Thema: Verarbeitung von persönlichen Problemen in der Geschichte

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Vor diesem Thema habe ich höchsten Respekt. Ich hoffe, ich gerate damit nicht aufs Glatteis. Okay, Glatteis ist zu verkraften, nur einbrechen will ich bitte nicht ...

@Enem14 erzählte mir, sie hätte in grauer Vorzeit gelernt, dass man sich als Autor in seinen Geschichten nicht selbst „ausschlachten" soll, weil es einen angreifbar macht. Die Regel lautete: Verwende alles was du siehst, hörst, liest aber nicht dich selbst!

Enem stellt jedoch fest, dass viele Autoren bei Wattpad genau dies tun - sie verarbeiten ihre Sorgen und Probleme in ihren Geschichten.

Und dann passiert Folgendes: Kritik an der Geschichte wird zur Kritik am Autor selbst. Die Stimmung kippt. Der Schreiber geht auf Konfrontationskurs oder noch schlimmer, er ist tief gekränkt.

Als ich Enems Nachricht laß, hatte ich einen intensiven Aha-Moment. Auf ein Mal verstand ich Dinge, die mich zuvor intensiv beschäftigt hatten. Denn auch ich habe schon mal die Erfahrung gemacht, dass Autoren sehr empfindlich auf mein Feedback reagierten. Es ging hier weniger um den Ablauf der Geschichte, sondern um das Handeln des Protagonisten. Eine negative Reaktion auf das Tun einer Figur kann zum großen Problem werden, wenn der Autor sich selbst in ihr verkörpert! Dann wird es plötzlich persönlich und zack - macht steht unwissentlich knietief im Fettnapf.

Tatsächlich muss ich auch gestehen, dass ich mir über diese Dinge bisher keine Gedanken gemacht habe. Das liegt daran, dass ich mich in meinen Geschichten nicht selbst „ausschlachte". Ich schreibe pure Fiktion und will damit unterhalten. Es war nicht besonders weitsichtig von mir, ich weiß. Ich habe dazugelernt.

Wie sieht es mit euch aus? Sind eure negativen Lebenserfahrungen Quellen der Inspiration?

Hilft euch das Schreiben, um über schlimme Situationen hinweg zu kommen?

Macht ihr euch im Vorfeld Gedanken, welchen Einfluss Kritik auf euch ausüben könnte?

Das Nächste, worüber ich in dem Zusammenhang nachdenke ist, dass es vielleicht Sinn macht, zu Anfang der Geschichte mit offenen Karten zu spielen:

Sollten eure Leser nicht besser vorgewarnt werden, dass es sich um ein persönliches Thema handelt, damit sie angemessen „reagieren" können?

Oder ist der Schreibling selber Schuld, wenn er sich der Öffentlichkeit emotional zum Fraß vorwirft?

Uh ... für den letzten Satz kassiere ich bestimmt eine Tracht Prügel ... ich sagte ja ... Glatteis und so ...


P.S.

Ich werde wie immer aktiv mitdiskutieren und freue mich sehr darauf. Habt aber bitte keine Scheu auch untereinander - auch ohne meine Reaktionen - ins Gespräch zu gehen! Das macht die Dinge noch interessanter! 

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