⚔ ɴɪᴀʟʟᴇᴡ - Teil 4 ⚔

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Es vergingen ein paar Tage, Jellena kam jeden Tag zu mir und erzählte immer wieder über den unbekannten jungen Mann. Sie suchte ihn überall, hielt immer Ausschau, doch fand ihn nicht. Vielleicht war er auch nur auf der Durchreise gewesen und war schon lange wieder weg. Aber auch sonst hatte kein Anwesender auf ihn geachtet. Doch jedes mal sagte ich ihr dasselbe: "Du wirst ihn schon noch finden." Schließlich sollte man die Hoffnung niemals aufgeben. Das einzige, was ein Merkmal an ihm war, waren seine eisigen hellblauen Augen - die auch unter tausenden auffielen, weil sie eine unbekannte Kälte in sich trugen. Heute Abend würde ich nun meinen Verlobten kennenlernen, denn mein Vater, König Dyustian Mereria war wieder da. Jellena stand neben mir im Garten, vor einem großen Teich, dahinter erstreckte sich ein gesäumter Platz, aus Sand. Sand und Staub wurde aufgewirbelt, und aus meinem hochgesteckten Haar, lösten sich vereinzelt Strähnen und wirbelte umher. Goldene Augen blickten mich an, durch den Lichteinfall sah es fast aus, als wäre das Gold flüssig und ein Hauch von Glitzer war darin zu Hause. Es waren Augen, vor denen ich mir früher einmal gewünscht hätte, sie wären meine, aber ich hatte niemals gedacht, dass dies auch mal wahr wird. Hätte ich gewusst, wie ich dazu gekommen wäre, würde ich es mir nicht wünschen. Es funkelte, als kochte es unter der Oberfläche in den Iriden. Nur der Teich trennte uns. Doch Neaxis war nicht alleine, hinter ihr tauchte ein zweiter Kopf auf. Grünliche Schuppen, und fast Schwarze Augen blickten uns entgegen. Zwei Geschwister, die immer zusammen auftauchen, und niemals einzeln gesehen wurden. Nur selten, waren sie zu trennen. "Hallo Xaraoh." Begrüßte Jellena ihren Drachen. Er war fast um die Hälfte größer als seine kleine rötliche Schwester, obwohl sie aus einem Gelege entstammten. "Heute Abend, wieder hier treffen?” Ich legte eine kurze Pause ein und schloss die Augen, nur um tief durchzuatmen. “Jetzt müssen wir erstmal wieder rein. Du darfst heute deinen Zukünftigen kennenlernen. Bist du schon aufgeregt?" Sie wusste nicht, wie aufgeregt ich wirklich war, und doch fühlte ich mich unbehaglich. Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr offenes Haar und strahlte mich an, meine Freundin war so anders als ich und doch verstanden wir uns vom ersten Moment an. Ich wusste instinktiv, was sie meinte, sie flirtet gern mit Männern und war gespannt auf die Gesellschaft aus dem Haus Anphiso.
"Willst du hier festwachsen oder wollen wir es endlich durchziehen und deinen zukünftigen Gatten kennenlernen?" Ein freches Augenzwinkern unterstrich ihre Neugier nur noch mehr. “Und ich suche mir auch einen Hübschen raus, er hat bestimmt ein paar seiner Wachen mit." Für sie war das wahrscheinlich kein großer und bedeutender Tag, denn ihr blickte jeder hinterher, doch sie schien es fast nicht mehr zu bemerken. Für mich war es schon ein Tag, an dem ich mich am liebsten verstecken würde. Wir schauten unseren Drachen nach, als gerade Neaxis sich in die Lüfte erhob und ein Wirbelsturm über die Rosenbüsche stobte. Äste verbogen und Blätter verloren ihren Halt. Mit ihren kräftigen Hinterbeinen drückte sie sich ab und schwang sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Hinter ihr erhob sich Jellas Drache Xaraoh in die Lüfte. Seine Flügel verdeckten die Sonne und der Garten wurde in Schatten getaucht. Nur Augenblicke Später erhellte die Sonne wieder den Garten, die letzten Strahlen des Tages. "Komm Lariela, wir gehen uns Mal ein paar Hübsche Männer suchen." Grinsend häkelte sich bei mir unter und wir machten uns auf den Weg in den Saal. Große, weiße Türen mit goldenen Verzierungen an dem Türrahmen, die einer Dornenranke glichen. Zwei Wachen öffneten die Tür, als sie uns erblickten. Tische waren mit großen Tabletts und kleinen Häppchen aufgereiht. Bedienstete gingen mit silbernen Tabletts, mit Wasser und auch Wein durch die Anwesenden Gäste. Mein Vater erblickte mich und strahlte, als er mich in einem hellen Cremefarbigen Kleid sah. Schlicht gehalten, aber einen tieferen Rückenausschnitt, was auch meine Brüste etwas mehr hervorhob. Nicht dass ich es darauf anlegte, aufzufallen, aber heute war das mein Tag. Leider konnte ich nicht tauschen, ansonsten würde sich meine Freundin sicherlich über diese Situation freuen. Es lag eng anliegend an meiner Taille. Darunter begannen mehrere Lagen Tüll und bauschte sich ein wenig auf. Kleine hellblaue Diamanten waren am Rand eingearbeitet. Neben ihm stand ein Mann mit langen, dunkelblonden Haaren. Er war groß gebaut, hatte breite Schultern und hohe Wangenknochen zu dem kantigen Kinn. Kurz darauf verharrte ich neben Jella, als würde die Verbindung zwischen Kopf und Beine nicht mehr funktionieren. Es waren alleine schon seine Augen, die mir die Luft zum Atmen nahmen. Plötzlich schien mein Körper nicht mehr zu wissen, wie es funktionierte, sich zu bewegen. Jedes Individuum hat seinen Weg, und man soll sie nicht aufhalten. Liebe kann einem Glück und Zufriedenheit spenden, aber auch Verzweiflung und Enttäuschung einher bringen. Wer offen durch die Welt reist, wird Glück finden, doch manchmal findet man es auch unerwartet und das ist oft das Beste daran. Das Paradies ist dort, wo man glücklich ist. Dies kann in den Händen einer Familie oder eines Partners sein, oder für mich auf dem Rücken eines Drachens. Hölle oder Himmel, das entscheidet jeder für sich. Auf einmal spürte ich, wie mein Herz zu rasen anfing, ich wusste, ohne dass mein Vater etwas laut aussprechen musste, dass er der Auserwählte ist. Geistesabwesend machte ich einen Knicks, als würde nur mein Unterbewusstsein reagieren - Jella tat es mir gleich, und ich musste ihn wohl zu lange angestarrt haben, denn mein Vater legte mir eine Hand auf den Arm. "Darf ich vorstellen, das ist Mikhail Yassin. Aus dem Haus Anphiso." Er sah kurz zu mir, ehe sein Blick wieder zu dem groß gebauten Mann glitt. "Mikhail, das ist meine Tochter Lariela." Eigentlich müsste er das schon wissen, denn wer kam denn einfach zu einem Ball, ohne zu wissen, für wen. Doch es war die Höflichkeit, und der Gedanke nur einer von meinen. Doch am Ende sind wir es, die den Weg mit Steinen pflastern oder mit großen Schrittes entgegengehen. Wer immer schlechtes wieder fährt, wird schlechtes sehen und sich so etwas Gutes entgehen lassen. Plötzlich loderte ein Gefühl der Abneigung in mir auf, ein unbeschreibliches Gefühl. Eine Emotion, die selten ist, aber mir nicht fernbleibt. Und nicht verborgen, ein ständiger Begleiter. Zumal ich nur in seine markanten Augen blickte. Dieses vielfarbige Grün. Es war, als hätte eine mächtige Hand eine Sanduhr umgedreht und die Sandkörner hätten zu rieseln begonnen. Ein kurzes Zucken der Mundwinkel von Mikhail, ein kurzer Blick. Und so lauschte ich noch ruhig der Stimme des zukünftigen Mannes, der mein Leben bestimmen sollte. Plötzlich erklang eine Stimme in meinen Ohren, jung und doch so gewaltig wie der unbekannte Wald selbst. So abgrundtief wie der Teich, von Algen verdeckt. Ein Teppich aus lang vergangener, alter Zeit. "Schön dich kennenzulernen, Lariela." Er nahm meine andere Hand, die andere noch immer im Ellenbogen von Jellena. Und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken, und sein Daumen strich über meine Haut auf den Fingerknöcheln. Die Welt dreht sich, doch die Anspannung bleibt, wie wenn ein einziger Funke gebraucht wird, um einen trockenen Wald ins Lodern zu bringen - übergehen zu lassen. Das Land ist im Wandel, man spürt es der Luft. Was wird die Zukunft wohl bringen? Das aufsteigende Gefühl ließ mich nicht los, doch gleichzeitig war ich hin und her gerissen. Was sollte eigentlich passieren, wenn man Mikhail zulange in die Augen starrte? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man ertrinken könnte, wenn man sie zu lange anblickt. Ein Grün wie Algen, wie ein alter und abgrundtiefer Teich. Die Luft zum Atmen rauben. Doch das ging nur von außen, wenn man ihn sein innerstes Blicken würde, so würde man unter dem schimmernden und endlosen grünen Teich mit Algen und Moos verloren gehen und ertrinken. Ebenso keine schöne Art und Weise, weil man sich in diesem Labyrinth verirren würde und keine Oberflächen finden kann. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen und blickte kurz zu meinem Vater. "Schön euch kennenzulernen, Mikhail." Antwortete ich schnell. Ehe ich verlegen zu Jella blickte. Ihre rehbraunen Augen strahlten glücklich und funkelten wie tausend Sterne. Ihr gefiel es hier deutlich.

Niallew - Band 1Where stories live. Discover now