6 Perfekt unperfekt

28 2 0
                                    

AU


Ich blickte neben mich. Hinter mich. VOR mich. Direkt in den Spiegel. Ich sah mich an und sah mich doch nicht. Ich blickte in leere blaue Augen. Ein müdes Gesicht, Müde von allem. Es lag nicht am Schlaf. Es lag an allem. Wieder blickte ich neben mich. Wollte nicht in den Spiegel schauen, der mich zeigte, wie ich doch eigentlich gar nicht war.

Ich wollte Leben! Doch wollte ich meine Mauer nicht fallen lassen. Ich hate es einmal zu oft getan. Ich hatte sie einmal zu oft fallen gelassen. Wurde einmal zu oft verletzt.

Ich wurde im Spiegel immer unschärfer, bis ich die Tränen ein weiteres Mal wegblinzelte. Warum konnte ich nicht einfach perfekt sein? Perfekt wie all die anderen! Warum konnte ich nicht anders sein?

Mein Handy kündigte eine neue Nachricht an, die mich davon abhielt weiter in meiner Gedankenspirale zu versinken. Wie ein ertrinkender klammerte ich mich an mein Handy. H❤:Wie geht es dir?   You: Gut   H❤: Ich komme!

Keine fünf Minuten später klopfte es an mein Fenster. Harry lief langsam zu mir, drehte mich sachte weg vom Spiegel und schloss mich sanft in seine starken Arme. Sofort fühlte ich mich sicher und geborgen. Die Mauer fiel. Ich ließ alles raus. Suchte Schutz in den starken Armen meines Freundes. Meines Ruheplatzes. Er wusste alles über mich. Kannte jede Ecke und jede Kante und auch alles andere Er wusste von meinen Zusammenbrüchen. War er doch derjenige, der mich danach stetes wieder zusammenbaute.

Er fuhr durch meine Haare. Setzte an der Haarwurzel an und stoppte kurz nach dem Ansatz. Tat er immer. „Ich bin da! Du bist perfekt unperfekt! Wunderschön!" Er flüsterte es immer. War das Licht in meiner Dunkelheit und führte mich immer wieder hinaus. Wenn auch nur für einen Moment. Die Zeit mit ihm, war die Zeit in der ich frei atmen konnte. In der ich mich nicht verstellen musste. Die Wunden hörten für einen Moment auf zu schmerzen und meine Seele heilte ein Stück!

Wieder fuhr er durch meine Haare. Stoppte kurz nach dem Ansatz und begann von neuem. Ich nahm die Schere vom Tisch und gab sie ihm. „Tu es! Bitte!"

AN: Hier wäre die originale Kurzgeschichte zu ende. Wer seinen eigenen Gedanken nachhängen möchte: Danke, dass ihr diesen Oneshot gelesen habt. Für alle anderen, viel Spaß beim Weiterlesen!

Ich nahm die Schere vom Tisch und gab sie ihm. „Tu es! Bitte!"

Er sah mich an und blickte mir in die Augen. „Bist du dir sicher?" „So sicher wie noch nie!" „Gut. Möchtest du dich hinsetzten?" Ich nickte kurz und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. „Wie kurz?" „Einfach ab" Er zögerte noch kurz, ehe er zum ersten Schnitt ansetzte. Mit dem Büschel Haare, fiel auch ein Stück der Last mit auf den Boden. Ein weiteres Büschel fand seinen Weg auf den Boden. Zusammen mit immer mehr Last. Als auch das letzte Büschel auf dem Boden war, fühlte ich mich freier. Ich drehte mich zu Harry und strahlte ihn an. Er strahlte zurück. Ich stand auf und ging zum Spiegel um mich zu betrachten. Ich grinste. Harry trat hinter mich. „Morgen gehen wir zum Friseur, der macht das dann ordentlich, Tschuldige", entschuldigte sich Harry. „Entschuldige dich nicht! Du hast alles richtig gemacht! Danke!", strahlte ich ihn an.

Wir standen noch eine Weile vorm Spiegel und schauten mich einfach nur an. Doch irgendwann konnte ich mein Gähnen nicht mehr unterdrücken. „Lass uns schlafen gehen, Darling", schlug Harry vor. Woraufhin ich nur nickte. „Bleibst du da?" „Natürlich, mein Engel"

Zusammen legten wir uns hin und an Harrys Brust gekuschelt schlief ich ein. Das Lächeln immer noch im Gesicht.

∼∼∼∼∼∼∼∼∼∼∼∼

Frohe Ostern!


Larry OneshotsWhere stories live. Discover now