Inzwischen sitze ich bereits seit mehreren Stunden mit einem Bier in der Hand in meinem Schuppen.
Immerhin bin ich sofort aus meinem Zimmer verschwunden, als Phinea eingeschlafen war.
Mir wird das ganze einfach zu viel.
Ich kann ihr nicht verzeihen, was sie alles für mich ruiniert hat und doch kann ich sie nicht weiterhin so schlecht behandeln, wie ich es zuvor getan habe.
Außerdem war der Vorfall von letzter Nacht einfach ein Punkt, der mir gezeigt hat, wie beschissen die ganze Situation für uns beide eigentlich ist.
Mir ist nur eine einzige Person geblieben, als das alles damals geschehen ist, doch Phinea?
Sie hat niemanden.
Natürlich kam mir vorhin der Gedanke, dass sie ja diese beiden Freunde aus der Schule hat, doch wissen sie, was Phinea alles durchmachen muss?
Ich bezweifle es stark.
Und dann ist da auch noch Ashton.
Dieser verfluchte Ashton.
Vielleicht sollte ich einfach mal anfangen, ihn zu verprügeln, um meine ganze angestaute Wut loszuwerden.
Erneut nehme ich einen Schluck von meinem Bier.
Einerseits ist es eine schlechte Entscheidung, so früh zu einer Flasche zu greifen, doch immerhin ist es eindeutig besser, als zu dem anderen Zeug zu greifen.
Als ich auf die leere Leinwand starre, zucken meine Finger, doch ich weigere mich, zu malen, was mir vor Augen schwebt.
Es wäre einfach nicht das richtige.
Wenn meine Schwester nicht einfach so vor meiner Tür aufgetaucht wäre und Phinea hier abgeladen hätte, wäre das alles überhaupt nicht passiert.
Ich wäre nicht in solch einer verzwickten Lage und könnte mein Leben einfach in Ruhe genießen.
Am liebsten würde ich Magnolia den Kopf abreißen und ihr klarmachen, wie verflucht dämlich sie eigentlich ist.
Phinea zu mir bringen, sagen sie würde sich um etwas kümmern, um etwas anderes zu finden und dann einfach von der Bildfläche verschwinden.
"Scheiße man!", brülle ich verzweifelt, als ich meine Flasche einfach in irgendeine Ecke donnere und mir dann mit beiden Händen durch das dunkle Haar fahre.
Vor wenigen Wochen war alles noch so viel einfach für mich.
Ich hatte meine Leute und konnte das tun, wonach mir war.
Das Malen war einfach, weil ich genügend Ideen hatte, doch jetzt bleiben diese Ideen entweder vollkommen aus, oder ich weigere mich, sie auf die Leinwand zu bringen.
Das, was mich am meisten verunsichert, ist die Tatsache, dass ich so verflucht versucht bin, einfach alles in die Tonne zu werfen.
Scheiße, ich hätte sie gestern beinahe geküsst.
Langsam sehe ich in die Ecke und betrachte die vielen Scherben auf dem Boden, die ganz einfach auch gleich mein Leben repräsentieren könnten.
Trotzdem bin ich derjenige, der entscheiden muss, wie es weitergeht.
Genau aus diesem Grund stehe ich auf, gehe in die Ecke und beginne das Chaos zu beseitigen, welches ich selbst angerichtet habe.
Wahrscheinlich sollte ich das auch mit meinem Leben so machen.
Total nachdenklich greife ich die Scherben und ziehe scharf die Luft ein, als sich eine der Scherben in meinen Handballen bohrt.
"War ja klar", murmel ich genervt darüber, dass es so offensichtlich dämlich von mir ist.
Mit den Scherben und einem Haufen Blut in der Hand, verlasse ich den Schuppen, gehe durch die Hintertür in die Küche und werfe die Scherben sofort in den Müll, ehe ich meine Hand unter das Waschbecken halte.
Der Schnitt ist nicht wirklich tief, was es einfacher für mich macht.
"Alter", höre ich eine allzu bekannte Stimme hinter mir sagen, weshalb ich flüchtig über meine Schulter zu ihm nach hinten sehe.
Er sitzt im Wohnzimmer, doch das nicht alleine.
Ich atme tief aus.
Besser hätte es nicht sein können.
Ich stelle das Wasser ab, suche in einer der Schubladen nach einem etwas größeren Pflaster und trockne die Wunde, ehe ich das Pflaster einfach auf die Stelle klebe und mich umdrehe.
"Habt ihr nichts Besseres zu tun?", frage ich mit einer unbeeindruckten Miene und sehe mir die vielen bekannten Gesichter an.
Maddy sieht ihren Freund wütend an, was mir sofort verrät, dass sie für den Besuch unserer Freunde verantwortlich ist.
Wenn man bedenkt, dass Maddy diejenige war, die vor unserer Gruppe ein totaler Einzelgänger war, hat sich ihre Art um 360° gedreht.
"Was ich vorhin gesagt habe", beginnt Ashton und erhebt sich von dem Sessel, den Maddy und er inzwischen vollkommen in Anspruch genommen haben.
"Geht mir am Arsch vorbei. Du warst im Unrecht und mehr muss ich nicht wissen", unterbreche ich ihn sofort, was ihn dazu bringt, sich einfach wieder auf dem Sessel fallen zu lassen.
"Er weiß, dass er im Unrecht ist, Mace", kommt es von Maddy, die nun mich recht mahnend betrachtet.
Doch ich nicke sofort.
"Gut. Wenigstens eine Sache, über die er nachdenken kann", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust, ehe ich ins Wohnzimmer hinübergehe und Ashton direkt ansehe.
"Wenn ich es hätte erzählen wollen, hätte ich es getan. Dafür brauche ich dich und dein loses Mundwerk nicht, Ashton. Für dich ist in den letzten Monaten alles irgendwie immer besser geworden", sage ich und sehe ihm direkt in die Augen.
Er blickt mich einfach mit diesen grauen Augen an, die ich früher immer so beneidet habe.
"Du hast Arthur. Maddy und Ty. Du hast mich und die anderen an deiner Seite", sage ich und zeige in die Runde, in welcher inzwischen mehr als nur bekannt ist, welche Hintergrundgeschichte Ashton mit sich herumschleppt.
"Ich hingegen?", frage ich ihn und spüre, wie wütend mich das alles macht.
"Ich hatte dich. Das war es auch schon. Niemanden sonst. Nur dich und deine beschissene Angewohnheit, zu handeln, ohne zu denken", sage ich, was ihn tatsächlich dazu bringt, den Blick von mir abzuwenden.
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Be my Masterpiece
RomanceMace Brown lebt sein Leben, wie es sich gerade am besten für ihn anfühlt. Inzwischen hat er sich dazu entschlossen, seinem Leben eine weitere Chance zu geben, indem er sich tatsächlich darum zu bemühen versucht. Als es dann aber unerwartet an seiner...