𝓜 𝓾 𝓼 𝓲 𝓬 𝓲 𝓼 𝓶 𝔂 𝓔 𝓼 𝓬 𝓪 𝓹 𝓮 ♡

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Wieder sitze ich im Studio mit meinem Manager und auch besten Freund Andrei.
Er hat mir die letzten Monate so viel Kraft gegeben. Mein Leben war nie leicht und trotzdem hab ich es jedes Mal geschafft wieder aufzustehen und weiter zu kämpfen.

Geboren und aufgewachsen bin ich in Bukarest, Rumänien. Meine Kindheit war eigentlich schön. Wir hatten zwar nicht viel Geld um alles zu kaufen, was wir wollten, aber es war trotzdem eine schöne Zeit. Ich war viel draußen mit den Nachbarskindern oder mit meiner kleinen Schwester und unseren Cousins. Wir haben aus dem was wir hatten, was schönes zum Spielen gemacht oder wir haben Fangen und Verstecken gespielt. Es war alles gut, bis ich älter wurde. Ab meinem sechzehnten Lebensjahr ging alles bergab. Die Leute um mich herum fingen an das Land zu verlassen, um ein besseres Leben zu führen. Viele von ihnen gingen nach Deutschland, England, Österreich, Italien, Spanien oder in die Schweiz. Dort arbeiteten sie und kamen dann im Urlaub wieder nach Bukarest. Ich habe immer gespannt zugehört, wenn sie von dem Leben im Ausland erzählten. Manchmal war ich auch etwas neidisch, da die Teenager in den anderen Ländern nicht so ein Leben führten wie ich. Sie gingen zur Schule, lernten, machten eine Ausbildung, dann den Führerschein und arbeiteten für ihr Geld. Ein großer Unterschied zu mir. Ich habe meine zwölf Klassen in Rumänien gemacht und wollte eigentlich danach Ärztin werden, aber durch meine Freundesgruppe habe ich mich nicht mal mehr darum gekümmert. Wir sind jeden Tag in andere Städte gefahren oder ans Meer. Wie oft brachte mich die Polizei nach Hause und wie oft war ich so unter Drogen, dass ich nicht mal mehr wusste wie ich eigentlich heiße. Meine Eltern waren irgendwann so verzweifelt, dass sie meinen Onkel angerufen haben, der seit Jahren in Deutschland ist und eine Woche später sind wir dann auch schon nach Berlin gezogen.
Meine Familie hatte wirklich große Hoffnungen, dass ich nun den ganzen Scheiß lasse, jedoch kam ich überhaupt nicht klar damit, dass ich mein gewohntes Umfeld verlassen musste.

Ich konnte mich überhaupt nicht verständigen und wollte die deutsche Sprache auch erst gar nicht lernen, da ich wirklich gedacht habe, dass wir nur eine kurze Zeit hier bleiben würden. Als meine Eltern dann einen Deutschkurs gemacht haben und sich Arbeit gesucht haben, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gibt.
Also habe ich meinen Arsch hochbekommen und angefangen mein Leben komplett umzukrempeln. Zusammen mit meiner kleinen Schwester habe ich einen Kurs gemacht, um die Sprache zu lernen und danach habe ich vorläufig in einer Tanke gearbeitet. Es war überhaupt nicht mein Traum, weshalb ich schnell auch wieder gekündigt habe und mich dann hingesetzt habe und versucht habe Musik zu machen. Das war nämlich schon immer meine Leidenschaft. Ich liebe es zu singen, zu rappen, Texte zu schreiben und Beats zu bauen.

"Anna-Maria Muntean! Hörst du mir überhaupt zu?!", holt mich Andrei aus meinen Gedanken. "Entschuldigung Andrei. Ich war grad auf einem anderen Planeten.", entgegne ich. "Ich hab dir doch gesagt, dass du diese scheiß Drogen endlich mal lassen sollst.", erklärt er. Ich seufze:"Ich hab seit gestern nichts mehr genommen. Mein Dealer ist komplett leer." "Besser so.", antwortet er sauer. Er ist wirklich echt wütend, sonst hätte er mich nicht mit meinem kompletten Namen angesprochen. Das macht er nur wenn er mich am liebsten umbringen würde.

