𝟖.𝟒 | 𝐄𝐢𝐧 𝐏𝐚𝐤𝐭 𝐚𝐮𝐬 𝐁𝐥𝐮𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐊𝐮𝐩𝐟𝐞𝐫

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„Ich habe sie hierhergebracht, Gospodin", bestätigte sie.
Dass „gerettet" definitiv eine Übertreibung war, da das die junge Kronprinzessin ganz allein zu Wege gebracht hatte, sprach sie nicht aus.

„Und meinen treuen Sharkolija", fügte der Graf, der neben dem Blonden stand, hinzu, wobei sein Herz einen befremdlichen Satz machte. „Ich sagte doch, er findet zu mir zurück, Draganov."
Zarja erwiderte seine Worte mit der Andeutung eines Saluts.

„Soldat?", fragte eben jener Draganov. Vielleicht erkannte er sie wirklich nicht, doch seine zu Schlitzen verengten Augen ließen Zarja zweifeln.

„Anwärter der Shchetkin Akademie, Gospodin." Einer plötzlichen Eingebung folgend, setzte sie alle Hoffnungen auf eine Karte und nickte in Richtung des Portiers, der nun noch untätiger an seinem Platz saß als zuvor. „Wenn er mich lässt. Meine Zeugnisse scheinen nicht angekommen zu sein."

„Wie ist denn der Name? Sind wir uns schon einmal begegnet?"
Vermutlich lag es bloß an ihrer eigenen Angst, dem hektisch pochenden Hasenherz in ihrer Brust, dass ihr die Stimme Draganovs bedrohlich erschien.

„Nikolajev. Kalin Gordejevich Nikolajev", erwiderte sie, als wäre sie tatsächlich dieser junge Mann, der keinerlei Ahnung von den Sorgen einer Zarja Mrazova haben konnte. „Und ich denke, Gospodin Draganov, ich hatte noch nicht die Ehre."

Zur Bestätigung reichte sie ihm ihre Dokumente, die der Offizier kurz überflog. Erkennen huschte durch sein Gesicht. „Sie sind verwandt mit Bojar Semjon Nikolajev."
Zarja schluckte. Woher, bei der Schlange, hat die Ratte die Papiere eines Adligen?
„Entfernt."

Zumindest war dieser Nikolajev kein Fürst, sonst hätte sie sich schon mit der Einschreibung in die Shchetkin verraten. Denn welcher Knjaz schickte sein Söhnchen schon dorthin, wenn es die prestigeträchtigere Kaiserliche Akademie gab, in der er nicht mit dem „einfachen Volk" zusammen leben und lernen musste? Für einen weniger vermögenden Bojar war sie vielleicht gerade noch gut genug.

„Ich wusste gar nicht, dass mein Freund Verwandte in Shirokov hat", erwiderte Draganov und fügte auf Zarjas gerunzelte Stirn hin „Ihr Dialekt" hinzu.

Beinahe wäre sie dem eindringlichen Blick seiner honigbraunen Augen ausgewichen. Sie hätte nie vermutet, dass eine derart warme Farbe so kalt erscheinen konnte.

Hab ich jetzt endgültig verloren? Aus den Augenwinkeln suchte Zarja bereits nach einem geeigneten Fluchtweg, denn keine Zeugnisse vorweisen zu können, war eine Sache, dabei erwischt zu werden mit der gestohlenen Identität eines Bojaren herumzulaufen, eine andere.

„Ich habe ein Internat in Shirokov besucht", antwortete sie dennoch wie seelenruhig, um zumindest das Überraschungsmoment auf ihrer Seite zu wissen, wenn es so weit war.
Zwar deutete der nachdenkliche Gesichtsausdruck darauf hin, dass er noch etwas fragen wollte, doch wurde der Offizier gerufen. Es gab hier eindeutig wichtigeres als Zarja – oder Kalin.

„Nun, ich werde sehen, was ich tun kann. Für meinen alten Freund", verabschiedete Draganov sich also höflich von ihr und Zarja konnte hören, wie er im Vorbeigehen mit dem Portier sprach: „Kümmern Sie sich um die Papiere für Nikolajevs Eintritt."

„Aber, Gospodin Polkovnik, seine Zeugnisse–"

„Wird er wohl nachreichen dürfen", beendete Draganov den Satz. „Ich bin mir sicher, er wird ausreichende besitzen. Immerhin stammt er von den Nikolajevs ab. Außerdem hat der junge Mann gerade der Zesarewna das Leben geredet. Sie hat befohlen, dass sich entsprechend um ihn gekümmert werden soll. Oder wollen Sie ihr persönlich erklären, warum Sie den Held des Tages nicht an die Akademie lassen wollen?"

„Ne-Nein, natürlich nicht, Gospodin Polkovnik. Ich werde sehen, was ich tun kann, Eure Exzellenz", nuschelte der Mann ergeben.

Zarja beobachtete die Szene ungläubig. Entweder hatten die Rozhanitsy sie gerade mit dem größten Glück ihres Lebens gesegnet oder – was viel wahrscheinlicher war – sie hatte sich ihr eigenes Grab geschaufelt. Blieb nur die Frage, wie lange es dauerte, bis sie in seine Tiefen stürzen würde.

Slaves of WarWhere stories live. Discover now