaya, jetzt hör mir bitte einmal zu. Du hast anscheinend noch nie darauf geachtet, wie Dylan dich ansieht, oder?"

Kaya seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Auf was soll man denn da achten?", fragte sie verzweifelt. "Dylan sieht dich genau so an, wie du ihn ansiehst. Ihr müsst dringend über eure Gefühle sprechen!" "Und wie? Ich werde mich niemals trauen, dieses Thema bei ihm anzusprechen, dafür bin ich viel zu schüchtern."

Ich konnte schlecht sagen, dass es total einfach wäre, denn das wäre gelogen. Ich hatte es ja auch fast nicht geschafft, nach unserem ersten Kuss zu Thomas zu gehen. Zum Glück hatte er geahnt, was ich wollte und hat mir sehr viel geholfen.

"Kaya, wir schaffen das zusammen. Ich werde dir dabei helfen. Das verspreche ich", teilte ich ihr entschlossen mit. Ich hatte also eine Mission: Kaya und Dylan verkuppeln.

London Boy (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt