12. Kapitel

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Charlotte winkt mich zu sich rüber in der Cafeteria, nachdem ich bereits zwei Schulstunden hinter mich gebracht habe. Ich fühle mich elend. Müde. Ausgelaugt.

Vielleicht war das keine gute Idee von mir gewesen nach so kurzer Zeit wieder in die Schule zu gehen.

"Meine Schwester solltest du besser nicht warten lassen", kommt es plötzlich von Ethans Stimme links neben mir. Erschrocken drehe ich mich zu ihm. Er legt sanft seine rechte Hand auf meinen Rücken und schiebt mich in Richtung Charlottes Tisch.

Sie strahlt mich wie immer energiegeladen an. Ich setze mich neben sie und lächel vorsichtig zurück.

"Und? Wie gefällt es dir bis jetzt?", erkundigt sie sich sofort bei mir.

"Ist ganz okay. Aber vielleicht doch etwas zu viel für mich", gebe ich ehrlich zu und bin froh meine Gefühle zu äußern. Das erleichtert mich im selben Moment noch.

Augenblicklich wird Charlotte ruhiger und legt ihre Hand auf meinen Unterarm.

"Das verstehe ich. Du kannst auch ins Sekretariat gehen und dich abmelden. Niemand erwartet etwas von dir", sagt sie einfühlsam zu mir.

Vielleicht war ich beim Kennenlernen letzte Woche etwas zu hart zu ihr. Ihre Anwesenheit tut mir gut. Sie spielt mir nichts vor, wie ich es gewohnt war in Corinth.

"Danke, ich schaff das schon irgendwie."

Motivierend sieht sie mich an.

Caleb sitzt neben mir und sieht mich ebenfalls mitfühlend an. Nur Ethan sitzt am Tisch und scheint in seiner eigenen Welt zu sein. Nun kommt in mir das Mitgefühl hoch. Es geht ihm nicht gut und scheinbar redet er mit niemanden darüber, da sich niemand um ihn kümmert, sondern alle um mich. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen und versuche das Thema zu wechseln.

"Welches Fach steht als nächstes an?"

"Zeig mal deinen Stundenplan", fordert Charlotte mich auf.

Während sie ihren Stundenplan mit meinem vergleicht, starre ich in  Gedanken vertieft Ethan an. Bekommt Charlotte Zuhause nicht mit, wenn er geschlagen wird? Ist es überhaupt wirklich sein Vater, der ihm das angetan hat? Oder hatte sein Vater an dem Tag wo die beiden sich nicht verstanden haben nur einen schlechten Tag und ist sonst sehr nett? Aber wenn er so nett wäre, dann würde er ja nicht bei meinem Dad schlafen. Und so individuell wie sein Zimmer für Ethan eingerichtet ist, denke ich nicht, dass bei ihm Zuhause alles gut ist.

Aber wieso erzählt er es nicht wenigstens seinem besten Freund?

"Rachel? Halloo? So toll sieht mein Bruder auch wieder nicht aus", sagt Charlotte plötzlich neben mir und ich wurde scheinbar beim Starren erwischt. Ethan hebt seinen Kopf und sieht mir dann in meine Augen.

Er räuspert sich und steht dann auf. "Ich muss nochmal schnell auf die Toilette", kommt es ruhig von ihm und steht dann eilig auf.

Er will nicht, dass ich etwas weiß.

Ihm wäre es am liebsten, wenn ich ein dummes, naives Mädchen bin, welches nichts hinterfragt und nicht eins und eins zusammen zählen kann.

Leider ist es mir nicht entgangen, wie sein Vater zu ihm ist und auch nicht, dass er scheinbar sehr oft bei uns schläft. Sein blauer Oberkörper war für mich das letzte Puzzlestück.

"Was hat er denn heute?", kommt es verwundert von Caleb. Charlotte zuckt nur mit den Schultern.

"Du hast jetzt die restlichen Kurse mit Caleb", erklärt mir Charlotte und sieht Caleb kurz an. Dieser grinst mich an und meint:"Cool. Das wird bestimmt lustig."

Ich lächel ihn an.

Nachdem die Pause zu Ende ist, folge ich wie ein Dackel Caleb brav in den nächsten Kurs. Caleb zieht mich mit sich in die letzte Reihe.

Nach drei gemeinsamen Unterrichtsstunden stelle ich fest, dass Caleb zum einen ein schlechter Banknachbar, andererseits wieder ein sehr guter ist. Das Schlechte ist, er ist nur am reden und Quatsch machen. Das Gute ist, er ist nur am reden und Quatsch machen.

Caleb tut mir gut. Sehr gut sogar.

Er bringt tatsächlich etwas Licht in mein aktuell düsteres Leben. Seine gute Laune ist unausweichlich ansteckend. Auch für mich. Und ich bin froh darüber. Er schafft es wenigstens, dass der Schultag noch erträglich wird und bringt tatsächlich auch ein paar Mal zum Lachen.

Nun sitze ich in der letzten Stunde mit Caleb zusammen, habe seinen Unterarm beschlagnahmt und zeichne viele bunte Herzen, Blumen, eine Sonne und Sterne darauf. Caleb schmunzelt darüber und lässt mich einfach machen.

Ich mag ihn.

Plötzlich zieht Caleb seinen Arm zurück und ich protestiere wie ein kleines Kind. "Ich weiß nicht wie es bei dir ausschaut, aber die Stunde ist vorbei und ich werde jetzt nach Hause gehen. Wenn du bleiben willst, gern."

Überrascht sehe ich auf die Uhr. Die Stunde hat doch gerade erst angefangen.

"Herzlichen Glückwunsch. Du hast offiziell absolut nichts von der Stunde mitbekommt", lacht Caleb und ich steige in sein Lachen mit ein.

"Kommt ihr?", fragt Charlotte und steht im Türrahmen. Wir grinsen sie beide an und kommen eilig zu ihr gelaufen.

"Adam holt uns heute ab", meint sie dann.

Auf dem Parkplatz entdecke ich nach kurzer Zeit auch schon das Auto von meinem Vater und wir steuern darauf zu.

Als wir im Auto sitzen frage ich:"Wo ist eigentlich Ethan?"

◇◇◇◇◇◇

Wie gefällt es euch bis jetzt?

Wünsche?

Eure
Melli♡

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⏰ Cập nhật Lần cuối: May 14 ⏰

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