15 - Erste Erkundungen...

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Ich saß wieder in meinem Zimmer, beobachtete in meinem Ohrensessel das knisternde Feuer und überlegte, was ich nun mit mir anstellen sollte.

Klar, es war schön zu wissen, nicht eingesperrt zu sein und herumlaufen zu können, wohin ich auch immer wollte.

Allerdings fühlte es sich viel mehr an, als wäre ich das Kind von einem sehr viel beschäftigten Vater, der mir lieber meine Freiheiten gab, anstatt dass ich ihm an seinem Bein festgebunden auf die Nerven ging.

Komisch fand ich es auch, dass ich nun nur mit Ovaris gesprochen hatte und die anderen zwei nicht mal in der Nähe gewesen sind. Aber offensichtlich konnten die drei gut miteinander zusammenarbeiten und sich gegenseitig vertrauen, wenn sie nicht jede Handlung des jeweils anderen mitüberwachten.

Ich seufzte laut.

Diese drrei Könige schienen eine sehr starke Wand zu sein, nein, eine sehr starke Mauer. Gegen die musste man erstmal einen Weg finden irgendwie anzukommen, sonst würde man noch Ewigkeiten vor dieser Mauer abgeparkt sein und auf eine Gelegenheit warten.

Ich streckte meine Beine aus und lehnte mich weiter zurück.

Morgen würden wir uns nach dem Frühstück treffen und den Brief für meinen Vater verfassen. Ich bin gespannt, ob ich dann wieder mit Ovaris zutun haben werde oder ob es einer der anderen beiden sein wird. Vielleicht stellten sie mich aber auch bei ihrem königlichen Berater ab, der mit mir das Ding verfasste.

So oder so freute ich mich nicht besonders auf morgen und erst recht nicht auf diese Nacht. Da ich die letzten 24 Stunden geschlafen hatte, war ich jetzt natürlich nicht müde und würde die Nacht auch nicht schlafen können. Wahrscheinlich war ich morgen so fertig, dass ich froh sein werde, nicht den kompletten Brief alleine formulieren zu müssen.

Mein Blick wanderte nach draußen.

Vor dem Fenster tanzten ausnahmsweise mal keine Schneeflocken und es war auch kein starker Wind zu hören.

Eigentlich ideales Wetter, um über den Burghof einen Spaziergang zu machen und draußen in der frischen Luft den Kopf etwas frei zu bekommen.

Außerdem könnte ich mir dann schonmal einen kleinen Überblick über das verschaffen, was die Festung so zu bieten hatte.

Ich fackelte gar nicht lange herum, sondern war froh, dass ich mir plötzlich nicht mehr ganz so nutzlos vorkam. In dem Schrank, den ich neben meinem Bett zu stehen hatte, waren zahlreiche Sachen einsortiert worden. Entweder ist man schon ganz dreist davon ausgegangen, dass ich hierbleiben werde oder aber man hätte mir die Sachen für meine Reise zur Verfügung gestellt.

So oder so durchforstete ich den Berg an Kleider neugierig und zog dann überrascht mehrere Hosen aus einem dicken lederartigen Material hervor.

Diese musste man nachträglich in den Schrank gepackt haben.

Ovaris hatte wohl nicht damit gescherzt, dass ich seiner Meinung nach auch jeden Tag ausreiten könnte - nur vor dem Wald würde ich mich hüten. Und wer wusste schon, was hier noch so umherkeuchte, was mindestens genauso gefährlich oder sogar noch gefährlicher war als diese Imare.

Mit einer etwas besseren Stimmung schlüpfte ich in die Hose, zog mir ein paar Lederstiefel an, die in dem Fußraum des Schrankes gestellt wurden, griff nach einem Unterhemd und einem dicken Pullover, danach zog ich mir meinem Mantel von einem der Haken und zog ihn an, ehe ich meine Hand auf die kalte Türklinke legte, um sie herunterzudrücken.

Es war still.

Niemand stand vor meiner Tür, um mich zu überwachen und der Gang, in dem mein Zimmer lag, war leer. Nur die roten Fackeln brannten an den Wänden, warfen gespenstische Schatten auf den grauen Stein und dem roten Teppich und ließen das Rot der aufgehängten sternenförmigen Blumen dunkler erscheinen.

