14 - Das interessante Angebot der Zukunft

Beginne am Anfang
                                    

Aka selbsterwählte Gefangene mit besonderen Erlaubnissen.

Nur was genau wäre dümmer und unvorsichtiger?

Meinem Vater entgegenzureisen, der erst nach Wochen hier antreffen würde und hoffen, ich würde ihm irgendwie auf dem Weg begegnen? Außerdem würde ich alleine reisen. Es wäre Ihnen egal, ob ich getötet oder gefangen genommen werde. Denn nach dem Brief hätte ich meinen Zweck erfüllt.

Die andere, weitaus noch unerfreulichere Variante wäre, hierzubleiben und zu warten.

Mir schien, als bliebe mir mal wieder nichts anderes übrig. Wenn ich dafür wenigstens meine Freiheiten genießen durfte, sollte ich die paar Wochen schon irgendwie überstehen. Auch wenn mir bei dem Gedanken daran bereits etwas schlecht wurde, ab jetzt die nächsten Tage als Gast in diesem... für mich unglaublich fremden Königreich zu sein, in dem so viele unerklärliche Dinge passierten.

Aber wer weiß - vielleicht könnte ich auch in dieser Zeit herausfinden, was hier so vor sich ging? Nur, weil man mich leider etwas enttarnt hatte, hieß das ja nicht, dass ich deswegen alle meiner Nachforschungen restlos einstellen würde.

Ich bin mir sicher, das eine oder andere Wichtige wird mir schon noch unterkommen.

Im Moment lag das Königshaus Othello mit der Nase vorn, was Informationen anging. Doch vielleicht würde, beziehungsweise könnte sich das noch ändern.

Ich verkniff es mir laut auszuatmen, weil mein Kopf vom vielen Nachdenken bereits anfing mächtig zu rauchen.

Es verging bestimmt eine ganze Minute, in der ich bedächtig vor mich hinschwieg und seinen Blick auf mir spürte. Er schein wohl ziemlich gespannt darauf zu sein, wie ich mich entscheiden würde.

Jedoch, wie gesagt, blieb mir nicht viel anderes übrig.

Wenn mein Vater hier ist, könnte ich vielleicht mit ihm nach Leronel und den anderen suchen. Mein Vater wird wahrscheinlich aus allen Wolken fallen, wenn er erfährt, dass ich nur noch alleine hier bin. Und ich bin mir sicher, dass die anderen dort draußen noch irgendwo sind - wäre denn sonst dieses Pferd einfach so wiederzurückgekommen? Vielleicht ist ihnen mein Halbbruder auch entwischt, denn ich wusste, dass Leronel sehr schlau ist. Und gut kämpfen konnte.

Aufgeben wollte ich ihn nicht - und mein Vater sicherlich auch nicht, wenn er von dem Überfall und diesen... Imaren erfährt.

Also setzte ich mich aufrechter hin, schlug das linke Bein über das rechte und drehte meinen Kopf wieder in Ovaris Richtung. "Okay. Einverstanden - allerdings hätte auch ich noch eine Bedingung."

Er lehnte sich interessiert vor. "Und diese wäre?"

"Ich möchte mitbestimmen, was ich in diesen Brief schreiben werde. Die Forderung von eurer Seite aus, dass mein Vater herkommen soll, steht außer Frage. Viel mehr meine ich das, was den Rest betrifft."

Ovaris lächelte verhalten. Offensichtlich nicht ganz so begeistert. "Und was genau meint Ihr mit dem Rest?"

"Ich möchte ihn nicht von dem Überfall auf Leronel, die Wächter und mich wissen lassen." Ich brauchte Zeit, bis er hier aufkreuzte. Klar, war das am Ende Zeit, die auch für die anderen verstrich, aber ich musste mir hier im geheimen ein Bild von dem Königreich machen. Wenn mein Vater ankommen würde, wird das unmöglich werden. Erstmal wird er mich wahrscheinlich gleich einpacken und mitnehmen, nachdem er merkt, dass ich ganz alleine auf ihn hier wartete und außerdem würden wir sicherlich mehr bewacht werden als ich es vielleicht jetzt zukünftig alleine werde.

Ich musste in der Zeit, in der mein Vater anreisen würde, einen Plan erstellen. Einen Plan, in dem ich die Schwachpunkte von Othello analysierte und gleichzeitig herausbekam, was es mit den Imaren auf sich hatte.

Wenn mein Vater mit Othello wirklich eine Allianz eingehen will, müssen wir unbedingt nach diesen ganzen Ereignissen herausfinden, auf was wir uns einließen.

Zu meiner Überraschung nickte Ovaris schließlich, auch wenn er nicht allzu glücklich dabei aussah. "Nun gut... von mir aus. Ich werde das nachher zwar nochmal mit meinen Brüdern besprechen, doch meine Zustimmung habt Ihr. Mir wäre es zwar recht gewesen, diesen Überfall in den Brief einzubauen, da er wahrscheinlich umso schneller hergekommen wäre, aber ich akzeptiere Eure Forderung natürlich. Schließlich seid Ihr in einer reichlich... misslichen Lage verstrickt. Demnach ist es nur fair, wenn wir alle unsere Bedingungen haben."  Er richtete sich auf und erhob sich von seinem Platz.

Ich musste den Kopf fast schon in den Nacken legen, um überhaupt zu ihm hochschauen zu können.

"Na dann", begann er. "Dann seid Ihr jetzt offiziell unser Gast."




Fallen KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt