23 - PrettyGirlz - WILLOW

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Ein bisschen erinnert Sage mich dabei an ein Kleinkind, das eine Tafel Schokolade zugesteckt bekommen hat.

Bei meinem Jeep angekommen, steigen Sage und Atlas hinten ein. Ich verstaue meine Handtasche im Kofferraum und will gerade auf der Fahrerseite einsteigen, als Aspen sich in meinen Weg stellt.

Wortlos öffnet sie die Hand. Fraglos blicke ich ihn an.

"Lass mich fahren."

"Oh nein. Mein Baby fährt niemand außer mir.", erwidere ich und schüttle heftig mit dem Kopf. Meine braunen Haare fliegen mir nur so um die Ohren.

"Ich passe schon auf. Gönn dir auch mal ein bisschen Ruhe.", beharrt sie weiter.

Nach einigem Hin und Her, gebe ich schließlich nach und überreiche ihr widerwillig die Schlüssel.

"Die Reparatur bezahlst du.", drohe ich ihr, bevor ich bockig auf der Beifahrerseite einsteige.

Während der eineinhalb Stündigen Fahrt schaue ich unauffällig immer mal wieder zu Aspen. Die erste halbe Stunde liegt ihre Hand meistens am Schalthebel. Geschickt lenkt sie mein Auto schließlich auf die Interstate 5 und schaltet in den fünften Gang.

Ich bemerke wie sie unsicher ihre Hand in meine Richtung bewegt. Scheinbar entscheidet sie sich doch und legt sie sanft auf meinem Oberschenkel ab. Sofort verspanne ich mich, was sie jedoch nicht zu bemerken scheint. Ich atme ruckartig Luft ein und halte sie, mit Erwarten an ihren nächsten Schritt, an. Scheu umschließen ihre großen Finger meinen nackten Schenkel. Ich hoffe inständig, dass sie die angenehme Gänsehaut nicht bemerkt, die mir langsam über den ganzen Körper kriecht. Aufgrund unseres Deals und auch ein bisschen aus Eigennutz, lasse ich ihre Finger dort liegen und versuche mich wieder zu entspannen. Ich atme die angehaltene Luft wieder aus. Selbstbewusster beginnt sie nun mit ihrem Daumen langsam über die Stelle meiner Haut zu streichen, auf der sie ruht. Nun spielt mein kompletter Körper verrückt. Heiß und kalt schießt das Blut durch meinen Körper. Ich spüre mein Herz in meiner Brust heftig pochen.

Wie soll ich nur die restliche Zeit überstehen?

*

"Wow!", mit großen Augen stehe ich am Rande des Marktplatzes.

Überall wuseln bunte Farben und Gerüche durcheinander. Hier ein Stoffhändler. Direkt daneben steht ein bärtiger Mann vor einer riesigen Käsetheke. Eine Lady, die gerade einen lilafarbenen Hut anprobiert, gegenüber. Die Holzspielzeuge, welche von drei kleinen Jungen inspiziert werden, liegen gerade noch in meinem Blickfeld. Der Rest wird von der großen Masse an Menschen verschluckt.

Aufgeregt ergreife ich Aspens Hand und ziehe sie in die Menge hinein.

Wie ein kleines Kind nehme ich die Farben und Menschen in mich auf. Die Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit der einzelnen Kulturen in unserem Land, wird mir in diesem Moment bewusst wie nie zuvor. Überall Menschen anderer Hautfarbe. Bunte, weite Kleider im Kontrast zu schlichter, eleganter Kleidung. Hier und da schnappe ich andere Sprachen auf. Die Frau, die den Hut probiert verhandelt mit dem Händler mit einem starken deutschen Akzent. Die kleinen Jungen unterhalten sich in einer Sprache, die ich als Italienisch einstufe. Und der dicke Mann am Süßigkeiten Stand spricht Russisch mit der dürren Frau neben ihm. Aspen, die in Seattle durch ihren dunklen Teint mehr auffällt, verschmilzt mit ihrer Umgebung. Hier scheint jeder er selbst sein zu können.

