Tapferkeit und Torheit

Comenzar desde el principio
                                    

Kurz war es unangenehm still, dann ertönte ein Rascheln und leise, fast lautlose Schritte kamen näher. Doch sie stoppten jäh und nicht direkt vor mir, wie ich zunächst befürchtet hatte.

„Sieh mich an."

Zuerst wusste ich nicht, ob ich diesem Befehl tatsächlich folgen sollte. Meine Angst traf in einer riesigen Welle auf meinen Verstand und drohte, meine Vernunft nach unten zu drücken. Doch ich hob langsam und zögernd den Kopf und begegnete sogleich einem dunkelbraunen Augenpaar, das nur noch knappe drei Meter entfernt war und von halber Höhe der Treppe auf mich herabfunkelte.

„Du sprichst mit so viel Nachdruck und Wortgewandtheit und dennoch lügst du", sagte der König schlicht und bohrte seinen Blick förmlich in meinen Körper. „Es ist nicht einmal das, was du sagst, sondern die Art wie du es sagst, als würdest du unsere Sprache anders sprechen, obwohl die Worte gleich bleiben."

Ich blinzelte verwirrt und endlich begriff ich, was er meinte. Meine Ausdrucksweise, die sich durch den Lauf der Zeit verändert hatte, verriet ihm, dass ich praktisch nicht seine Sprache sprach und sie nur schlecht nachahmte.

Immer noch sah ich zu dem jungen Mann auf und wusste nicht, ob ich ihn für seine Eleganz und seine Intelligenz bewundern wollte oder doch lieber in schrecklicher Angst niederknien und um Gnade winseln sollte.

Plötzlich huschte ein dunklerer Ausdruck, wie eine Art Schatten, über die scharfen Gesichtszüge des jungen Königs. Seine Haltung wirkte nun viel erhabener und wahrscheinlich würde ihm so keiner widersprechen.

„Felix, da du den Jungen hierhergebracht hast, wirst du ihn jetzt auch zu seinen neuen Räumlichkeiten begleiten." Schon bei diesem Satz erzitterte ich und die Anspannung in meinem Körper ließ meine Muskeln schmerzen.

Wahrscheinlich würde Felix mich in irgendeine Folterkammer schleifen und dort verhören. Dennoch fragte ich mich, wieso der Großwesir neben mir dann ein leises Glucksen von sich gab und vollkommen unbekümmert schien.

Macht es ihm etwa Freude, die Menschen zu foltern?

„Mit Vergnügen eure Hoheit, ich gehe also recht in der Annahme, dass ihr meine Auffassung bezüglich seines Nutzens teilt?"

So, jetzt kam ich endgültig nicht mehr mit. Ich war verwirrt und gleichzeitig verängstigt, eine wirklich dumme Mischung, denn das Erste, was mir einfiel, war erneut meinen vorlauten Mund aufzureißen.

„Bitte eure Majestät, bitte tut das nicht", flehte ich und sah zu dem jungen Mann auf, der mich nun seinerseits scharf musterte. Er hob eine Augenbraue, was ihn noch gefährlicher aussehen ließ. „Ich bitte euch, werft mich nicht in den Kerker, ich werde euch nicht hintergehen. Ich werde alles tun, was ihr von mir verlangt, aber bitte foltert mich nicht." Meine Stimme war zum Ende hin immer leiser und gequälter geworden, da ich erst jetzt richtig realisierte, was er alles tun konnte, wenn er denn Lust und Laune dazu hatte.

Nun huschte sowas wie ein zufriedenes Lächeln über die edlen Gesichtszüge, doch es verschwand so schnell wieder, dass ich bereits bezweifelte, dass es je dagewesen war. Minho drehte sich um und sagte ruhig über die Schulter hinweg: „Felix, du weißt, was zu tun ist."

Dann stieg er die Stufen wieder gemessenen Schrittes nach oben, während ich verzweifelt auf die Knie sank. Aber dann wurde ich von Felix am Oberarm gepackt, auf die Beine gehoben und einfach mitgezogen, da ich absolut nicht die Kraft und den Verstand hatte, mich zu wehren. Ich war wie gelähmt.

Bevor ich die Chance bekam, mich zu verteidigen oder auch nur ein weiteres Wort zu sagen, wurde ich bereits aus der großen, prunkvollen Halle geführt. Doch diesmal bog Felix gleich scharf rechts ab, anstatt den Weg einzuschlagen, den wir gekommen waren. Auch sein Griff um meinen Arm lockerte sich kein bisschen und schon wurde ich durch weitere Gänge gezogen, während ich hinter jeder Biegung die düstere, todbringende Treppe vermutete, die hinab in die Verliese führte und mich meinem elenden Schicksal ausliefern würde.
Felix sprach kein Wort und er wirkte auch nicht im Mindesten bekümmert darüber, dass er mich jetzt qualvoller Folter oder einem schmerzhaften Tod aussetzen würde.

God-king of Egypt | MinsungDonde viven las historias. Descúbrelo ahora