3. Kapitel

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Etwa eine Stunde später saßen alle an der langen Tafel im Speisezimmer und schwiegen. Bob, der Riesenhund, saß neben Jonas und sah ihn treuherzig an. Immer wenn Veronica nicht hinsah, schob der schwarzhaarige Junge dem Tier ein Stück Gemüse ins Maul. Nur keinen Broccoli, denn den schien er zu mögen. Als die Stille zu unangenehm wurde, meldete sich Milans Vater zu Wort. "Wie sind eure Zimmer denn so, Jungs?"

Milan sagte das erste das ihm in den Sinn kam. "Eng."
"Riesig! Und voller Spinnen!" krähte Miro im selben Moment. Bei dem Wort 'Spinnen' schauderte Robert Bräuer und sah sich ängstlich um. "Spinnen?! Wo?"
"Nicht hier, Robert." erklärte Veronica zwischen zwei Bissen. "Und Jonas, hör auf den Köter zu füttern! Iss dein Gemüse selbst!"
Jonas, der gerade versucht hatte, seinen ganzen Salat unter dem Tisch verschwinden zu lassen, zuckte ertappt zusammen.

Milan musste unwillkürlich lächeln. Jonas' Gesichtsausdruck war einfach zu putzig. Wieder spürte er dieses Flattern in seinem Magen. Aber das kam definitiv von Veronicas Salat. Schnell wandte er den Blick ab.
Jonas schaufelte derweil sein Essen mit riesigen Bissen in sich hinein. Milans Mutter sah in die Runde. "Was haltet ihr davon, heute Abend noch ein paar Spiele zu spielen? Wir haben irgendwo noch ein paar Kartenspiele in den Kartons. Ich müsste nur rausfinden, wo genau..."

Veronica lächelte und zwinkerte den Jungen zu. "Ich glaube, das wäre für manche von uns etwas langweilig. Aber auf der Zwischenetage im Turm steht ein Fernseher. Vielleicht könntet ihr euch ja einen Film ansehen oder so?" Miro schüttelte den Kopf. "Ich spiele mit!" quäkte er. Jonas lachte. "Und du Milan?
Willst du auch lieber Mau-Mau spielen, oder sehen wir uns oben Filme an?"

"Ich hab auch keine Lust auf Kartenspiele. Und letzte Woche ist ein neuer Film erschienen den ich mir sowieso noch ansehen wollte. Also kein Mau-Mau für mich."

Nur eine halbe Stunde später war der Tisch abgeräumt und Milan tappte Jonas hinterher, die Treppen hinauf. Da die ganze Familie wie angestochen von Zimmer zu Zimmer rannte und die Kisten durchwühlte, konnten sie den geheimen Durchgang nicht verwenden. Natürlich ging es auch dort drinnen ebenfalls steil aufwärts, aber es war immer noch besser als die über 400 Stufen, die um unzählige Kurven bogen und die fünfzehn Stockwerke des Schlosses miteinander verband.

Als sie auf der Etage unter Milans Zimmer angekommen waren, öffnete Jonas eine Klappe an der Decke. Das Seil, dass an der hölzernen Luke befestigt war, sah ziemlich alt und ausgefranst aus. Doch es hielt. Eine Leiter klappte sich auseinander, als Jonas die Luke öffnete. Die altmodische Leiter aus rostigem Eisen war direkt an die mit der Luke verschraubt. Milan vermied es, zu lange auf einer Stufe zu verweilen, da er fürchtete, dass es bald nicht mehr bei ein wenig Knirschen und Wackeln bleiben würde.

Als er sein Zimmer erreicht hatte, war die Klappe hinauf in den nächsten Stock bereits geöffnet. Als Milan das Zimmer durchquerte, fiel ihm etwas auf, dass ihm irgendwie unheimlich war. All seine Taschen und Umzugskartons standen neben seinem Bett, obwohl niemand irgendetwas davon hier hochgetragen hatte. Während dem Wettbewerb mit Jonas und Miro hatte er alle im Blick gehabt, oder? Vielleicht waren es seine Eltern gewesen. Schließlich hatte er eine ganze Stunde in der Küche verbracht.

Aber keiner von beiden war auch nur außer Atem gewesen, als er zum Abendessen gekommen war. Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf nicht die Leiter hinunter zu fallen. In dem Wohnraum zwischen ihren Zimmern kniete Jonas in einer Ecke und versuchte den Fernseher an die Steckdose anzuschließen. Er deutete über die Schulter zu der Couch gegenüber dem Fernseher und bedeutete Milan sich zu setzten.

Der ließ sich auf das braune Ledersofa fallen und zog eine Wolldecke zu sich heran.
Dabei fiel ihm auf, dass einige Stofftiere im Raum verteilt waren. In einer Ecke stand ein riesiger, kirschroter Teddybär. Auf dem Boden lag ein beinahe einen Meter langes blaues Krokodil, dass ihn aus dunklen Glasaugen abschätzig anstarrte. Im Regal stand ein riesiges Einhorn mit Regenbogenmähne. Alles Dinge die man nicht im Zimmer eines Teenagers in Jonas' Alter erwarten würde. Aber es war wirklich...niedlich.

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