Kapitel 22

1K 59 8
                                    

Als ich die Küche betrat, fand ich dort bereits meine Mom vor, die meine Anwesenheit anfangs aber gar nicht wahrnahm, weil sie zu sehr auf die Zeitung konzentriert war, die vor ihr auf dem Tisch lag. 

"Zwei Personen werden vermisst", sagte sie, nachdem ihr einen guten Morgen gewünscht ahtte und die Milch aus dem Kühlschrank holte. Die Morde und das Verschwinden der Menschen bereiteten ihr wirklich Sorgen, zumal sie im Krankenhaus umso mehr davon mitbekam. "Und das Mädchen, das davor vermisst wurde, sie ist wieder da, aber sie war so aufgewühlt und durcheinander. Sie wusste nicht mal, wie sie an den Ort gekommen ist, an dem sie gefunden wurde", sprach sie weiter und wollte  mich damit nicht nur auf den neusten Stand bringen, sondern auch warnen und beschützen. So wie ich sie kannte, war ihre größte Angst, dass ihr oder mir etwas Ähnliches passierte.

"Die Polizei hier kriegt wirklich nichts auf die Reihe. Ein paar Ausgangssperren und Warnungen, mehr nicht. Wie soll das jemandem weiterhelfen?"

Wenn sie doch nur wüsste, dass die Polizei schlecht herausfinden konnte, welche Menschen von einem Dämonen besessen waren, der sie kontrollierte und dazu brachte, andere Personen umzubringen, wenn die Polizisten nicht mal von den Dämonen wussten, geschweige denn an so etwas glaubten. Mir fiel es ja sogar noch schwer daran zu glauben, obwohl sich auf meiner Schulter ein Zeichen befand, das mich vor diesen Kreaturen schützen sollte.

Aber ich dachte keinen Moment darüber nach, es meiner Mutter oder der Polizei zu sagen, denn nicht nur, dass mir niemand Glauben schenken würde, sie würden mich wahrscheinlich auch noch für verrückt erklären -genau wie dieses Mädchen, das gefunden würde. Ich wusste nicht, wo sie jetzt war, aber ich war mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis man sie in eine Psychiatrie einweisen ließ.

"Die Polizei in New York hat sich teilweise gar nicht mehr um manche Gegenden gekümmert", wand ich ein, obwohl ich mich selbst nie dafür interessiert hatte, als wir noch in New York gelebt hatten. Wir waren in Sicherheit, die Kriminellen blieben in ihrer Gegend und wir in unserer. Da gab es abenteuerlustige Menschen, die einfach aus Spaß mal eine dieser kriminellen Gegenden besuchten, aber ich gehörte nicht dazu. Weshalb sollte ich mich aus 'Spaß' in Gefahr bringen? 

"Weil die Menschen in diesen Gegenden alle kriminell waren. Aber in dieser Stadt gibt es Menschen, die mit diesen Dingen nichts zutun haben wollen. Ein Mörder läuft frei herum, wie schwer kann es sein, ihn in einer Kleinstadt zu finden?"

Ich fing an mein Müsli zu essen, woraufhin eine Stille ausbrach, denn meine Mutter konzentrierte sich wieder auf den Zeitungsartikel.

"Wann ist Dylan gestern gegangen?", fragte sie, als sie dann die Zeitung beiseite legte und ihren Blick wieder mir widmete. Ich schluckte das Müsli runter, bevor ich ihr eine Antwort gab.

"Gar nicht."

"Er ist ziemlich oft hier", stellte sie fest, ohne es böse zu meinen. Ganz im Gegenteil, sie schien ihn nur noch mehr und mehr zu mögen, je öfter und länger er hier war. So oft wie er vor allem in letzter Zeit hier war, war das aber wirklich alles andere als schlecht. Sie hatte eine gute Menschenkenntnis und diese schien ihr zu versichern, dass sie Dylan vertrauen konnte. Sie mochte ihn schon mehr als meinen letzten Freund, den sie gerade so akzeptiert hatte und so selten wie möglich zu Gesicht bekommen wollte -dabei waren ich und Dylan nicht mal zusammen.

"Du weißt, dass ich etwas lockerer bin, was das angeht, aber trotzdem will-"

"Wir sind nicht zusammen, Mom. Nur Freunde, wir sind nur Freunde", stellte ich sicher, denn das hatte ich tatsächlich noch nicht getan. Dass ich mich überhaupt mit jemandem angefreundet hatte, verstieß schon gegen meine eigenen Prinzipien und ich wusste, dass es jetzt schon zu spät war, um etwas dagegen zu unternehmen. Wir verstanden uns schon zu gut, dass ich mich einfach von ihm abwenden konnte. Das jedoch änderte nichts an dem Plan, den ich hatte; ich würde meinen Abschluss schaffen und dann diese Stadt verlassen. Eine Großstadt, ich wollte wieder in eine Großstadt. 

Hunted | Dylan O'BrienOù les histoires vivent. Découvrez maintenant