Plötzlich überkommt mich Euphorie. Neue Energie strömt durch meine Adern. Mit Schwung drängle ich mich durch die Massen und schleife Aspen dabei hinter mit her. Ein wenig weiter in der Mitte des Marktes, stehen einige Tische um einen Brunnen. Links davon steht ein Imbisswagen, der allerlei Speisen und Getränke anbietet. Ohne Worte ziehe ich Aspen weiter mit mir, direkt auf den Wagen zu.

Nachdenklich studiere ich die Karte. Aspen tut es mir gleich. Als ich mich für einen einfachen Eiskaffee und einen Hotdog entschieden habe, blicke ich Aspen an. Ihr Blick hängt weiterhin an der Karte.

Das dunkle Grün ihres Shirts schmeichelt ihrem Teint. Es spannt leicht an ihrer Brust. Kleine Schweißtröpfchen zieren ihre Stirn. Die Arme hat sie verschränkt. Dadurch treten die Adern ihrer Arme hervor und mir läuft bei deren Anblick das Wasser im Mund zusammen. Sie steht zwar direkt neben mir, doch kann ich den Ansatz ihres Tattoos im Nacken erahnen. Braune Augen blicken plötzlich in meine. Ertappt! Beschämt darüber, dass sie mich beim Starren erwischt hat, senke ich den Blick auf meine Schuhe. Meine Nägel müssten mal wieder neu lackiert werden...

"Ich bestelle. Such uns doch schon einmal einen schönen Platz. ", sagt sie und sieht mich mit einem intensiven Blick an. "Was möchtest du haben?"

"Einen Eiskaffee und einen Hotdog. Ohne Gürkchen."

Aspen stellt sich in die Schlange für das Essen und ich mache mich auf die Suche nach einem freien Tisch. Dieser ist gar nicht so leicht gefunden. Ich habe Glück, da ein älteres Pärchen gerade seinen Platz verlässt, als Aspen mit der Bestellung fertig ist. Das Tablett balancierend, kommt sie zu mir an den gerade frei gewordenen Tisch.

Wir beginnen ohne viel Gerede direkt mit dem Essen. Aspen verschlingt ihr Stück Erdbeerkuchen, als habe sie Monate nichts gegessen. Auch ich bin sehr hungrig und lasse mir weniger Zeit als sonst mit meinem Essen.

Der Eiskaffee ist in der drückenden Hitze genau das richtige. Das Vanilleeis schmilzt auf meiner Zunge. Genüsslich schließe ich die Augen. Ich lasse den Moment und die Ruhe auf mich wirken.

"Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem Fake-Dating gekommen?", beginne ich schließlich eine Konversation.

"Ich weiß gar nicht mehr so genau. Ein Kumpel von mir, hat damals einer Freundin ausgeholfen, um ihren Exfreund eifersüchtig zu machen. Ich fand diese Idee genial und habe es dann einfach zu einem Nebenjob gemacht.", sagt Aspen und zuckt leicht verlegen mit den Schultern. "Wie bist du dazu gekommen deine eigene Firma zu gründen? Das ist sicher ziemlich schwer bei null anzufangen."

"Das war es...aber meine Freundin Reagan und ich haben im College schon darüber fantasiert, wie es wäre eine eigene Firma aus dem Nichts heraus hochzuziehen. Evelyn hat mich mit ihrer Begeisterung von Schmuck schließlich auf die Idee gebracht. Anfangs war es ein Ein-Mann oder eher Ein-Frau Unternehmen, aber schließlich habe ich bemerkt, dass ich die ganzen Aufgaben ohne Hilfe nicht schaffe. Ich habe Reagan irgendwann gefragt, ob sie mich als meine rechte Hand unterstützen möchte. Und nur fünf Jahre später haben wir es geschafft uns einen Namen zu machen und sogar nach San Francisco zu expandieren.", erkläre ich ihr stolz.

"Das klingt unglaublich, Eden. Ich kann mir vorstellen, dass ihr eine Menge Spaß habt und sicher noch haben werdet."

Promise MeWhere stories live. Discover now