Ich musste auch noch unbedingt herausbekommen, was es mit diesen Dingern auf sich hatte und warum sie hier überall hingen - aber für heute sollte das nicht meine Sorge sein.

Ich ließ meine Tür leise in das Schloss fallen und begab mich auf den Flur.

Hin- und hergerissen dachte ich nun darüber nach, in welche Richtung ich gehen sollte - schlussendlich entschied ich mich, einfach loszumarschieren. Ich hatte jede Menge Zeit und würde hoffentlich nachher schon wieder irgendwie in mein Zimmer zurückfinden.

Ich wanderte bestimmt eine halbe Stunde lang in den Gängen umher, bewegte mich auf mehreren Etagen und traf niemanden. Es war, als würde diese Festung immer noch menschenleer sein. Natürlich wusste ich, dass ich beobachtet wurde - auch wenn ich niemanden sah.

Mein Gefühl trügte mich selten.

Ab und zu ruckelte ich an den Holztüren, um irgendwo eintreten zu können, doch alle Türen waren verschlossen.

Es rief immer mehr Fragezeichen in mir auf und schlussendlich befand ich mich im Erdgeschoss, legte meine Hand auf eine weitere von vielen Türklinken, drückte sie herunter und - konnte diese verdammte Tür endlich öffnen.

Kalte Luft kroch zu mir und ein Blick nach vorn verriet mir, dass ich offenbar einen kleinen Seitengang entdeckt hatte, der auf den Innenhof der Festung führen musste.

Ich zog mir meinen Mantel fester um die Schultern und tappte nach draußen in die eisige Winternacht. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen, während ich mich nach allen Seiten orientierend fortbewegte.

Da ich nirgends den Haupteingang mit der doppelflügigen Tür entdeckte, durch den ich nun schon zweimal geschritten bin, nahm ich an, dass ich mich auf einer komplett anderen Seite des Innenhofs befinden musste.

Die hohe Mauer deutete daraufhin, dass ich mich am Außenrand, jedoch innerhalb der Festungsmauern, einen Weg gesucht hatte. Ein großer Baum mit einem breiten Stamm streckte seine langen kahlen Äste zur Seite, auf denen riesige Schneeberge lagen.

Neugierig schritt ich weiter und entdeckte ein beleuchtetes Gebäude nur ein paar Schritte von mir entfernt. Hier war der gepflasterte Weg von dem Schnee befreit worden. Das aus Stein erbaute Gebäude war länglich und besaß mehrere Fenster, hinter denen schwache Lichter glühten. Das schienen bestimmt die Stallungen zu sein.

Als ich das Gebäude passierte und sofort Heu unter meinem Stiefel klebte, bestätigte sich meine Vermutung.

Gerne wäre ich zu den Pferden gegangen, doch mich trieb irgendetwas anderes in mir weiter voran.

Daher lief ich an dem Gebäude vorbei durch einen Torbogen, der die Stallungen mit einem weiteren Gebäudekomplex aus Stein verband.

Als ich unter dem Bogen durchgelaufen war, fiel mir auf, dass hier nichts beleuchtet wurde. Lediglich der Schnee reflektierte genug von dem silbrigen Mondlicht, sodass ich die Umrisse um mich herum erkennen konnte.

Auch hier stand etwas aus Stein. Das Gebäude war nicht größer als die Stallungen, dennoch genauso langezogen. Seltsamerweise befanden sich vor den Fenstern Gitterstäbe, die vom vom Frost völlig weiß gefärbt waren.

Ich runzelte die Stirn.

Hatten sie etwa ihre Kerker oberirdisch?

Ich näherte mich dem Gebäude vorsichtig und behielt gleichzeitg meine Umgebung wachsam im Auge.

Die Holztüren, die vermutlich in das Gebäude führten, standen einen Spalt offen.

Sollte ich vielleicht einen Blick hineinwerfen?

Zögerlich drehte ich mich, um zu überprüfen, dass sich immer noch niemand in meiner Nähe aufhielt und mich verfolgte. Als ich alles ruhig und still vor mir da liegen sah, wandte ich mich wieder den Holztüren zu, streckte den Arm aus und - eine großer, schwere Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter und zog mich unsanft zurück.

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