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"Dann mal los", sagte Ki Hong, sprang aus seinem Sessel auf und pfefferte das Magazin in eine Ecke, aus der noch viele weitere Hefte quollen. "Ähmm, Ki Hong, ich muss mir vielleicht erst mal wieder meine normalen Kleider anziehen?!" "Ups", meinte Ki Hong nur.

So ein Trottel.

Ich lief zurück zu der Umkleidekabine und zog mir schnell das Kleid wieder aus und meine normale Kleidung wieder an. Bevor ich den Vorhang der Umkleidekabine öffnete, hielt ich mir nochmal das Kleid vor meinen Körper und betrachtete mich im Spiegel. Vielleicht würde diese Party doch nicht so schlimm werden, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Nun lief ich zur Kasse, um das Kleid zu bezahlen. Die Verkäuferin hatte mir gerade den Preis genannt und ich hatte vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen. 520 VERDAMMTE PFUND FÜR SO EIN KLEID?! Niemals.

"Hey, Liebling, was hast du denn?", fragte mich Thomas, der sich gerade neben mich gestellt hatte. Er blickte in mein verdutztes Gesicht und zuckte mit den Schultern. "Hast du dir mal den Preis des Kleides angesehen?", fragte ich ihn verwirrt. "Ja, wieso?" "Thomas, das kann ich niemals bezahlen. Es tur mir leid, aber wir müssen wohl übel in einen anderen Laden gehen." Thomas sah mich noch verwirrter an? War das sein Ernst? Er konnte wohl kaum von mir erwarten, dieses teure Kleid zu kaufen?

"Chloe, das musst du doch nicht bezahlen. Ich schenke es dir natürlich. Du siehst darin so zauberhauft aus und ich habe gesehen, dass es dir auch gefällt, also sag nicht, dass du es nicht willst", erwiderte er. "Doch...schon, aber Thomas, warum?"

Er beugte sich zu mir hinunter und gab mir einen sanften, aber intensiven Kuss auf die Lippen. "Darum."

Da konnte ich nun nichts mehr sagen. Thomas bezahlte also das Kleid und wir brachten es schnell zu ihm nach Hause. Ich hatte eigentlich ein schlechtes Gewissen, da Thomas mir so etwas teures gekauft hatte , aber wenn er es nunmal an mir mochte, konnte ich nichts machen. Ich war jedes mal wieder überrascht und konnte es immer noch nicht glauben, dass ich nun zu ihm gehörte. Ich würde es wohl nie realisieren können.

Thomas hatte den Weg zu einer Buchhandlung eingeschlagen, die ich noch nicht kannte. Wenn man es so sah, kannte ich bisher fast nicht von London, außer ein paar wichtigen Geschäften und der kleinen Buchhandlung, in der ich mal war. Aber ich ließ mich gerne eines besseren belehren.

Auf einmal stoppte Thomas vor einem Laden. Ich blickte auf und sah ein Schild, auf dem 'Buchhandlung' stand. "Voilà." Thomas lächlelte mich an. "Vielen Dank, sehr geehrter Fremdenführer", kicherte ich. "Für so eine bezaubernde, junge Dame doch immer gerne", schmunzelte er. Ich errötete.

Im Buchladen steuerte ich sofort auf meine Lieblingsabteilung zu. Thomas und Ki Hong verlor ich sofort aus den Augen, sie hatten eine andere Richtung eingeschlagen, wo sie sich wahrscheinlich wieder über irgendetwas tödlich amüsierten. Die beiden waren manchmal echte Kleinkinder.

Bei den Fantasy- und Science-Fictionbüchern angelangt, war ich sofort wieder in meinem Element. Ich zog gefühlte millionen Bücher heraus, las den Klappentext, legte manche zur Seite, da ich beschlossen hatte, mir mal wieder ein Buch zu kaufen und schrieb mir manche Titel auf, damit ich sie nicht vergaß.

Wenn ich in so einem Buchladen stand, vergaß ich manchmal das völlige Zeitgefühl und wurde nicht selten von Verkäufern darauf hingewiesen, dass sie jetzt schließen würden, wie auch heute. "Entschuldigen Sie, Miss. Wir schließen in fünf Minuten. Aber morgen haben wir wieder von 8 bis 19 Uhr für Sie geöffnet", teilte mir der Verkäufer mit. Ich seufzte, stellte die Bücher wieder ins Regal, bis auf eines, das ich mir kaufen wollte. "Ich habe hier ein Buch, das mir gefällt. Könnte ich das noch schnell bezahlen?", fragte ich. "Natürlich", antwortete mir der Verkäufer lächelnd. Ich ging zur Kasse und bezahlte schnell.

Thomas und Ki Hong warteten schon vor der Tür auf mich. "Na endlich, das hat ja ganz schön gedauert", stöhnte Ki Hong. "So lange war das doch gar nicht", maulte ich, "ich verbringe teilweise mehrere Stunden in Buchläden, du kannst froh sein, dass sie geschlossen haben." "Bin ich auch", grinste Ki Hong hämisch. Depp! "Und nun?", fragte Thomas.

"Ich brauche heute erhlich gesagt nicht mir viel. Was ihr macht, ist mir egal. Ich werde nach dem Essen nur etwas Lesen und dann schlafen gehen, ich bin echt müde, der Tag war anstrengend", verkündete ich. "Also ich hätte Lust auf abfeiern", meinte Ki Hong, "bitte, kommt mit." "Thomas kann von mir aus mitkommen, aber ich kann nicht mehr." Thomas schüttelte ebenfalls den Kopf. "Tut mir leid, ich gucke mir vielleicht zu Hause noch einen Film, aber zu viel bin ich auch nicht mehr in der Lage."

Ki Hing seufzte resigniert. "Naja, dann halt wann anders." "Eher gesagt übermorgen", meinte ich, "die Party der Darsteller. Da kannst du uns all deine tollen Dancemoves zeigen, Ki Hong, da bin ich schon ganz gespannt."

Wir liefen entspannt nach Hause, ich war echt müde, das hatte ich zwar gesagt, damit ich nirgendwo mehr hinmuss, denn ich hätte mir schon denken können, dass Ki Hong Hummeln im Hintern hat und nicht so schnell zur Ruhe kommt, aber es war nun wirklich so. Bei Thomas angekommen aß ich schnell etwas und zog mich dann in sein Schlafzimmer zurück, natürlich mit meinem neuen Buch.

Das Lesen entspannte mich total und kaum, dass ich es bemerkte, hatte ich schon die ersten 100 Seiten geschafft. Ich war eine sehr schnelle Leserin, was zwar gut war, da man so mehr Bücher in einem Zeitraum lesen kann, doch trotzdem war es bei manchen Büchern schön, noch länger in ihnen vertieft zu sein.

Als ich bei Seite 150 war, klopfte es an die Tür. Ich klappte mein Buch zusammen, um zu öffnen, doch da öffnete sie sich schon selbst. Thomas streckte den Kopf ins Schlafzimmer.

London Boy (Thomas Sangster FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt