6 - Ablehnung und eine törichte Entscheidung

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"Meine Schwester schaut sich eben gern die Welt an, nicht wahr?", Leronel warf einen kurzen Blick auf mich. Endlich mal seine Stimme gefunden, die jetzt ebenso hart und unnachgiebig klang wie die der Könige. Jetzt rieb ich mir in meinem Kopf die Hände. Das Spiel konnte endlich losgehen.

"Und richtig - wir wollen wahrscheinlich genau das gleiche, wie schon ein paar Besucher vor uns. Aber eine Sache unterscheidet uns von ihnen." Leronel sprach so eingebildet und selbstüberzeugt, dass mein Vater ihm sicherlich vor Stolz auf die Schulter geklopft hätte, wenn er jetzt Zeuge von der Situation wäre.

"Kann ich mir kaum vorstellen." Der Zweite sah Leronel von oben herab an, während Auris hingegen weiter schwieg. Er schien eher jemand zu sein, der eine Situation so lange beobachtete, bis er sich dazu entschloss einzuschreiten und sich derweil seine eigenen Gedanken machte.

Das könnte gefährlich werden.

Vorallem, weil seine Augen weiterhin zu schmalen Sicheln verzogen waren. Es hatte beinahe etwas Animalisches und ich war mir immer unsicherer, ob eine Übernatürlichkeit mithereinspielte, von der wir nichts wussten.

Ich hatte schon von diversen Geschichten gehört, dass es Königreiche gab, in denen nicht nur Sterbliche regierten - wie auch immer man sich das vorstellen mag. Doch in unseren Regionen lachte man nur kopfschüttelnd darüber.

Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, wenn sie jetzt hier an unserer Stelle vor den drei Königen stehen würden, würden sie nicht mehr lachen.

"Sprich ruhig weiter", schaltete sich der Erste wieder ein. "Ich bin gespannt."

Leronel fuhr darauf unbeeindruckt weiter fort. "Nun gut, wenn wir schon alles abkürzen, dann tue ich es an dieser Stelle auch. Kurzgefasst: Die meisten, die sich Allianzen mit anderen versprechen, bezahlen und wollen im Gegenzug Schutz durch die andere Macht. Wir zahlen nicht - wir versprechen im Gegenzug ebenfalls unseren Schutz, während wir die Heere vermischen und die Kampfstrategien angleichen."

"So so... eine Zusammenführung also?", stellte der Erste fest.

Leronel nickte. "Ja sozusagen."

Es folgte eine weitere Stille, die jedoch überraschenderweise nicht allzu lange anhielt.

"Für mich klingt das ganz klar danach, alle anderen um sich herum herunterzudrosseln und gleichzeitig in ihre Kriegstrategien Einblick zu erhalten", kam es prompt vom Zweiten. "Und wie soll das funktionieren? Euer Königreich ist viel zu weit entfernt von unserem. Wir können nicht einfach auf einen Kaffeeklatsch zu euch und umgekehrt genauso wenig."

"Um erstmal zu der absurden Anschuldigung zu kommen", antwortete Leronel. "Die Kriegsstrategien würden wir euch genauso offenbaren. Niemand wäre im Vorteil", er machte an dieser Stelle eine kurze Pause, ehe er weiter fortfuhr. "Und nun zu dem anderen vermeintlichen Problem: Man würde eben in Kontakt bleiben, sich regelmäßig austauschen und Staatsbesuche organisieren. Das gelingt uns mit anderen Königreichen ebenfalls."

Ich war wirklich stolz auf ihn, dass er sich nicht unterkriegen ließ, sondern ungerührt seinen Standpunkt verteidigte.

Aber um ehrlich zu sein hätte ich nur zu gerne ebenfalls meine Klappe aufgerissen.

Erstens, was ist das hier bitte für ein Empfang? Man hat uns bis in ihre Festung hereingelassen und hier oben in ihrem Thronsaal wurden wir wie unerwünscht und Ungeziefer behandelt, nichtmal ansatzweise ernst genommen. Zweitens führte man solche Art von Gesprächen nicht einfach im Stehen am Rande eines Thronsaals. Und drittens: Entweder, die Herrschaften setzten sich endlich und wir stehen eben wie die Deppen vor ihrem Podium oder aber wir würden uns gegebenenfalls auf Augenhöhe hinsetzen und sachlich diskutieren.

Fallen KingsWhere stories live. Discover now