Keine Angst mehr

43 5 25
                                    

„Jetzt geh' schon, ich bin in Ordnung", wehre ich Uderos schlechtes Gewissen ab

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„Jetzt geh' schon, ich bin in Ordnung", wehre ich Uderos schlechtes Gewissen ab. „Ich sorge für die drei und du wirst auf dem Platz gebraucht. Außerdem kannst du doch keinen Tee kochen!"

Der Sphinx gibt mir seufzend recht. „Es wäre praktischer, wenn wir Menschengestalt annehmen könnten wie du. Aber unsere Vorfahren fanden es wichtiger, ihre Hypnosefähigkeiten zu trainieren und sich damit Wesen mit Händen zu Dienern zu machen. Also gut, dann gehe ich. Du bist sicher, dass ihr ohne Hilfe zurechtkommt?"

„Ganz sicher", versichert ihm Isovre, die in eine Decke gehüllt auf der Eckbank kauert. „Mir reicht ein Mann aus, der planlos um mich herumwuselt, zwei davon sind zuviel." Ihr Augenzwinkern verrät, dass sie es nicht so ernst meint.

Udero gibt nach und verzieht sich endlich. Ich sause ans Regal zurück und suche die von Isovre genannten Kräuter heraus. „Wieviel davon?"

„Von jedem einen kleinen Löffelvoll", bestimmt die Hexe, während Margoli mir eine große Kanne mit der Schnauze zustupst. Isovre lächelt. „Ja, genau die, danke dir!"

Ich gebe die Kräuter in die Kanne, gieße heißes Wasser aus dem Schaff darüber und stelle Kanne und zwei Becher vor die Hexe. Kandreo genießt bereits sein Ei und Margoli macht sich nun auch über die Milch und die Pastete her, die ich ihr hingestellt habe.

Ich setze mich zu Isovre. „Soll ich heute Nacht noch bleiben, bis es dir besser geht?" Als sie mich nachdenklich ansieht, kläre ich hastig auf: „Nur um dir beizustehen, ohne Hintergedanken, ehrlich!"

Isovre legt den Kopf schief. „Kann es sein, dass du keine Angst mehr hast vor mir?"

„Ich – nein, nicht wirklich. Es war ein Irrtum." Ich versuche sie abzublocken, obwohl mir selbst klar, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass sie sich damit zufrieden gibt.

„Was genau?" Isovre ist immer noch sehr blass und wirkt mitgenommen, aber ihr Geist ist ungebrochen; wie befürchtet lässt sie einfach nicht locker.

Ich hole tief Luft. „Ich dachte, du hättest mir etwas weggenommen. Aber das stimmte nicht. Es war mein eigener Fehler."

„Hm", Isovre wärmt sich die Hände an der Kanne. „Ob es ein Fehler war, muss sich erst noch herausstellen. Ich glaube zu wissen, was dir Angst gemacht hat. Du bist noch sehr jung, Navlin und vor allem sehr unerfahren."

„Was hat meine Jugend damit zu tun?"

„Sehr viel. Für manches bist du noch nicht weit genug und es fehlt dir auch ziemlich an Verständnis für gewisse Dinge. Ich könnte es dir erklären, aber es ist besser, wenn du allmählich selbst darauf kommst. Dein Problem ist nicht nur dein Alter, sondern auch der Umstand, dass du so abgesondert von anderen Wesen aufgewachsen bist. Aber das lässt sich alles nachholen."

„Hoffentlich", ich weiß selbst, wie unvollständig meine Persönlichkeit ist. Bisher hat mich das nicht gekümmert, aber nun wird es mir doch wichtig. Als minderwertiger Höllenhund, der lediglich ums Überleben bemüht ist, brauche ich keinen ausgeprägten Charakter. Aber inzwischen möchte ich gleichberechtigt unter anderen Leuten leben und dafür muss ich noch viel lernen.

„Bei Meister Engal lernst du ja einiges dazu", resümiert Isovre. „Aber ich möchte, dass du mehr kennenlernst als nur die Arbeitskameraden. Eine Familie kann ich dir leider nicht bieten, aber ich habe eine Idee, die dem vielleicht nahekommt."

„Hm?"

„Meine Famuli haben mir erzählt, dass du lange Zeit jeden Morgen hierher gekommen bist. Was hältst du davon, wenn du das weiter so machst – aber dann reinkommst?"

„Willst du mich etwa als dritten Famuli?" Aber das hat sie doch vorher abgelehnt, fällt mir ein.

„Nein, das nicht. Ich lade dich nur ein, jeden Morgen mit uns zu frühstücken. Ich habe dann halbmenschliche Gesellschaft und kann größere Portionen zubereiten und du bekommst mal vernünftige Mahlzeiten und ein mehr oder weniger nettes Gespräch." Isovre zwinkert mir zu und ich fange an zu lachen. Die Hexe weiß also selbst, wie sehr ihr Sarkasmus die Leute verschrecken kann.

„Kein Problem, ich habe mich an deine Art gewöhnt", versichere ich ihr.

„Also einverstanden?"

„Ja!"

„Gut!" Isovre lächelt heimtückisch. „Dann kann ich nämlich auch an eine Aufgabe gehen, die ich mir schon lange vorgenommen habe. Nämlich dich etwas rausfüttern. Bei der nächsten Ohrfeige will ich mir nicht wieder die Hand an deinen Wangenknochen aufschlagen!"

 Bei der nächsten Ohrfeige will ich mir nicht wieder die Hand an deinen Wangenknochen aufschlagen!"

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
Wer vermisst schon eine Hexe? ✔️Where stories live. Discover now