Zurück zum Thema. Ich hab dann irgendwann beim Feiern Andrei kennen gelernt. Wir haben uns sofort verstanden, was wahrscheinlich daran gelegen hat, dass er auch Rumäne ist, jedoch schon seit er ein Kind war hergekommen ist. Fast jeden Tag waren wir zusammen unterwegs und irgendwann sind wir durch unsere Gespräche auch auf die Musik gekommen. Er hat mir dann erzählt, dass er Produzent ist und dies auch hauptberuflich machen möchte. Also haben wir uns zusammengetan und uns ein kleines, ranziges Studio in Berlin-Charlottenburg gemietet. Wir haben daraus versucht das Beste zu machen, aber wir hatten ständig Probleme mit Ungeziefern und Schimmel, weshalb wir nach kurzer Zeit ein neues Studio gesucht haben. Es ist direkt in Berlin-Mitte und viel größer als das Erste. Hier haben wir ein paar Hits schon produziert. Trotzdem kennen mich leider nur die wenigsten Leute. Ich wusste, dass es am Anfang schwierig wird wirklich durchzustarten, vor allem weil es sehr wenige Frauen im Deutschrap gibt, aber ich hätte mir wirklich mehr gewünscht.

"Ich hab eine richtig gute Idee.", reißt mich Andrei mal wieder aus meinen Gedanken und schaut mich dabei mit seinen braunen Augen strahlend an. "Hau raus!", fordere ich. Er erklärt:"In Deutschland gibt es so viele von unseren Landsleuten. Wie wäre es wenn du statt deutscher Musik auch ein bisschen rumänische Songs machen würdest?" Ich denke ein wenig nach und antworte ihm daraufhin:"Ich würde es mega gerne machen wollen, aber hat es wirklich Sinn? Kein Schwanz kennt mich."
"Boah, du bist so negativ eingestellt. Anna, du hast erst zwei Songs rausgebracht. Wer zur Hölle sollte dich kennen? Denkst du Sxtn oder Schwesta Ewa sind beim allerersten Lied direkt berühmt geworden? Nein!", entgegnet er genervt. "Na gut, ich überleg mir da was.", meine ich und nehme mir dann ein Blatt Papier und einen Stift.

Er hat Recht. Es dauert einfach bis man wirklich erkannt wird und die Leute dich feiern. Diesmal muss ich wirklich viel Blut, Schweiß und Tränen in den Song reinstecken. Was haben alle Leute gemeinsam? Was wollen die Menschen hören? Ich strenge mich wirklich an und überlege. "Ey, schau mal bitte nach was für Songs momentan in den Charts sind.", bitte ich Andrei. "Also in Deutschland trendet grad mal wieder RAF Camora mit Bonez MC und in Rumänien geht grad Inna durch die Decke.", erwidert mein Manager. "Kein Rapper?", hake ich neugierig nach. "Nein, tatsächlich nicht.", antwortet er. "Und Raf und Bonez was haben die grad am Laufen?", frage ich. "Palmen aus Plastik, neues Album.", antwortet er. "Ok, dann misch ich Deutschland und Rumänien jetzt richtig auf.", sage ich mit einem stolzen Grinsen.

Ich lasse mein Leben von Anfang bis Jetzt durch meine Gedanken laufen. Wann hat mir die Musik mein Arsch gerettet? Immer dann wenn ich am Boden war. Zum Beispiel als sich mein Ex getrennt hat von mir und kurz danach gleich eine Neue hatte. Bis heute kann ich es nicht verkraften. Ich hab zwar damit abgeschlossen, aber vergessen kann ich es einfach nicht.

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Hier ist das erste richtige Kapitel zu meinem neuen Buch.
Wie findet ihr es bist jetzt?🫶🏼
Lasst es mich gerne wissen
Vielen Dank

I know, I'd go back to you 💘 | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt