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Es war früh am Morgen, als Raven sich in der Kantine wiederfand, wo sie zusammen mit den anderen ihr Frühstück aß. Nur Crosshair war nirgendwo zu sehen, was sicher auch besser war, denn sie war sich sicher, dass sie ihn nicht normal behandeln konnte.
Irgendwie mochte sie diesen Klon, doch das hatte einfach keine Zukunft. Sie war erst kurz bei dem Squad dabei, sie durfte solche Gefühle einfach noch nicht haben, geschweige davon, dass so etwas verboten war. Zu Recht, denn man sollte sich von der Liebe nicht ablenken lassen, denn das kann durchaus lebensgefährlich werden.
Gedankenverloren rührte sie in der Suppe herum und seufzte schwer, als Crosshair nun doch auftauchte und sich neben ihr setzte. Doch sie würdigte ihm keinen Blick und beschloss ihn für das Erste zu ignorieren, das war das Sicherste, was sie erst einmal tun konnte.
"Alles in Ordnung, Raven?" ,wollte Jaiden wissen, der sie misstrauisch anschaute, doch sie winkte nur ab.
"Natürlich, ich konnte nur nicht so gut schlafen, was daran liegen könnte, dass Sonny erst so spät wiedergekommen ist."
Sonny schaute sie mit großen Augen an.
"So spät sind wir doch gar nicht wiedergekommen, ich habe versucht leise zu sein!"
Sie lächelte abwehrend, eigentlich wurde sie von ihr auch gar nicht geweckt, doch sie lag dennoch die halbe Nacht bloß wach und fand keinen Schlaf. Erst in den frühen Morgenstunden konnte sie ins Land der Träume reisen.
"Schon gut, schon gut."
"Ich kann auch nichts dafür, dass du auf die Toilette wolltest und dann nicht wiedergekommen bist, wir haben uns schon etwas Sorgen gemacht." ,sagte sie und erwiderte ihr Lächeln, "Aber als ich dich dann friedlich schlafen gesehen habe wusste ich, dass alles in Ordnung ist."
Sie waren also tatsächlich in den früheren Morgenstunden zurückgekehrt und hatten nichts von ihrem Techtelmechtel mit Crosshair mitbekommen und das sollte natürlich auch so bleiben.
Nachdem sie fertig gegessen hatten, ging es für sie wieder auf den Außenplatz, wo die Reden der Senatoren fortgeführt wurden. Doch weil Raven nicht sonderlich gut geschlafen hatte, fiel es ihr schwer sich zu konzentrieren. Trotzdem tat sie ihr Bestes und verhaftete jeden, der sich verdächtigt benahm. Manch einer schmuggelte sogar Waffen hinein, bei ihnen war es eine pure Freude, sie in die Zelle einzusperren, wo über ihr Schicksal verhandelt werden würde.
Sie hatten die Aufgabe bekommen, jeden des Platzes zu verweisen, der sich auch nur annähernd merkwürdig benahm, um Aufstände zu vermeiden. Schließlich sei nur so der Frieden zu gewährleisten und sie stand vollkommen hinter diesem Regime, das ihr Verbesserungen versprach. Endlich war der Frieden eine Option und das war alles, was sie jemals wollte.
Die Klonkriege hatten schon genügend Leben zerstört, darunter auch ihr eigenes und das ihrer geliebten Mutter. Immerhin konnte sie ihr nun das Geld überweisen, das sie hier verdiente und obwohl das nicht sonderlich viel war, reichte es für sie zum Überleben, das war alles, was zählte.
Mit ihrem Gewehr in der Hand und der dunklen Rüstung erschien Raven respekteinflößend, so dass die Menschen in ihrem Umkreis ruhig wurden.
Doch plötzlich entdeckte sie einen älteren Mann, der einen Blaster zog und drauf und dran war, ihn auch einzusetzen, doch da hatte sie ihre eigene Waffe schon gezogen und betäubte ihn mit einem einfachen Schuss.
Sofort fiel er in sich zusammen und blieb ohnmächtig auf dem Boden liegen. Die Menschen um ihn herum traten erschrocken zur Seite und ließen Raven hindurch, um ihn in eine Zelle zu schleifen.
"Sie wissen, dass das alles falsch ist!" ,zischte eine junge Frau und deutete mit ihrem Zeigefinger auf sie.
"Ich tue das Richtige, Ma'am."
Doch sie schüttelte mit ihrem Kopf.
"Sieht etwa so eine Meinungsfreiheit aus?"
"Sie wollten einen Mann erstechen, also bitte, was hat das noch mit Meinungsfreiheit zu tun?" ,wollte sie wissen und schloss den Mann in eine Zelle ein.
Er war noch immer bewegungsunfähig und bleib auf dem Boden liegen. Seine Zellengenossen warfen ihr einen argwöhnischen Blick zu, bis sie ihn auf die Bank hievten.
"Er hat mich zuvor beleidigt!" ,zischte die junge Dame und starrte sie an, "Ich hatte keine andere Wahl."
Raven zuckte mit ihren Schultern und schaute sie streng an.
"Und ich habe eine?"
Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und ging ihrer Arbeit nach.
Im Laufe dieses langen Tages sperrte sie noch einige Menschen in das Verließ ein, die einen waren ruhig, die anderen eher aufgebracht und wütend. Oft durfte sie sich irgendwelche Beleidigungen anhören, die ihr jedoch relativ egal waren.
So etwas ließ sie eigentlich immer kalt, wenn es von fremden Menschen kam. Von Nahestehenden Personen nahm sie sich gerne vieles zu Herzen und überdachte das Gesagte viele Stunden, bevor sie zum Schluss kam, dass sie das wohl verdient hatte.

Nach dem Arbeitstag wartete bereits das Shuttle auf sie, das sie zurück auf Kamino bringen sollte. Raven war erst kurz auf diesem Planeten, doch sie wusste schon jetzt, dass sie ihn nicht sonderlich mochte. Die Kaminoaner waren äußerst unsympathische Wesen, denen sie nur ungerne über den Weg lief und auch die anderen Klone warfen ihr missbilligende Blicke zu, die sie nicht ignorieren konnte.
Sie hielt sich an der Stange fest, als das Schiff in den Hyperraum sprang und sie fort von Coruscant brachte. Der Hauptplanet war eine schöne Ablenkung gewesen und sie hoffte sehr, dass sie ihn irgendwann noch einmal besuchen konnte.
"Zähle schon mal deine letzten Tage als Commander." ,zischte Jaiden provozierend, "Du bist ein einfacher Klon, nichts Besonderes."
Crosshair schaute ihn kühl an und steckte sich einen Zahnstocher in den Mund.
"Ach, und du denkst, dass du das wärst?"
Er lächelte selbstsicher.
"Natürlich, das ist jeder von uns und weißt du auch wieso?"
"Das interessiert mich eher weniger."
"Weil wir keine Klone sind. Ihr habt euren Soll schon längst erfüllt."
"Und das sagst du?" ,gab er zurück und wandte sich wieder ab, für ihn war diese Diskussion anscheinend beendet.
"Wir werden euch langsam, aber sicher ersetzen und irgendwann wirst auch du Geschichte sein, ob du das nun so willst oder nicht. Du bist im Gegensatz zu uns ersetzbar."
Crosshair schüttelte mit seinem Kopf und seufzte schwer, ging auf das Gesagte aber nicht sonderlich drauf ein.

I'm Going My Own WayWhere stories live. Discover now