9 Bring mich in Versuchung

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Die elektronische Klingel hallte durch das Gebäude, woraufhin Misses Suarez mit dem Unterricht begann.
Schwungvoll öffnete sich die Tür und Damien platzte in den Raum.
Sein Blick fiel auf mich und er erstarrte.
"Guten Morgen Mister Lynch", begrüsste ihn Misses Suarez missbilligend. "Sie sind zu spät. Wieder einmal."

"Ich habe verschlafen", murmelte er.
Seine blauen Augen verdunkelten sich langsam, wie ein Frühlingstag bei Gewitter.
Ich zog die Brauen zusammen und musterte die gräulichen Ringe unter seinen Augen. Er sah eher aus, als ob er nur wenige Stunden geschlafen hatte.
Mit einem dumpfen Geräusch fiel seine Tasche zu Boden.
Damiens Blick brannte auf meiner Haut, doch ich streckte möglichst unbeteiligt meine Beine aus, wobei der Stoff meines Kleides ein wenig in die Höhe rutschte, und warf die Haare über die Schulter.

Misses Suarez runzelte die Stirn, sie bückte sich und hob die Tasche schwungvoll auf ein Pult. "Würden Sie sich bitte setzen?"
Damien rührte sich nicht vom Fleck, seine Atemzüge vertieften sich.
"Mister Lynch?" Endlich riss er seinen Blick los, er musterte mit verwirrter Miene die Lehrerin.
Dann sah er langsam an seinem Arm hinunter. "Ich habe meine Tasche vergessen."
Lorelie begann zu kichern.

"Nein, Mister Lynch." Misses Suarez schüttelte den Kopf. "Ihre Tasche ist hier."
Sie klopfte auf das Pult und Damien zuckte erschrocken zusammen. Sein Blick wanderte hinüber zum einzig leeren Stuhl. Er schluckte schwer.
"Wollen Sie sich nicht setzen?", hakte Misses Suarez nach, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
"Ich..." Damien runzelte die Stirn.

"Mister Lynch, sind Sie bekifft?" Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, Strenge zeichnete ihre Miene.
Ich unterdrückte prustend ein Lachen und Jayce schüttelte mit einem breiten Grinsen den Kopf.
Damien sah die Lehrerin beinahe verzweifelt an. "Wenn ich ja sage, kann ich dann zum Rektor?"
"Sie werden sich setzen. Sofort!", riss ihr Geduldsfaden.
Mit gesenktem Kopf setzte er sich an das Pult neben mir, ohne mir einen weiteren Blick zuzuwerfen.
"Ihre Tasche", bemerkte Misses Suarez säuerlich und knallte die schwarze Sporttasche auf Damiens Tisch.
"Danke", murmelte er kaum hörbar.

Den ganzen Unterricht über versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, wie ein lächerliches Groupie.
Doch ich hatte gerade keine Zeit für meinen Stolz. Das hier musste sein.
In regelmässigen Abständen streckte ich meine Beine aus oder schob den Rock in die Höhe, sodass der Stoff leise raschelte.
Ich legte die Hände an meine Taille und reckte mich. Brust raus, Bauch rein, wie mein Grossvater früher immer gesagt hatte, obwohl sein Bauch so gross war, dass er ihn gar nicht mehr einziehen konnte.

Damien sass verkrampft auf seinem Stuhl, er machte sich kein einziges Mal Notizen. Allerdings wusste ich nicht, ob das normal für ihn war oder ob er sich tatsächlich nicht konzentrieren konnte.
Als wir eine Textstelle lesen sollten, erhob ich mich zögernd von meinem Stuhl. Mit einem tiefen Atemzug beugte ich mich über Damiens Pult und achtete darauf, mit meinem unterkühlten Handgelenk seine Hand zu streifen.
Elektrische Impulse jagten über meine Haut und vertrieben die Kälte.

"Was zum Teufel machst du da?", fuhr er mich an, hastig lehnte er sich zurück, um weitere Berührungen zu vermeiden.
"Oh, ich habe meinen Marker vergessen", antwortete ich mit einem Schulterzucken. "Ich darf mir bestimmt deinen leihen."
Ich angelte nach seinem grünen Marker auf dem Pult und lehnte noch weiter vor, sodass er in meinen Ausschnitt hätte sehen können.
Stattdessen fiel sein Blick hinab auf meine Lippen.
Innerhalb einer Sekunde färbten sich seine Augen komplett schwarz.

Gebannt hielt ich den Atem an, mein Mund fühlte sich auf einmal trocken an.
"Geh weg", knurrte er leise, drohend.
Ich schnappte seinen Marker und liess mich zurück auf meinen Stuhl fallen, eine brennende Röte auf den Wangen.
"Hier ist dein Marker", meinte Lorelie verwirrt und hielt mir den Stift unter die Nase.
"Stimmt", säuselte ich und warf Damien seinen Marker an den Kopf.

