5.) Kapitel

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Ich harrte für einige weitere Minuten auf dem Stuhl im Bad aus, mit beiden Ellenbogen auf den Knien abgestützt, während mein Kopf von beiden Händen gehalten wurde. Mir war übel, ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich hier tat. Zumal mir dies alles viel zu schnell ging. Ich war nicht vorbereitet, nicht vorbereitet darauf, was mich erwarten würde. Wahrscheinlich gab es gar kein Abendessen, nein, vielleicht war ich es, die auf dem Teller dieser Verrückten landete. Nun ja...Vielleicht war das etwas zu weit hergeholt. Im Großen und Ganzen machte diese Frau nämlichen einen recht sympathischen Eindruck. Ob ihre Kinder genauso liebenswert waren, hielt ich für unwahrscheinlich.

Und während ich Hin und Hergerissen darüber nachdachte, ob ich Miss Peregrines Anweisung zum Abendessen folgen sollte, nahm ich mir die Zeit und wagte einen Blick auf die frische Kleidung, die Miss Peregrine mir gegeben hatte. Denn diese konnte kaum eigenartiger sein. Ich trug nun einen sehr weiten schwarzen, kratzigen Pullover, welcher mir sogar bis unter den Po ging. Ebenso verdeckten die langen übergroßen Ärmel meine gesamten Hände. Die recht weite Hose musste entweder aus einfachen Leinen oder Wolle bestehen, was für diese Zeit nicht unüblich war. Natürlich hieß das nicht, dass ich dies nicht dankbar annahm. Ich fühlte mich sogar etwas erleichtert und wohler, da ich meine beschmutzten alten Sachen nicht tragen musste. Trotzdem stand ich dem Ganzen noch immer mit Skepsis gegenüber.

Ich nahm schließlich einen tiefen Atemzug, ließ den Sauerstoff durch meine Lungen und mein Blut wandern, bevor ich nun mit aller Willenskraft vorsichtig die Treppe hinunter schritt. Mein Gehör vernahm sogleich aufgeregte Kinderstimmen, sowie ein Mädchen, welches scheinbar total genervt versuchte das laute Getuschel zu stoppen. Ich spürte, wie mein Herz vor leichter Aufregung hörbar gegen meine Brust schlug. Mich kannte niemand hier und ich bereitete mich auf angeekelte und entsetzte Gesichter vor, welche so etwas wie mich sicher noch nie erblickt hatten. Und während ich durch den großen Eingangsbereich schritt, indem ich mich vorhin noch aufhielt und mit zitternden Beinen versuchte den Stimmen zu folgen, hörte ich plötzlich Stühle, die schwerfällig über den Fußboden gezogen wurden und ein lautes, zischendes ,,Ruhe!", das alles um mich sofort zum Schweigen brachte. Besteck klapperte und ich zuckte verängstigt zusammen. Mir klopfte das Herz bereits sonst wo hin und jetzt musste ich auch noch als wildfremder Gast in ein Zimmer voller Kinder eintreten. Um deshalb nicht völlig durchzudrehen, redete ich mir wage ein, dass ich mich bloß zusammen reißen musste und das Ganze nicht zu ernst nehmen sollte. Doch als ich widerwillig eine Tür öffnete, hinter der sich die Gemeinschaft versammelte, hätte ich nur zu gern das Weite gesucht.

Zitternd klammerte ich mich wie eine alte Frau an die Tür und versuchte einen möglichst stabilen Eindruck zu machen. Denn nicht eine Sekunde später, als ich bereits eingetreten war, spürte ich plötzlich ein Duzend Augen auf mir. Mehrere fremde Gesichter drehten sich mir zu. Meine Augen weiteten sich vor Panik, die Hitze stieg mir in die Wangen, während ich den Blick über die unzähligen Köpfe gleiten ließ. Die Kinder von denen mir berichtet wurde, dass sie anscheinend seltsame Wesen waren, wirkten auf mich...nun ja...zum größten Teil normal. Sie alle saßen an einem länglichen Holztisch, auf dem mir das köstlichste Essen direkt ins Auge sprang. Er war beladen mit etlichen Suppen, einem dampfenden Brathähnchen, verschiedenen Salaten, Fleischsorten und anderen sonderbaren Köstlichkeiten, die ich vorerst nicht zuordnen konnte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, mein Magen knurrte, als Zeichen dafür, dass es höchste Zeit wurde mich direkt auf den Tisch in das Essen zu stürzen. Da ich jedoch gute Manieren besaß und ich mich gegenüber Fremden möglichst vornehm verhalten musste, grub ich die Gedanken übers Essen erstmals ein und fokussierte mich nun auf die kommende Situation, die sich vor mir auftat.

Es war still, so still, dass ich befürchtete, man könnte mein Herzklopfen kaum überhören können. Ich stand nur auf demselben Fleck, wie bestellt und nicht abgeholt und hoffte auf irgendeine Reaktion. Nervös blickte ich in die Gesichter der neugierigen Kinder, dessen Augen und Münder leicht offen standen vor Verblüffung. Ich schätzte sie alle auf sechs bis 12 Jahre ein, bis auf zwei Mädchen und Jungen, welche wegen dessen Größe und Aussehen eher wie 17 auf mich wirkten. Die Eine hatte blonde gelockte Haare, während die andere ihr gegenüber rote, glatte Haare besaß. Beide lächelten mir zuversichtlich zu, was ich nur unsicher erwiderte. Ein paar Plätze weiter saßen zwei Jungen, welche ebenso nicht wirklich eine Besonderheit ausstrahlen. Fortführend besetzten noch einige Mädchen und Jungen den Tisch, bis mein Blick auf der Spitze der Tafel liegen blieb. Dort saß selbstverständlich die Leiterin des Heims, Miss Peregrine. Sie faltete gerade abwesend mit eleganten Bewegungen eine Servierte und legte diese dann seelenruhig auf einen noch nicht besetzten Platz neben ihr, auf dem sich ein leerer Teller mit Besteck befand. Sie räusperte, bevor sie sich nun auch endlich mir zu wandte. Ihr Lächeln wurde immer breiter, als sie sprach: ,,Kinder? Begrüßen wir doch einmal unseren neuen Zuwachs, welcher sich heute durch einen glücklichen Zufall bei uns verirrte." begann sie. Doch anstatt die Kinder anzusehen, da sie ja deutlich zu ihnen sprach, ruhte ihr Blick auf mir. Diese dunkelblauen Augen blickten direkt durch meine und für einen Moment hegte ich den Verdacht, dass sie gerade meine Gedanken las. Ihr Mundwinkel zuckte verdächtig, als würde sie die Unruhe spüren, die in mir wütete.

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⏰ Huling update: Mar 28 ⏰

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