- Kapitel 179 -

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Im Vorzimmer des Schutzraums des Palastes angekommen klopft Alastair sich den Dreck von der Uniform und sieht sich prüfend um. Er erkennt die Räumlichkeiten und verzieht mürrisch sein Gesicht. In diesem Raum tagt der schwarze Ring für gewöhnlich und bespricht Angelegenheiten, die unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Wie viele langweilige Nachmittage hat er hier schon verbracht.
Augenverdrehend seufzt er.
Er wendet den Blick zur Seite und entdeckt eine der geschlossenen Verbundstüren neben sich. Dass die Königsfamilie ausgerechnet diesen Raum zum Schutzraum erklärte ist ihm ein Rätsel. Es gibt einfach viel zu viele Türen und er ist viel zu leicht zugänglich. Er schlägt sich auf die Stirn. Darüber kann er sich gerade jedoch keine Gedanken machen. Sekurions Männer werden sie schon verriegelt haben, denkt er sich und lässt seinen Blick weitergleiten. Er nutzt seine dunkle Magie um durch die Schatten am Boden einen Blick auf die andere Seite der Tür zu werfen. Im inneren, direkt am Eingang entdeckt er zwei Männer, die er nur flüchtig aus Sekurions Trupp kennt. Erleichtert atmet er aus und dreht sich zu den übrigen um.
„Wie es scheint ist die Garde noch nicht hier eingedrungen. Die Königsfamilie ist zusammen mit zwei Männern Sekurions im Schutzraum", flüstert er und zieht seine drei Kameraden zurück in die dunkle Ecke des Raums.
„Wer weiß wie lange das noch so bleiben wird", wirft Salem nachdenklich ein.
„Vermutlich nicht lange. Deshalb werden wir erst einmal hierbleiben. Sollte es brenzlich werden schreiten Darko und ich ein. Dank der schlechten Lichtverhältnisse hier drinnen wird es ein Kinderspiel werden", erklärt er konzentriert während Darko sich schulterzuckend an der Wand hinabgleiten lässt.
„Hört zu, da ihr beiden Magierklassen belegt, die die Dunkelheit verschwinden lässt möchte ich, dass ihr euch zunächst zurückhaltet. Sollten die Feinde wiedererwarten an uns vorbeikommen und Zugang zum Schutzraum erlangen positioniert ihr euch in der Nähe des Königs. Beschützt ihn während Darko und ich uns um den Rest kümmern. Wendet eure Magie nur dann an wenn es absolut nötig ist. Ansonsten behindern wir uns gegenseitig", richtet er sein Wort an Salem und Ray, die stumm nicken.
„Ein fantastischer Plan", erklingt eine bislang unbekannte Stimme gefolgt von leisem Applaus. Die Vier schrecken hoch und taumeln ein Stück zur Seite, ehe ein gleißendes Licht aus dem Schatten tritt.
„Schade nur, dass er zum Scheitern verurteilt ist", fügt der langhaarige Magier hinzu. Das von ihm ausgehende Licht umgibt ihn so strahlend hell wie die Sonne selbst. Seine gebräunte Haut sowie sein edles weißes Gewand lassen erahnen, dass es sich hierbei um einen Magier Trios handelt. Seine Augen sind von goldenen Linien umgeben und seine Arme sind mit Goldreifen bestückt. Darko stolpert neben die anderen und zieht irritiert die Brauen zusammen.
„Dem Plan nach zu urteilen muss ich also nur dafür sorgen, dass es nicht einen einzigen dunklen Fleck gibt. Wie überaus praktisch in Anbetracht meiner Magierklasse", verhöhnt der Langhaarige die Vier weiter und schreitet anmutig nach vorn. Hinter ihm kommen weitere Männer zum Vorschein, die anders als er die Uniform der Garde tragen. Salem reagiert blitzschnell und positioniert sich demonstrativ vor der Tür, die zum Schutzraum der Königsfamilie führt.
„Ray!", ruft der Feuermagier, ehe der Blondschopf sich schräg vor Salem stellt. Sein Blick ist starr geradeaus gerichtet und seine Hände sind zu Fäusten geballt.
„Ist es nicht reichlich unfair seine Züge so zu spielen? Kronprinz von Trios", wirft Alastair mit erhobener Braue ein, weshalb die Aufmerksamkeit aller auf ihn fällt.
„Fairness hin oder her..darüber wird niemand mehr sprechen sobald Adaron sich uns endlich gebeugt hat", winkt der Lichtmagier arrogant ab und neigt den Kopf dabei ein Stück. „Dennoch..ich hatte nicht erwartet gerade euch über den Weg zu laufen, Sir Kalen. Nach all dem was geschehen ist dachte ich ihr würdet die nächstbeste Chance zur Flucht nutzen. Dass ausgerechnet ihr nun hier steht und euer Leben zum Schutz des Königs gebt wundert mich. Lasst mich euch ein Angebot unterbreiten", fügt er neckend hinzu und unterstreicht seine Aussage mit einer ausladenden Handbewegung.
