>> Ach so. <<, erwiderte ich bloß.

>> Ja! Und als ich ihr erzählt habe, dass du heute kommst hat sie dein Leibgericht gekocht, damit du dich gleich wohl fühlst. <<

>> Ach wie nett. <<, murmelte ich, nicht wirklich überzeugend.

>> Ja, sie ist wirklich nett. <<, versicherte sie und fing an den Tisch zu decken.

>> Ich gehe kurz auf die Toilette. <<, sagte ich und stand auf.

>> Alles klar. <<, erwiderte sie. >> Du hast ja gar kein Gepäck dabei. <<, stellte sie dann fest. Ziemlich spät, meiner Meinung nach.

>> Ja. Ich hatte ja schon vor einem Monat alles hergeschickt und das Nötigste hab ich in meinen Hosentaschen. <<, erklärte ich.

>> Ach so. Okay. Na gut...dann...viel Erfolg auf der Toilette. <<, sagte sie grinsend. Ich lächelte müde zurück.

Ich ging in das Badezimmer für Gäste, das quer gegenüber der Küche war und schloss die Tür ab. Ich wusch mir zuerst die Hände mit kaltem Wasser, dann meine Arme, mein Gesicht, meinen Hals. Es war ziemlich warm im Haus. Der plötzliche Klimawandel hatte mir nicht gut getan. Ich bemerkte, dass ich meine Jacke noch anhatte, die Ärmel hochgekrempelt.

Ich zog meine Jacke aus und legte sie auf den Klodeckel. Erst jetzt sah ich bewusst in den Spiegel.

Ich sah erschöpft aus und meine Augenringe machten es nicht besser. Ich seufzte und sah in meine Augen.

Ganz dicht, um meine Pupillen herum war es weiß, was in ein hellblau überging. Die Farbe wurde immer dunkler bis sie plötzlich eine dunkelrote bis schwarze Farbe annahm.

Hatte je ein Mensch schon mal Pupillen gesehen die dunkelrot umrandet waren? Ich selbst hatte diese Besonderheit, oder wie man es auch nennen mag, an meinen Augen nie erkannt bis mein Vater mich damals darauf angesprochen hatte.

Ich war acht Jahre alt gewesen und hatte hohes Fieber gehabt. Ich hatte zwei Wochen lang im Bett gelegen. Die ersten drei Tage hätte ich anscheinend durchgeschlafen und als mein Vater immer besorgter wurde und den Arzt bedrängte mich irgendwie aufzuwecken, hätte der Arzt meine Lider hochgeklappt um mit hellem Licht die Reaktionsfähigkeit meiner Pupillen zu testen, woraufhin meine Augenfarbe um die gesamte Pupille herum dunkelrot geleuchtet hätte. Meine Pupillen hätten wohl pulsiert und ich wäre glücklicherweise aufgewacht.

Und der Arzt? Nun ja, mein Vater erzählte mir, dass der Arzt zutiefst schockiert darüber zu seiner Praxis zurückgekehrt war.

Als mein Vater es mir später erzählte, hatte ich es ihm nicht geglaubt. Und trotzdem betrachtete ich meine Augen seitdem jeden Tag im Spiegel. Erst mit zwölf hatte ich selbst die rote Farbe entdeckt. Ich hatte mich damals sehr erschrocken. Mein armer Vater. Was er sich wohl damals gedacht hatte.

Ich wollte nicht länger an mein „altes Leben" denken, deshalb nahm ich meine Jacke vom Klodeckel und verließ das Badezimmer um endlich mit meinem Leibgericht vereint zu sein.

>> Wieso hast du so lange gebraucht? <<, fragte mich meine Mutter, als ich die Badezimmertür zuzog. >> Das waren gerade mal zwei Minuten. <<, antwortete ich und setzte mich auf einen Stuhl.

>> Lange genug um zu denken, du wärst stecken geblieben. <<, sagte sie lachend, in der Hoffnung mich zum Lachen zu bringen. Vergeblich.

Ich brummte etwas, damit sie nicht beleidigt war. Ich merkte, dass sie sich große Mühe gab mich nicht scheiße zu behandeln, doch letzteres war mir, um ehrlich zu sein, lieber als ihre Heuchelei zu ertragen.

Feis (I) - Feuer und EisWhere stories live. Discover now