Es vergingen endlos lange Tage, in denen Raven im Krankenflügel lag und in denen sie über ihr trauriges Leben nachdachte. Sie bereute es, sich überhaupt dem Imperium angeschlossen zu haben und nun für die Seite zu kämpfen, auf der sie einfach nicht mehr stehen wollte. Anfangs dachte sie, dass diese Menschen wirklich den Frieden in der Galaxie durchsetzen wollten, doch auf Ryloth hatte sie gesehen, dass dem einfach nicht so war.
Dann hatten sie Kamino einfach weggebombt, obwohl sie und viele andere noch in der Stadt waren. Man nahm im Kauf, dass sie starben und es war ihnen völlig egal.
Doch sie musste einfach weitermachen, denn ihre Mutter zählte auf das Geld, das sie hier verdiente. Sie brauchten es, sie verließen sich vollends auf sie, sie konnte sie einfach nicht enttäuschen, also entschied sie sich dazu, einfach weiterzumachen.
Das bedeutete, dass sie ihr Leben für ein Regime riskierte, das sie nicht einmal unterstützte, doch sie hatte einfach keine andere Wahl. Also setzte sie sich selbst in die hinterste Reihe, denn es war wichtiger, dass es ihrer Familie gut erging, der Rest war unwichtig.
Natürlich wusste sie, dass diese Denkweise schwach, ja sogar falsch war, doch sie konnte nicht einfach umdenken, wie man es ihr oft vorschlug. Schon immer kamen zuerst die anderen, dann kam erst sie selbst. Für sie war einfach wichtig, dass es den anderen gut ging, die selbst war dabei Nebensache. Diese zerstörende Denkweise konnte sie nicht einfach ablegen, obwohl sie es wirklich oft versucht hatte.
Und dann setzte ihr die Sache mit Crosshair einfach wahnsinnig zu. Wenn man eine Person loslassen musste, die man so sehr liebte und schätzte, konnte man nur daran kaputt gehen.
Raven musste immerzu daran denken, wie er Jaiden, ihren guten Freund, in der Trainingshalle erschossen hatte und wie er all das in Kauf nahm, nur um seine Brüder zu konfrontieren. Er wollte sie auf seiner Seite wissen, doch diese Mission war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Niemals hätten sie sich dem Imperium angeschlossen und schon gar nicht für einen verblendeten Bruder.
Crosshair hätte auch sie erschossen, da zweifelte sie keine einzige Sekunde lang und diese Erkenntnis machte sie unfassbar traurig. Doch da fiel ihr auf, dass er sie bei sich ließ, als er ihre Kameraden erschoss. Also wollte er sie wirklich nicht töten?
Doch all das änderte nichts daran, dass er ihren Freund erschossen hatte, nur, weil sie ihm im Wege standen. Er wollte seinem Befehl nicht nachgehen und sie hatte bereits an Eric gesehen, wie er mit solchen Dingen umging.
Dennoch liebte sie diesen Klon mehr als sich selbst und sie wusste, dass sich das niemals ändern könnte. Nur zu gerne würde sie jetzt zu ihm gehen und ihn einfach in die Arme ziehen, doch das konnte sie einfach nicht.
Erst vor kurzem hatte Raven ihm gesagt, dass er für sie gestorben sei, dass sie ihn hasste, obwohl das einfach nicht stimmte. Ja, sie hatte ihm sogar den Tod gewünscht und das bereute sie sehr.
Tränen liefen ihrer Wange entlang, als ihr klar wurde, dass sie ihn für immer verloren hatte. Dass er sie niemals mehr liebevoll berührte, dass er niemals mehr lächelte, wenn sie sich küssen und dass er sie einfach nur umarmte. Niedergeschlagen setzte Raven sich auf die Bettkante und vergrub ihr Gesicht in ihre kalten Hände. Ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie ihre körperlichen völlig vergaß.
Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Flur und sie wischte sich ihre Tränen trocken, doch ihre Augen waren so sehr geschwollen, dass jeder bemerken könnte, dass sie bitterlich geweint hatte. Das war ihr sehr unangenehm, dennoch schaute sie Jemirro an, der mit einem Datapad in der Hand auf sie zukam. Seine Lippen lächelten freundlich, als er an ihr Bett trat.
"Sie sehen traurig aus."
Doch sie zuckte mit ihren Schultern und schaute zu Boden.
"Ach, es ist nichts."
"Ich gebe Ihnen etwas zur Beruhigung, dann können Sie in Ruhe schlafen, denn morgen werden Sie entlassen." ,fuhr er fort und schob seine dicke Brille zurecht, "Dann werden Sie wieder ins Training aufgenommen, bevor Sie für diensttauglich bewertet werden können."
Mit großen Augen schaute Raven ihn an. Sie würde wirklich entlassen werden? Sie musste keine unnötigen Untersuchungen über sich ergehen lassen. Endlich könnte sie diesen Krankenflügel verlassen und vom neuen beginnen.
Der Arzt spritzte ihr irgendein Mittel, das sie sogleich müde machte.
Am nächsten Morgen war es so weit, endlich konnte Raven den Krankenflügel verlassen und bezog ein Quartier, was ganz allein ihr gehörte. Endlich hatte sie genügend Privatsphäre und konnte tun und lassen, was auch immer sie wollte.
Zufrieden ließ sie sich auf das Bett nieder und ließ ihren Blick durch den kleinen Raum schweifen. Es war dunkler als ihr Raum auf Kamino, aber wenigstens war sie alleine, das war ihr das Wichtigste.
Nach einer weiteren Runde Schlaf war es bereits abends geworden und sie beschloss in die Kantine zu gehen, um etwas zu essen, denn ihr Magen knurrte laut.
Also lief sie die langen, dunklen Flure entlang und stellte sich in die Schlange vor der Essensausgabe. Währenddessen ließ sie ihren Blick über die vielen Menschen schweifen, in der Hoffnung Crosshair zu sehen, doch sie konnte ihn nicht entdecken.
Mit trauriger Miene suchte sie sich ihr Essen aus und setzte sich an einen leeren Tisch, denn sie hatte keine sonderlich große Lust auf neue Kontakte.
"Ich habe nicht erwartet, dich jemals wiederzusehen." ,sagte eine weibliche Stimme und Raven fuhr erschrocken zusammen.
Bei genauem Hinsehen bemerkte sie Sonny, die sich langsam vor ihr niederließ. Sie hatte sich äußerlich sehr verändert, zumindest hatte sie statt braune, blonde Haare, was sie erst verwirrt hatte.
"Umso schöner ist es, dass du den Untergang Kaminos überlebt hast." ,fügte sie hinzu und nahm ihr Besteck in die Hand.
Nach dem Zwischenfall in der Kantine, wo sie ihr ein Glas mit Saft ins Gesicht geschleudert hatte, hatte sie kein Wort mit ihr gesprochen. Umso schöner war es sie jetzt hier zu sehen.
"Die Freude ist ganz meinerseits, Sonny." ,erwiderte sie lächelnd und begann damit, ihre heiße Suppe zu essen, die sie von innen heraus wärmte.
"Weißt du, es tut mir wirklich leid, was ich dir angetan habe." ,meinte sie plötzlich und Raven blickte überrascht auf, "Und das alles wegen eines Mannes, das war wirklich unnötig. Ich hätte akzeptieren müssen, dass er zu dir gehört."
Mit einer Handbewegung winkte sie ab.
"Nein, er gehört keinem von uns, ehrlich gesagt, aber wie hast du es von diesem Planeten runter geschafft?"
Sie seufzte schwer und fuhr mit der Handfläche über den Tisch.
"Nun, das Mädchen ist mir entwischt, danach konnte ich unseren Commander nicht mehr erreichen, also bin ich zum Schiff zurück." ,erklärte sie, "Ich dachte, dass zumindest du es auch geschafft hast, doch als ich hier gelandet war, sagte man mir, dass du tot seist. Schön, dass sie sich geirrt haben."
Natürlich hielt das Imperium sie für tot, doch das war sie nicht und darüber war sie wirklich froh.
"Hoffentlich können wir bald zusammen auf eine Mission." ,fuhr Sonny fort, auf ihrem Gesicht hatte sich ein Lächeln geschlichen, was sie erwiderte.
Wenn sie zusammen auf eine Mission gehen könnten, wäre das wirklich toll.
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I'm Going My Own Way
FanfictionDie Republik ist untergegangen, an deren Platz rückt nun das Imperium. Raven muss als Soldatin eines Sonder -Einsatzkommandos Geld für ihre verarmte Familie verdienen. Sie möchte Frieden für die ganze Galaxie, denn das ist es, was die Leute verdien...
