zwei

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Am nächsten Morgen wachte ich eine ganze Stunde zu spät auf und schaffte nur mit großer Mühe noch rechtzeitig zur zweiten Schulstunde in der Schule zu sein. Ich joggte durch den bereits leeren Schulflur und bemerkte seit langer Zeit mal wieder, wie schlecht meine Kondition doch war. Ich lief um die letzte Ecke und riss die Tür meiner Klasse auf. Hingegen meiner Hoffnung, dass mein Lehrer noch nicht eingetroffen sei, saß bereits Frau Sanders, meine Klassenlehrerin, an ihrem Tisch und ging die Namensliste durch. Ich sah ihren verärgerten Blick und murmelte verlegen eine Entschuldigung und ging wortlos zu meinem Tisch. Luke warf mir einen Blick zu, welcher wohl Mitleid ausdrücken sollte, doch aber durch sein zu breites Grinsen eher höhnisch wirkte. Ich nickte ihm kaum merkbar zu und setze mich an meinen Platz.

Die Stunden ging nur schleppend voran, da Frau Sanders wirklich wusste, wie man Biologie zum langweiligsten Fach des Stundenplans machen konnte. Als die Schulklingel endlich die Pause eröffnete und ich noch meine Bücher zusammenpackte, kam Alice zu mir. Ihr Blick verriet nichts Gutes und ich wusste auch bereits den Grund.

,,Was sollte das gestern schon wieder? Du bist so verdammt unzuverlässig geworden in letzter Zeit."

,,Ich weiß. Entschudlige bitte..."

,,Nein, Cella. Das kann doch nicht wahr sein. Du hast uns schon wieder versetzt. Wir haben eine halbe Stunde draußen auf dich gewartet und deswegen den Anfang vom Film verpasst."

Ich blickte Alice entschuldigend in die Augen. Ich hatte gestern doch tatsächlich unsere Abmachung noch vergessen. Erst nach Mitternacht hatte ich gestern mein lautloses Smartphone wieder in die Hand genommen und die vier verpassten Anrufe von Sam gesehen. Da es bereits zu spät gewesen war, hatte ich nicht mal eine Entschuldigung verschickt. Es tat mir aufrichtig leid. Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, die drei zu versetzen.

,,Ganz ehrlich. Ich hatte mich ehrlich so gefreut mal wieder was mit dir zu machen. Wäre ja okay gewesen, wenn du doch keine Zeit gehabt hättest. Aber du hast ja nicht mal mehr abgesagt. Es nervt einfach langsam, dass du so schrecklich unzuverlässig und unerreichbar bist. Und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass du uns versetzt", setzte sie mit ruhiger, wütender Stimme fort.

,,Ich weiß, ich weiß. Es tut mir auch ernsthaft leid. Es war wirklich nicht meine Absicht. Ich habe es einfach nur vergessen. War echt blöd. Ich habe gespielt und du weißt wie die Zeit manchmal vergeht."

Alice verdrehte bloß die Augen und formte mit ihrem Lippen genervt: ,,Scheiß Spiel."

Also setzte ich fort: ,,Guck mal. Heute ist Freitag. Wie wäre es also, wenn ich euch drei heute Abend zu mir einlade und wir Pizza bestellen und gemeinsam paar Filme gucken oder so? Dann machen wir eine Twilight-Night eventuell? Wie wäre das?"

Alice stand total auf Twilight im Gegensatz zu mir. Man konnte die Filme durchaus schauen und die gegen die Schauspieler war auch wirklich Nichts zusagen, aber ich hasste die Handlung und somit konnte weder Kristen Stewart noch Jackson Rathbone die Filme für mich persönlich retten. Alice wusste, dass ich auf Twilight nie gut zu sprechen war, also erkannte sie mein Opfer in diesem Angebot. Ich war also mit diesem Vorschlag auf der sicheren Seite.

,,Wenn du die Pizza bezahlst", sagte Alice grinsend. Ich wusste doch, dass das ziehen würde.

Am Abend zur verabredeten Zeit hatte ich bereits das große Sofa, welches am nächsten zum Fernseher steht, mit einem Dutzend Kissen geschmückt, auf dem Beistelltisch hatte ich fünf Schüsseln befüllt mit Schokolade, Chips, Keksen und Weingummis platziert, welche meine Mutter uns noch kurzfristig gekauft hatte und eine Broschüre von Lou's lieblings Pizzeria daneben gelegt, von der sie schwor, dass sie die besten Pizzen in der ganzen Stadt machten. Kurz nach 20:00 klingelte es bereits an der Tür. Sobald ich die Tür geöffnet hatte, sprang mir auch schon Sam in die Arme. Nach der stürmischen Begrüßung führte ich sie in die Küche, wo ich ihr ein Glas mit Cola Light befüllte. Man brauchte sie nie fragen, was sie trinken wollte, da sie wirklich nur Coca Cola Light trank. Man sollte bloß niemals auf die Idee kommen ihr etwas anderes als dieses Getränk zu geben, da sie es einfach nicht trank. Nicht einmal normale Coca Cola fasste sie an, wenn es anders ging. Im Sommer des vorletzten Jahres hatte Lou mal gesagt, dass es doch Schwachsinn sei und alle Colas irgendwie gleichschmeckten. Als Sam das wütend verneinte, ging Lou los und hat alle verschiedenen Colas gekauft, welche sie finden konnte und hatte letztendlich vierundzwanzig gleiche Gläser mit verschiedenen Cola-Getränken von all möglichen Herstellern in einer Reihe gestellt, worauf Sam nun die Coca Cola Light erschmecken sollte. Sam probierte darauf hin alle Getränke und fand ohne großer Mühe sofort das richtige Glas. Lou, welche bis heute schwört, dass Sam geschummelt hat, bringt seither immer eine Cola-Flasche von immer einen anderen Hersteller zu allen Treffen von uns vier mit.

Nachdem ich Sam das Glas gereicht hatte, schüttete ich mir selbst ein Glas Spezi ein und befüllte ein weiteres mit Eiswürfeln und Mineralwasser. Dieses war für Alice, da ebenfalls sie ein Lieblingsgetränk hatte, was wir aber alle ein bisschen belächelten. Bei Lou wusste man nie so ganz. Mal wollte sie Eistee und ein anderes Mal trank sie Ananassaft zur Lasagne. Also stellte ich ein vorerst noch leeres Glas zu den anderen. Solch banale Dinge wusste man nach jahrelanger Freundschaft mittlerweile von einander.

Erneut klingelte die Tür und Lou und Alice traten ein. Wir begrüßten die beiden und setzten uns erstmal alle in die Küche.

,,Was willst du trinken, Lou?", fragte ich sie.

,,Hm. Falls ihr Sprite dahabt, würde ich gerne davon ein Glas haben.", war ihre Antwort.

Ich beauftragte Lou im Kühlschrank danach zusuchen und holte währenddessen schnell die Pizza-Broschüre aus der Stube. Als ich zurück kam, füllte sich Lou gerade ein Glas Sprite ein. Gemeinsam entschieden wir uns für eine Hawaii-Partypizza, welche Sam mit der Anmerkung, dass die Pizzeria uns bitte ihren süßesten Lieferanten schicken sollten, bestellte. Lachend meckerten wir sie an, wie peinlich dieser Auftrag doch war.

,,Das kannst du doch nicht echt machen, Sam!", kreischte Lou empört nachdem Sam aufgelegt hatte.

,,Solange du die Pizza entgegen nimmst, ist das okay für mich", fügte Alice grinsend hinzu.

Sam nickte verführerisch: ,,Darauf hätte ich aber auch verdammt nochmal drauf bestanden"

Während wir auf die Pizza warteten, setzten wir uns in die Stube und legten schon Mal den ersten Teil ein, welchen Alice mitgebracht hatte. Wir schauten die ersten dreißig Minuten bis es an der Tür klingelte und Sam voller Vorfreude mein Geld entgegen nahm, da ich wie versprochen den vollen Preis bezahlte.

,,Showtime", grinste Sam, während sie gewollt aufgesetzt ihre schwarzen Haare nach hinten warf und uns flirtend zu zwinkerte.

Lachend schüttelte ich den Kopf: ,,Dann mal los. Schnapp ihn dir!"

Sam blickte ein letztes Mal in den Spiegel, richtete ihre Frisur noch einmal und schritt selbstbewusst auf die Tür zu. Lou und ich folgten ihr, während Alice in der Stube blieb und stattdessen die Nachrichten auf ihrem Handy checkte. Wir stellten uns in die Küche, wo wir unauffällig einen guten Blick auf die Haustür hatten. Sam positionierte sich direkt vor der Tür. Sie blickte durch den Spion und schien nicht enttäuscht über den Anblick zu sein. Sie drehte ihren Kopf zu uns und zeigte lächelnd den Daumen nach oben. Gelassen öffnete sie die Tür und lächelte dem wahrlich gut aussehenden Jungen süß zu. Aus unserem Versteck konnten wir leider nicht deren Gespräch hören, doch es ging ein wenig zu lang, um nur über die Rechnung zu handeln. Kurz darauf gab Sam ihm das Geld und er ihr die Rechnung, aber nicht ohne vorher etwas auf die Rückseite zu kritzeln. Sam winkte lächelnd dem Jungen zu und schloss die Tür sanft wieder. Sie drehte ihren Kopf zu uns und ihr süßes Lächeln verwandelte sich schlagartig in ein übertrieben glücklichen Siegestanz, wo sie triumphierend ihren Arm hob und absurde Bewegungen mit ihrem Hinterteil machte. Wir klatschen lachend mit ihr ein.
,,Sein Name ist Simon und er hat eine ungewöhnlich lange Telefonnummer.", grinste Sam, während wir wieder auf dem Weg in die Stube waren. Dort angekommen blickte Alice langsam von ihrem Smartphone hoch und blickte Sam fragend an. Als Antwort hielt sie nur die Rückseite von der Rechnung hoch. Auch Alice klatschte stolz mit ihr ein.
Der Abend verlief schnell während wir uns Bellas ewiges "Hin-und-Her-Entscheiden" ansahen und nebenbei die leckre Pizza verschlangen. Als wir mit allen fünf Filmen fertig waren, war es bereits spät in der Nacht. Trotzdem bestand Lou darauf, noch nachhause zu fahren. Sie sollte in ein paar Stunden mit ihrer Familie ihre entfernte Tante besuchen gehen und wollte nicht zu spät Zuhause sein. Da Lou's Mutter sie so oder so abholen würde noch, entschieden auch Alice und Sam die Mitfahrgelegenheit zu nutzen und Zuhause zu schlafen. Da schläft man schließlich auch am besten.
Wir verabschiedeten uns und die drei Mädchen stiegen zu Frau Lankford, Lou's Mutter, ins Auto. Ich winkte ihnen an der Haustür zu, bevor ich wieder nach drinnen ging und meinen Computer startete. Noch ein paar schnelle Runden "Seven" und dann würde ich ebenfalls schlafen gehen.

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