"Ich weiß", gab Ayaz mir zurück und da fiel mein Blick wieder zu ihm auf. Ich erkannte das Blut, dass aus seinem Cut über dem Auge tropfte und auch seine aufgeplatzte Lippe. "Trotzdem ist es-"

"Dein Job. Ich weiß", erwiderte ich ihm und konnte es trotzdem nicht lassen, noch mal auf Aleksandr zuzulaufen. Dieser saß am Boden und hielt sich mit einer Hand den Kopf, um mit seinem bösartigen Ausdruck zu mir aufzusehen. "Wehe du scheiß Kerl kommst mir noch mal zu nah! Sei froh, dass mein Bodyguard hier war! Ich hätte dir das Messer in deine hässliche Visage gerammt! Wichser!"

Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und drehte mich anschließend wieder zu Ayaz herum, der sich plötzlich leicht krümmte und eine Hand an seiner Seite liegen hatte.

"Komm mit", wies ich ihn an und lief langsam neben ihm her aus der Seitengasse heraus. Wir kamen an einer mir bekannten Kreuzung an und ich nickte zur Seite. "Da vorne ist der Boxclub meines Onkels."

Wir liefen noch einige Meter den Gehweg entlang, bis wir an der breiten Doppeltür ankamen und ich diese aufzog. Hier drinnen roch es immer so intensiv nach Leder, was zwar unangenehm war, doch man gewöhnte sich daran. Zusammen nahmen wir die wenigen Treppenstufen nach oben und dann kamen auch schon die Umkleiden auf der rechten Seite. Ich öffnete die Tür und sah einige Männer, die gerade in ihren Rucksäcken und Spinten herumwühlten.

"Alle raus! Sofort!", wies ich sie an und zeigte dann noch auf einen. "Bring mir ein Handtuch und Wundcreme."

"Wer ist die Kleine?", wollte einer belustigt wissen, da stellte ich mich ohne Ausdruck genau vor ihn.

"Kleine? Erzähl das meinem Onkel, Felice. Mal sehen, was er davon hält!"

Der Mann machte große Augen und schnappte sich auch gleich seinen Rucksack, um nach draußen zu verschwinden. Ich schnappte derweil Ayaz Arm und führte ihn zu einer Sitzbank, wo er Platz nahm.

"Geht's?", hakte ich nach und ging direkt vor ihm in die Hocke.

"Denkst du ernsthaft, ich hätte Schmerzen?", grinste er dämlich zu mir herunter und ich verdrehte daraufhin nur meine Augen. Mussten Männer immer auf hart machen.

"Hier."

Der eine Mann legte gerade mehrere Handtücher und die Creme neben Ayaz auf die Bank, um gleich wieder zu gehen, da entdeckte ich voller Verwirrung plötzlich Blut an Ayaz Shirt. Ich legte vorsichtig meine Hände an den Stoff und riss ungläubig die Augen auf, als ich eine tiefe Schnittwunde erkannte, aus der Blut heraus lief.

"Ai, dio mio! Wieso hast du nichts gesagt!", regte ich mich auf und sah auf zu Ayaz, der nur dämlich zu lächeln begann.

"Als würde es dich kümmern. Es ist nichts! Wir können gehen und ich nähe es zu Hause."

"So siehst du aus", entgegnete ich ihm und musste mir wohl selbst eingestehen, dass ich ihn so verletzt nicht gehen lassen wollte. Eigentlich hatte er ja Recht - es sollte mich nicht kümmern und trotzdem, nahm ich eines der Tücher und drückte es ihm auf die Wunde.

Er zuckte davon kurz zusammen, was mich zum Grinsen brachte.

"Du liebst es, andere leiden zu sehen, oder?", wollte Ayaz auf mein Grinsen hin wissen, da nahm ich seine Hand und legte sie mittig auf das Handtuch.

"Halt den Mund und lass das nicht los", wies ich ihn an und stand anschließend auf, um mir von oben herab sein Gesicht genauer anzusehen. Er lehnte seinen Kopf nach hinten an die Wand und sah ebenfalls zu mir auf. "Du hättest dich nicht mit drei Typen gleichzeitig anlegen sollen."

"Aber du?"

"Ich hätte nicht so viele Verletzungen", gab ich ihm ohne Ausdruck zurück und nahm dabei etwas von der Creme auf meine Finger.

"Wenn ich gewollt hätte, hätte ich gar keine", erwiderte Ayaz mir und nickte kaum merklich nach unten. Ich folgte seinem Blick und er zog mit seiner freien Hand das Shirt etwas an, sodass auch seine andere Seite freilag. Eine Pistole kam zum Vorschein und sofort hob ich mein Gesicht wieder an.

"Warum hast du sie nicht eingesetzt?"

"Das waren keine richtigen Männer, Prinzessin. Nur Halbstarke, die unfair gekämpft haben."

Ich musste ihm wohl Recht geben und da ich aber eigentlich sowieso vor hatte, ihn los zu werden, konnte ich diese Situation zu meinem Vorteil nutzen. Ganz langsam ging ich also noch einen Schritt vor und sah ihm dabei von oben herab tief in seine braunen Augen. Er schien irrtiert und ich vergeudete keine Zeit mehr und ließ mich seitlich auf seinem Schoß nieder, bedacht darauf, nicht an seine Verletzung zu kommen.

Mich wunderte es, dass er sich überhaupt nicht gegen mich wehrte und für einen Moment, da sahen wir uns einfach nur an.

"Warum willst du nicht beschützt werden?", flüsterte Ayaz nach einer Weile in die Stille und ich fing sanft mit meinen Fingern an, die Creme auf seinem Cut zu verteilen. Seine Haut fühlte sich warm an und es machte mich irgendwie nervös, so auf ihm zu sitzen und seinen Blicken ausgeliefert zu sein. Das machte mich verletzlicher, als er es in diesem Moment war.

"Weil beschützt zu werden, auch etwas damit zu tun hat, kontrolliert zu werden... Ich will mich frei fühlen, das ist alles."

"Deswegen willst du mich also mit solch plumpen Anmachversuchen los werden? Weil du denkst, ich kontrolliere dich?"

"No", widersprach ich ihm und legte dabei die Creme wieder ab, um mich auch überfordert wieder von seinem Schoß zu erheben. Ich dachte, es würde einfach werden. Ein bisschen flirten, es meinem Vater erzählen und schon wäre der Kerl weg. Doch er ging auf meine Annäherungen überhaupt nicht ein und schaffte es sogar noch fast, dass ich mich ihm öffnen würde.  "So ist es nicht und außerdem, geht es dich auch nichts an! Also stell mir nicht so dumme Fragen!"

"Ach, da ist ja die kleine, verwöhnte Prinzessin wieder. Ich dachte schon, ich hätte sie verloren."

"Arschloch!", entkam es mir und ich schmiss ihm eines der Handtücher mitten ins Gesicht, was ihn aber nur zum Auflachen brachte. Auch ich musste widerwillig schmunzeln und erst, als die Tür der Umkleide plötzlich aufgerissen wurde, verstummten wir.

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Obsession with my bodyguard Where stories live. Discover now