„Schließt euch mir an. Ein so fähiger Magier wie ihr einer seid könnte mir von Nutzen sein. Anders als euer König werde ich euch nicht monatelang im Kerker schmoren lassen. Anders als der schwarzen Ring werde ich die Führung der Garde vollständig in eure Hände legen. Ihr werdet in Reichtum und Ländereien baden. Alles was ihr dafür zu tun braucht ist mich durch diese Tür marschieren zu lassen", erklärt er und sieht abwartend in Alastairs dunkle Augen. Dieser hingegen bewegt keinen Muskel. Seine Mimik ist unleserlich, während die restlichen Magier die Brauen zusammenschieben.
„Selbstverständlich werde ich euren Trupp ebenfalls verschonen. Jeder, der zu euch gehört wird leben. Jeder eurer Anhänger wird frei sein", fügt er säuselnd hinzu und faltet selbstgefällig die Hände hinter seinem Rücken.
„Wie großzügig von euch", spottet Alastair grinsend und schnippt mit den Fingern. Augenblicklich erlischt das gleißende Licht des Prinzen.
„Doch ich denke ich werde euer Angebot wohl ablehnen müssen. Es gibt einige Menschen die unfassbar enttäuscht von mir wären wenn ich dem zustimmen würde", lacht er und lässt mit einem weiteren Schnippen jegliche Gardemagier in der Tiefe der Dunkelheit verschwinden. „Nun..so sei es", seufzt der Kronprinz und breitet langsam seine Arme aus.
„Wenn ich erst einmal den Thron bestiegen habe werde ich euch allerdings einen respektvollen Part in den Geschichtsbüchern widmen. Es gibt nicht viele, die sich mir in den Weg gestellt haben. Euer Mut soll belohnt werden", fügt er mit ernstem Blick hinzu ehe der Raum erneut in Licht badet. Alle beteiligten kneifen die Augen krampfhaft zusammen, da das Licht so hell ist, dass es in den Augen brennt. Lediglich Ray starrt dem Prinzen mürrisch entgegen. Verwundert bleibt der Prinz in seinem Vormarsch stehen und hebt eine Braue.
„Sieh an..ein Lichtmagier", murmelt er und vollführt eine graziöse Handbewegung. Einzelne Lichtstrahlen zerren an Ray, zwingen ihn zur Seite zu treten.
„Selbst wenn wir der gleichen Magierklasse entstammen so ist unser Stand gänzlich unterschiedlich. Niemand kann sich der Macht eines Mitglieds der königlichen Familie entziehen..selbst wenn es nicht der Familie des eigenen Königs angehört", erklärt er grinsend und bleibt vor der Tür stehen. Seine schmalen Finger umgreifen die Türklinke, als er plötzlich erstarrt. Mit weit aufgerissenen Augen schielt er zur Seite und blickt in Rays grinsendes Gesicht. „Ob königlich oder nicht..Licht bleibt Licht. Es besteht in jedem Königreich aus den gleichen Elementen. Überall sind es Wellenlängen, die im Zusammenspiel Licht erzeugen. Egal wie stark die magische Kraft auch sein mag..ändert man die Wellenlängen des Lichts ändert sich auch die Eigenschaft des erzeugten Lichts. Anders gesagt..man ändert die Kraft des Angriffs", erklärt Ray und reißt sich aus den bläulich schimmernden Strahlen, die ihn an Ort und Stelle hielten. Er vollführt eine kurze Handbewegung und ändert die Wellenlänge des Lichts erneut. Dunkles Violett erfüllt nun den Raum, was Alastairs Aura zum Leuchten bringt. Sie zirkuliert sichtbar und in enormem Ausmaß um Alastairs Körper. Es ist das erste Mal, dass seine Truppmitglieder Zeugen davon werden, wie stark die magische Kraft ihres Truppführers tatsächlich ist. Der Schwarzhaarige atmet mehrfach tief ein und aus, solange bis seine Augen Violett schimmern. Auch Darko spürt, wie seine Kraft ansteigt.
„Die Wellenlänge der Farbe Violett ist die einzige, die dunklen Magiern Kraft schenkt obgleich es sich dennoch um Licht handelt. Eine interessante Gegebenheit, nicht wahr?", fügt Ray hinzu und hüllt Salem sowie sich selbst in eine schützende Barriere.
„Du scheinst dich gut mit deiner Magierklasse auszukennen, das muss ich dir lassen", knurrt der Kronprinz und stützt sich mit der Hand an der Holztür hinter ihm ab. „Dass du soweit gehst auch deine eigene Kraft zu schwächen..ich weiß nicht ob das mutig oder töricht ist", murmelt der Langhaarige, woraufhin Ray die Brauen zusammenschiebt.
„Ich habe nichts zu befürchten solange General Kalen und mein Bruder an meiner Seite sind", entgegnet der Blondschopf und stützt sich schwer atmend auf Salems Schulter.
„Ray!", entkommt es dem Feuermagier, der ihm unter die Arme greift, um ihn aufrecht zu halten. „Keine Sorge Ray, du wirst nicht lange durchhalten müssen", wirft Darko ein und lässt dunkle Nebelschwaden entstehen. „Das hier wird schneller vorbei sein, als eine unserer Zankereien", fügt er hinzu und prescht nach vorn.

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