5 - Die drei Könige von Othello

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Immerhin verdrängte diese aufkeimende Wut meine Angst von vorhin. Erleichert nahm ich das Brodeln in mir hin und war nun wieder in dem Element, in dem ich mich vorhin noch so sehnlich gewünscht hatte.

Aufmerksam, wachsam und pure Überlegenheit ausstrahlend.

Auris' Augen blieben nach wie vor schmal, als er sich schließlich langsam von mir abwandte und Leronel knapp musterte. "Ich verstehe", entgegnete er knapp. Leise. Und viel zu gefährlich sanft.

Meine Muskeln spannten sich unter diesem lächerlichen Kleid an und ich spürte die Vorrichtungen der Dolche, die sich gegen die Haut meiner Oberschenkel pressten.

"Da wir nun alle vollständig sind, können wir endlich die Vorstellungsrunde beginnen - und abkürzen." Der Tonfall des Zweiten triefte unüberhörbar vor Arroganz, dabei ruhten seine Augen nach wie vor auf mir.

"Wozu sich ihnen vorstellen?", schmunzelte der Erste gerissen, einer seiner Mundwinkel erhob sich erneut. "Ich würde viel lieber wissen, was sie von uns wollen - wobei." Er unterbrach sich selbst und fing plötzlich an, ein paar Schritte um Leronel herumzugehen. "Ihr wollt doch sicherlich das, was sich bereits viele mit uns erhoffen."

Ich unterdrückte den Reflex meinen Dolch zu ziehen. Stattdessen zwang ich mich weiter zu einer gleichmäßigen Atmung und begegnete gleichzeitig dem Blick des Zweiten. Schon wieder schien er jede meiner Regungen zu analysieren und aufeinmal zuckten diese unnatürlichen Augen zu meiner Hüfte und dem Stoff meines Kleides, der sich unterhalb meiner Taille nach unten fallend ausbreitete.

Er konnte doch wohl unmöglich erahnen, dass ich darunter bewaffnet war - oder?

Seine Augen nahmen eine schmalere Form an.

Scheisse.

"Ich glaube, meine Meinung hat sich gerade eben geändert", äußerte sich der Zweite. "Die Vorstellungsrunde kann dieses Mal ausnahmsweise ausführlicher sein." Er klang deutlich verärgert, sein Ton dunkel und keine Widerreden dudelnd.

"Ich wäre dem auch nicht abgeneigt", murmelte der Erste, nachdem er meinem Halbbruder einmal umrundet hatte und sich zwischen mir und Leronel aufrichtete. "Ihr seid zweifellos aus dem Königshaus von Faragoth. Prinz Leronel von Faragoth", er nickte meinem Bruder knapp zu, dann richtete er sich an mich. "Und Prinzessin Ferin von Faragoth."

"Fera. Ich bin Fera von Faragoth", berichtigte ich ihn wie aus der Pistole geschossen und bereute es zugleich. Das war nicht den Manieren üblich, einem König über den Mund zu fahren. Es machte schließlich nicht den besten Eindruck und versprach gleichzeitig, dass ich nicht so unschuldig naiv war, wie man mich vielleicht eingekleidet hatte. Selbsts ein ironisch betontes Wort Prinzessin ließ ich bewusst weg.

Jedoch schöpfte ich aus dem, was er da gerade gesagt hatte, neuen Mut. Anscheinend waren sie zwar gut infomiert - aber nicht genauestens.

Das konnte uns ein Vorteil sein.

"Fera - die Zweitgeborene?", hakte der Erste nach.

Und schon sank der Mut in sich zusammen. Woher wussten sie denn das schon wieder? Hier waren eindeutig schon ein paar Besucher vor uns in dem Thronsaal und haben ein bisschen in einer ausgedehnteren Vorstellungsrunde geplaudert.

Da mir nichts anderes übrig blieb, nickte ich nur.

"Also einen möglichen zukünftigen Gemahl wirst du an unserem Hof nicht finden", schmunzelte der Erste und bestätigte meine Vermutung von anderen Vorstellungsrunden. "Falls das der Grund ist, warum du deinen Bruder bis zu uns begleitet hast. Ich hoffe, ich habe dir deine Hoffnungen nicht allzu... schmerzhaft zerstört."

Mir lag es auf der Zunge einen bissigen Kommentar zurückzufeuern, doch dann würde meine Tarnung weiter bröckeln - und es war gut, dass ich diese Tarnung hier hatte. Auch wenn es mich im Inneren tierisch ärgerte.

Also schwieg ich und wandte meinen Blick vom Ersten ab - um dann festzustellen, dass Auris und der Zweite mich wieder ein Mal wachsam beobachteten.

"Meine Schwester schaut sich eben gern die Welt an, nicht wahr?", Leronel warf einen kurzen Blick auf mich. Endlich mal seine Stimme gefunden, die jetzt ebenso hart und unnachgiebig klang wie die der Könige. Jetzt rieb ich mir in meinem Kopf die Hände. Das Spiel konnte endlich losgehen.











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