Kapitel 4 Veronica

1 0 0
                                    

Ich wurde aus meinem tiefen Schlaf gerissen, als ein lautes Knallen meine Ohren erreichte. Meine Augen öffneten sich langsam, während ich versuchte, mich zu orientieren. Ein weiteres Geräusch folgte, diesmal lauter und deutlicher, und ich wusste, dass ich nicht einfach liegen bleiben konnte. Ich konzentrierte mich und lauschte gespannt, um herauszufinden, woher die Geräusche kamen.

Obwohl ich eigentlich noch schlafen wollte, stand ich träge und verschlafen auf. Die Geräusche hallten weiter durch meine Erdgeschosswohnung, in der ich lebte. Nun ja, meine, war sie nicht wirklich, ich wohnte bei meinen Eltern. Sie besaßen ein dreistöckiges Haus in Grafenberg. Eine eigene Wohnung konnte ich mir bisher nicht leisten. Ich studierte Medizin, und das wenige Geld, das ich bei Game-Streams verdiente, war zu wenig. Mein Traum war es zwar, eines Tages mit Gaming mein Geld zu verdienen, doch dank meines Studiums, das meine Eltern unbedingt wollten, hatte ich nicht viel Freizeit übrig.

Meine Eltern waren erfolgreiche Ärzte in ihren Gebieten und unterstützten meinen Traum nicht wirklich, aber sie duldeten ihn zumindest. Das reichte mir.

Ich näherte mich den Geräuschen, und meine Neugierde wuchs. Mit jedem Schritt fühlte ich mich wacher und konzentrierter. Langsam bewegte ich mich durch den schmalen Flur Richtung Wohnzimmer. Das gedämpfte Licht des Mondes füllte den Raum, während ich mich meinem Wohnzimmer näherte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen, und das Geräusch schien von dort zu kommen.

Als ich vorsichtig die Tür öffnete, bot sich mir ein Anblick, der mich überraschte. Ein Fenster im Wohnzimmer stand weit geöffnet, und der Wind drang heftig hinein. Die Gardinen, die in einem eleganten Farbton aus tiefem Burgunder rot gehalten waren, flatterten wild.

Ich beeilte mich, das Fenster zu schließen, um die heiße Luft draußen zu halten. Es war Hochsommer, und die Temperaturen tagsüber überstiegen die 40 Grad. Leider waren die Nächte genauso unerträglich.

Die Atmosphäre im Raum beruhigte sich prompt, als das Fenster wieder verschlossen war. Das Flattern der Gardinen legte sich, und die Stille kehrte zurück.

Ich atmete erleichtert auf und nahm den Raum genauer in mich auf. Der friedliche Anblick des Wohnzimmers beruhigte mich, und ich fühlte mich langsam wieder sicher. Doch plötzlich, aus dem Augenwinkel heraus, nahm ich eine flüchtige Bewegung wahr. Mein Körper fuhr reflexartig zusammen, und ich erstarrte zur Eissäule für einen Moment.

Da, direkt neben meinem Sofa, in der Dunkelheit des Raumes, sah ich eine Gestalt, die sich geduckt hielt. Die Konturen waren schwer zu erkennen, aber ich spürte die Präsenz einer anderen Person. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und meine Sinne wurden scharf.

»Wer ist da?«, flüsterte ich mit zitternder Stimme. Die Gestalt blieb regungslos und gab keine Antwort. Angespannt und voller Unsicherheit tastete ich nach dem Lichtschalter, um das Zimmer zu erhellen.

Meine Gedanken rasten. War jemand durchs Fenster gestiegen? Ein Einbrecher, ein Vergewaltiger, oder sogar ein Mörder?

Als das Licht aufflammte, konnte ich meine Augen nicht trauen. Vor mir stand eine Gestalt, die meinem eigenen Erscheinungsbild glich. Ich betrachtete mich selbst mit verwirrtem Blick und konnte kaum fassen, was ich sah.

Unsere Merkmale schienen übereinzustimmen. Meine Haare waren lang, wild und von naturroter Farbe. Meine blasse Haut war von Sommersprossen übersät, die sich über meine Wangen und Nase erstreckten. Doch während meine Augen in Form und Farbe mit meinem Doppelgänger übereinstimmten, schienen diese bei ihr trüb und leer zu sein.

Ich konnte kaum fassen, wie unwirklich die Situation war. Es fühlte sich an, als wäre ich in einen Albtraum geraten. Ich starrte meinen Doppelgänger an und stammelte ungläubig. »Wer ... wer bist du?«

Der Schein Täuscht Teil 1 Die Heilige Nacht Donde viven las historias. Descúbrelo ahora