- Kapitel 30: Die Krücken der Varai -

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Juraj lachte auch daraufhin und Asavi wagte, die Augen einen Spalt weit zu öffnen.

»Du bist irritierend ehrlich und hinterhältig zu gleich«, gestand er ihr zu und blickte auf die Uhr in seinen Händen. »Ich bin das nicht gewohnt.«

»Aber vor halbnackten Frauen sogar noch halbnackter rumzustehen, ist deine zweite Natur?«

Juraj hob verblüfft den Blick von der Uhr. »Wie kommst du darauf?«

Asavi rollte mit den Augen. »Ich trage wenigstens unter diesem Fummel noch eine Unterhose. Du vermutlich nicht.«

Juraj sah an sich herab, was auch Asavi dazu verleitete, ihren Blick über seine Hüften gleiten zu lassen, und sie bereute jeden Zentimeter nackter Haut, der ihr unter die Augen kam.

»Könntest du dir bitte etwas anziehen?«, fragte sie und ihre Wangen fingen erneut Feuer.

Juraj entging das nicht und er lächelte verlegen. »Tut mir leid. Ich wollte nicht unpassend erscheinen. Ich habe noch nie mit einer Frau in einem Zimmer gewohnt.«

»Natürlich nicht. Was ist das für eine technische Spielerei?«

Jurajs Lächeln verschwand und er schloss die Faust darum. »Ich sagte doch, es ist meine Einsatzuhr.« Er öffnete den Schrank und nahm sich eine frische Uniform heraus. »Sie sagt mir, wie lange ich noch fliegen darf.«

Asavi machte einen Schritt zur Seite. »Dann war das Meeting gestern mit Izabela und dieser Anja, eine Debatte darüber, ob du deine Einsatzuhr abgeben musst?«

Juraj hielt kurz inne und schloss den Schrank andächtig. »So ungefähr«, meinte er dann zögerlich.

»Und auf den Punkt gebracht?«, bohrte Asavi nach, der diese Geheimnistuerei langsam auf die Nerven ging. »Was hat Izabela denn vor mit denjenigen, die ihre Befehle vermasseln, die zugegeben unterirdisch – oder überirdischer Natur sind, je nachdem, in welche Richtung du das Extrem ihrer Ansichten führen willst. Überirdisch«, fügte sie selbst nach ein paar Sekunden Bedenkzeit hinzu, »ist aber den Umständen entsprechend der passendere Vergleich, nicht?«

Sie lächelte ihn grimmig an und Juraj lächelte nach einigem Zögern zurück. »Wenn du's mir nicht sagen willst, bin ich dir zwar böse, werd dich aber nicht weiter drauf pressen.«

Juraj Lächeln wurden entschuldigend. »Danke. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich darauf überhaupt antworten darf.«

Asavi grinste. »Wir sind doch aber jetzt beste Freunde. Und die vertrauen einander.«

Juraj blickte sie für einige Momente sprachlos an. Ein zufriedenes Lächeln kroch über seine eleganten Gesichtszüge und ein heller Funke brachte seine dunkelblauen Augen zum Leuchten. »Du vertraust mir?«

Asavi rollte mit den Augen und unterdrückte ein Grinsen. »Ja doch. Also, was ist eine Einsatzuhr?«

Jurajs Griff um seine Uniform wurde ein wenig fester. Er zögerte noch kurz, dann ließ er sich auf der Bettkante nieder. Asavi setzte sich neben ihn und blickte auf seine Hände, die nun die Kette auf den zusammengefalteten Stapel Gewand in seinem Schoß zogen.

»Du hast mich doch gestern gefragt, ob ich es nicht schräg finde, vor knapp zwei Jahren auf die Welt gekommen zu sein.«

Asavi nickte stumm.

»Die Wahrheit ist. Ja, ich finde es schräg. Aber darüber reden wir nicht. Wir werden sogar dazu angehalten so wenig wie möglich darüber zu reden. Meine Brüder und ich bekommen alle eine Einsatzuhr, wenn wir aus dem Bruttank steigen.« Er hielt die Uhr in die Höhe und zwirbelte die feinen Kettenglieder nervös zwischen den Fingern. »Sie zeigt nichts an, bis auf meine Erlaubnis, Einsätze zu fliegen.«

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWhere stories live. Discover now