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"Na los", meinte Lorelie ungeduldig, während sie sich in die Schlange einreihte. "Besetz den Tisch, bevor alles voll ist."
Ich rollte mit den Augen, steuerte jedoch mit meinem Tablett auf den leeren Tisch am Fenster zu. Ich liess mich auf einem Stuhl nieder und angelte nach dem grünen Apfel.

Zwei kräftige Hände knallten rechts und links neben mir auf die Tischplatte nieder. Erschrocken zuckte ich zusammen und liess beinahe den Apfel fallen. Die Hitze seines Körpers brannte an meinem Rücken.
"Bist du nun völlig übergeschnappt", knurrte seine tiefe Stimme an meinem Ohr.
Ein Kribbeln wanderte über meine Haut, die Haare an meinem Nacken richteten sich auf. Mit einem Lächeln legte ich den Kopf nach hinten und sah hoch in seine verdunkelten Augen. Sein finsterer Blick raubte mir den Atem.

Damien biss fest die Zähne zusammen, er löste seine Hände vom Tisch und streifte seinen Hoodie ab.
"Zieh das an", sagte er unwirsch.
Verwirrt sah ich hinab auf meinen Schoss, in dem der graue Pullover gelandet war. "Warum sollte ich?"
"Du siehst aus wie eine Hure", zischte er, die Augen zu Schlitzen verengt. "Sie starren dich alle an."
Ich gab ein empörtes Fauchen von mir. "Das ist ein ganz normales Sommerkleid!"

Damien schnaubte laut. "Wir haben Ende April."
"Und?" Mit hochgezogenen Brauen erwiderte ich seinen stechenden Blick.
"Du trägst ein Sommerkleid im April", murrte er. "Merkst du nicht, wie lächerlich das ist?"
"Oh, da fällt mir etwas ein, was noch lächerlicher ist", entgegnete ich gereizt.
"Tatsächlich? Ich kann sehen, wie du frierst." Er deutete auf die Gänsehaut an meinen blassen Knöcheln.
Ich überschlug die Beine, damit er meine unterkühlte Haut nicht mehr begutachten konnte. "Oh, zum Beispiel eine Prägung zu verleugnen."

Damien verengte die grünlichen Augen. "Jetzt fang nicht wieder damit an!"
In diesem Moment sahen zwei menschliche Jungen zu mir herüber, sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, ihre prüfenden Blicke wanderten über meine Beine zu meinem Ausschnitt.
Damiens Kiefer verspannte sich. Ein Zittern durchlief seinen Körper.
Für einen kurzen Moment befürchtete ich, dass er die Kontrolle über seinen Wolf verlieren würde.

"Zieh den verdammten Pullover an, Rollins!", befahl er forsch.
Ich senkte den Blick und befolgte seinen Befehl. Ich wollte seine Bestie nicht weiter reizen. Der weiche Stoff schmiegte sich wärmend an meine Haut und er roch unglaublich gut.
Damien vergrub die Hände tief in seinen Hosentaschen und stapfte davon.
"Arsch", murmelte ich leise.
"Ich kann dich hören!", erklang seine wütende Stimme in meinem Kopf und liess mich vor Schreck erstarren.
Dass er mit Gedankenübertragung kommunizieren konnte, bedeutete, dass er näher daran war sich in einen Wolf zu verwandeln, als gut für ihn war.

Ich drückte meine Nase in den grauen Stoff, tief sog ich seinen männlichen Duft ein.
"Was tust du da!", knurrte ich gereizt.
Es war immer noch Damien Kotzbrocken Lynch.
Lorelie schob ihr Tablett auf den Tisch, die Stirn sorgenvoll gerunzelt. "Was war das denn?"
"Damien meinte, ich sähe aus wie eine Hure", antwortete ich, während ich den viel zu grossen Pullover zurechtrückte.
Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund. "Nun..."
"Stimmt es?" Entsetzt sah ich an mir herunter.

"Ach, was solls! Ich war einfach eifersüchtig." Lorelie lachte plötzlich auf, ein helles Leuchten in den Augen. "Natürlich siehst du nicht aus wie eine Hure, du siehst hinreissend aus!"
"Warum warst du eifersüchtig?", hakte ich verwirrt nach.
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich will auch Sommerkleider anziehen."
Ich lachte laut. "Dann machen wir das Morgen nochmal."
"Gemeinsam!", rief Lorelie, woraufhin einige Schüler an den Nebentischen amüsiert zu uns herübersahen.
"Und läuten den Sommer ein!", jubelte ich.

Am nächsten Tag trugen ausser Lorelie und mir bestimmt drei weitere Mädels unserer Klasse ein Sommerkleid.
Schlotternd und bibbernd sassen wir im Klassenzimmer, doch mit einem fetten Grinsen auf den Gesichtern.
Der Sommer konnte kommen.

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWhere stories live. Discover now