Ungewöhnliches Schicksal

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„Geht's noch?! Du hast mein Auto zu Schrott gefahren!" „Und Sie meins!"

Mit diesen Worten wurde ich wieder mal aus dem Schlaf gerissen. Diesen Krach musste ich jeden Tag ertragen. Zwar war es jeden Tag etwas anderes, aber man hörte jedes einzelne verdammte Wort. Ich wälzte mich weiter in meinem Bett herum, wie ich es eigentlich jeden Tag tat. Doch die Sonne machte mir dieses Mal einen Strich durch die Rechnung.

Sonnenstrahlen fielen durch diesen längst kaputten und ranzigen Rollladen. Ich, die motivierteste Person auf der Welt, versuchte elegant vom Bett aufzustehen. Doch ohne Erfolg. Ich stellte mich an wie eine Raupe, die versuchte sich von einem Blatt zum anderen zu schlängeln, nur hätte sie es geschafft.

Ich war ein hoffnungsloser Fall, der jetzt am Boden liegend an die Decke starrte. Warum musste alles auch nur so verdammt anstrengend sein? Halb auf dem Boden und halb im Bett liegend versuchte ich schließlich, mich aufzuraffen.

Endlich stehend betrachtete ich den Raum, welcher nun mit ein bisschen Licht gefüllt war. Überall lagen Bierdosen und Dreckwäsche herum, sodass man sich kaum noch bewegen konnte. Ich würde schon eher sagen, dass ich auf einer Müllhalde lebte.

Ich kämpfte mich durch den ganzen Müll, um in das Badezimmer zu gehen. Aber auch hier sah es nicht besser aus. Ich räumte den Müll aus dem Waschbecken raus und betrachtete mich dann im Spiegel. Ich sah erbärmlich aus. Mein Bart wucherte nur so vor sich hin und auch meine Frisur war schon längst keine Frisur mehr.

Wofür machte ich das hier eigentlich? Jeden Tag lebte ich nur so vor mich hin und lag den ganzen Tag im Bett. Ernähren tat ich mich auch nur von Fertigfraß, wenn ich überhaupt mal aus dem Haus kam. Außerdem trank ich nur noch Bier, aber für das hatte ich schon längst kein Geld mehr. Ich könnte das Pfand wegbringen, aber das war mir zu anstrengend. Deshalb trank ich nur noch ein bisschen Leitungswasser, wenn ich mal Kraft hatte, überhaupt etwas zu tun.

Ein Wunder war es dennoch, dass ich noch nicht längst abgemagert war. Ich weiß nicht wieso, aber ich fing an, mir meinen Bart zu rasieren und mir meine Haare zu schneiden. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, aber ich tat es dennoch.

So ließ ich ein bisschen Bart stehen, sodass ich noch meinem Alter entsprechend aussah. Ich glaube, ich war mittlerweile 28 Jahre alt, aber da ich seit Jahren schon keinen Kontakt mehr zu meiner Familie hatte, wusste ich das auch nicht mehr so genau. Nach 30 Minuten war ich dann endlich fertig. Vor mir stand nun eine Person, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte.

SymbolbildAutor: CTK (Manga: Midnight Rain)

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Symbolbild
Autor: CTK (Manga: Midnight Rain)

Ich starrte diese Person im Spiegel an und wurde sofort wieder deprimiert. Mein Leben war die reinste Katastrophe und allein war ich auch immer. Niemand würde sich um mich sorgen oder mich vermissen.

Auf einmal kam Wut in mir hoch und ich zerschlug den Spiegel mit meiner Faust. Meine Hand fing sofort an zu bluten und ich starrte wieder auf den Spiegel, welcher in tausend Teile zersprungen war. Mein Blick war leer und kalt. Ich war schon immer allein gewesen und es schmerzte nur noch.

Ungewöhnliches Schicksal [Kurzgeschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt