Kapitel 6

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Ardian und Ju gaben ein Ebenbild von purer Verzweiflung ab, als sie die Kinder beobachteten, die sich geradewegs an ihren zerbröselten Blättern im Garten erfreuten. Sie standen da rum, sahen nur zu wie Rosie und Summer sich im Laub herum wühlten, und mit allem spielen wollten, was der Garten ihnen bot.

»Definitiv deine Kinder.«, hörte ich Ju Ardian zuflüstern, der ihm obendrein noch einen leichten Schlag mit dem Ellbogen in die Rippen gab. Ardian lachte nur auf, sah dann zu mir und zwinkerte, was mich erröten ließ wie ein pubatierender Teenager.

»Meine Schönheit haben sie auch.«, scherzte Ardian, kniff Julien in seine Wange.
»Nein«, argumentierte Ju, »die ist von Stella.« und lachte ebenfalls. Ich errötete bloß noch mehr, ging ins Haus, bevor ich noch explodieren würde.

-

Julien erklärte sich dazu bereit uns zum Kindergarten zu fahren, der sich in der Nähe des Doms befand. Ich hatte keinen Einwand, sein Autogeruch zog mich noch immer an. Ich liebte diesen Zitrus Duft, und er bewahrte das Geheimnis um den Laden, wo er diese Duftanhänger kaufte, noch immer für sich. Ich glaube, er wollte mich damit ärgern und nötigen immer mit ihm zu fahren.

Ardian verfrachtete die Kindersitze in Julien's Auto, setzte Rosie und Summer links und rechts hinein und schnallte sie an, wobei Summer an Ardian's Haaren herum zog, als er seinen Kopf duckte, da er den Anschnaller nicht genau sehen konnte, und er meinte, dass er seine Brille nicht trug. Ich hatte nie gewusst, dass er überhaupt eine besaß. Er trug sie immerhin nie. Ich lachte nur darüber, wie Summer an seinen Haaren zog und er von Rosalie über Einhörner bequatscht wurde, während er versuchte die Gurte irgendwie festzubekommen. Er gab sich Mühe, das war das was ich sehen wollte. Das ganze Geschehen beobachtete ich durch den Rückspiegel Ju's Autos. Ich grinste.

»Hast du's dann mal?«, gaffte Ju und sprach das aus, was ich in einer netteren Form dachte.

»Ja«, sagte Ardian, zog den Gurt fest, »Ich hab's dann mal.« und setzte sich stolz in die Mitte, zwischen Rose und Summer.

Auf der Fahrt brabbelten die Kinder, versprachen sich, und Ardian interagierte mit ihnen. Er musste doch tatsächlich seine Geschichte über Amelie Vocué noch fortführen. Den Kindern reichte die Kurzversion nicht. Vorallem nicht Summer.
Ich beobachtete die Menschen, die auf den Bügersteigen neben uns her gingen. So genervte und gestresste Gesichtsausdrücke wie immer. Nach einigen Seitenstraßen parkte Julien auf einem Frauenparkplatz. Wie damals.

»Frauenparkplatz, Onkel Julien.«, wies ich ihn hin, zeigte auf das große Schild neben uns, auf dem eine Frau abgebildet war.

»Ich hab doch jetzt drei davon dabei, also macht das nichts.«, winkte er ab, grinste mich an und stieg dann aus.

Ich beobachtete Ardian noch, wie er versuchte -erfolglos- die Kinder und sich aus den Gurten zu befreien. Von allen Seiten wurde er angetatscht, er lachte trotzdem noch. Ich lehnte mich noch abgeschnallt im Sitz zurück, sah Ju draußen seine Parkkünste bewundern und Ardian im Rückspiegel herumfechten.

»Hey, kommst du da hinten klar?«, lachte ich ihn an, drehte mich um und sah in drei Gesichter, die mich anstarrten.

Die Kinder glucksten, Ardian pustete sich Haare aus dem Gesicht. Er sah etwas erschöpft aus.

»Na ja«, sagte er, »nicht ganz« und spitzte seine Lippen.

»Soll Mutti dir helfen?«, fragte ich belustigt.
»Ja, bitte«, flehte er und warf seinen Kopf in den Nacken. Er stöhnte auf.

Die Tür neben mir wurde aufgedrückt, mein Körper heraus gehievt und danach meine und Ardian's Töchter abgeschnallt, aus dem Auto gehoben, sodass er ebenfalls heraus kriechen konnte. An Julien's Viertürer-Autodecke stieß er sich dann noch den Kopf an und ächzte ein »Autsch«, was die Kinder zum Lachen brachte. Er rollte nach einem blöden Kommentar von Ju die Augen, nahm dann Summer und Rosie an die Hand, wovon Rosie wiederum mich und Summer Ju an die Hand nahm. Wir bildeten eine Kette, gingen in den Kindergarten vor uns hinein und wurden von bunten Wänden begrüßt, die Finger-und Handabdrücke trugen. Ich fand ihn schön, deshalb hatte ich ihn ausgesucht. Eine Erzieherin begrüßte uns herzlich, führte uns etwas herum, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass Rosalie und Summer ab nächster Woche den Kindergarten besuchen würden, und so weiter, und sofort. Die kleinen Mädchen waren begeistert, zeigten der Erzieherin ihre Zahnlücken und sie lachten viel, was gut war. Mir fielen alle Sorgen von den Schultern. Die Sorgen, dass sie sich nicht wohl fühlen würden und Angst hatten.
In einem kleinen Raum, an dessen Türschild »Marienkäfergruppe« stand, setzten wir uns hin. Julien, Ardian und ich auf den Teppichboden, die Erzieherin vor uns, und die Kinder in einer Spielecke. Frau Lonen, die Erzieherin, meinte, dass sie sich so schon einmal eingewöhnen könnten. Viele weitere Kinder spielten um uns herum, guckten uns an oder ignorierten uns einfach. Es war voller Betrieb. Rosie und Summer malten sogar hin und wieder etwas. Ja, wir verbrachten weitaus über eine Stunde dort.

Rosalie & Summer | Erkenne dein wahres Ich 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt