first chapter.

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𝐓𝐈𝐓𝐀𝐍𝐈𝐂 - the ship of dreams
chapter one; the titanic
❝ Ich hab's mir anders überlegt! ❞

°❀⋆.ೃ࿔*:・

10. April 1912, Southampton.

Hektisch zwängte sich Alice durch die Menschenmenge, die sich vor dem Ozeanriesen angesammelt hatte. Der Titanic. Das grösste und luxuriösiste Schiff ihrer Zeit. Ihr Koffer knallte gegen einen alten Mann, welcher sich kurz umdrehte und sie wütend ansah. Schnell lief sie weiter. So würde sie ihre Tante nie finden!

Sie quetschte sich zwischen zwei Jungs durch, die mit je einem Sack auf dem Rücken mitten im Weg standen und redeten. «Tschuldigung!», sagte sie, als sie ausversehen eine alte Frau rammte. Die schien sie jedoch nicht zu bemerken.

«Maam, Sie müssen sich beeilen, wenn Sie noch an Bord wollen!», sagte einer der Kontrolleure, als sie an ihm vorbeilief. «Ich kann nicht. Meine Tante wartet hier auf mich...», entgegnete sie. «Gehen sie schon mal hoch. Vielleicht wartet sie auf dem Schiff. Wenn nicht, schicke ich sie nach. Wie heisst ihre Tante?», fragte er. «Jean Conor!», sagte Alice, während sie ihm ihr Ticket zeigte.

Der Mann nickte und schob sie mit einer sanften Handbewegung Richtung Schiff. «Viel spass, Maam!», sagte er. «Vielen Dank. Den werd ich haben!», erwiderte Alice und lief den schmalen Steg hoch. Überall standen Menschen, die ihren Liebsten zuwinkten und ihnen auf Wiedersehen sagten.

«Läuse Kontrolle!», schrie ein anderer Angestellter, als Alice Oben ankam. Sie zog sich ihren Hut vom Kopf und hielt ihm ihren braunen Haarschopf hin. Er fuhr ein paarmal mit einem kleinen Kamm durch, ehe er sie lächelnd weitergehen lies.

«Halt! Waren Sie schon in der Läusekontrolle?», hörte sie ihn kurz darauf sagen. «Wir sind Amerikaner. Wir haben keine Läuse!», entgegnete ein anderer. Alice kicherte leise, während sie ihre Tasche mühsam hinter sich herschleppte. «Alice!». Erschrocken drehte sich das Mädchen um.

Ihre Tante rannte mit weit ausgestreckten Armen auf sie zu und hätte beinahe eine andere Frau umgerannt, im letzten Moment aber noch die Kurve gekriegt. Als sie bei ihr ankam, umarmte sie sie grinsend. «Ich freu mich so, dich zu sehen!», sagte ihre Tante herzlich. Alice löste sich aus der Umarmung und nickte. «Ich mich auch!».

«Lass uns erstmal unser Gepäck verstauen...», meinte Jean mit einem kurzen Blick auf Alice's Tasche. Diese nickte dankbar und folgte ihrer Tante zu den dritte-Klasse-Kabinen. «Welche Kabine haben wir denn?», fragte sie etwas ausser Atem. «D-61!», kam es von Jean, die mit ihrem Finger durch die Luft wedelte, als würde sie ihr eine Antwort geben. «Ah, hier!», rief sie triumphierend und steckte den Schlüssel ein.

Sie drehte ihn um und öffnete Alice die Tür, die sofort eintrat und ihre Tasche auf den Boden warf. «Boa, ist die vielleicht klein!», sagte Jean fassungslos und warf ihren Koffer neben Alice's Tasche. Recht hatte sie. Obwohl das Schiff riesig war, bekamen die Passagiere der 3. Klasse kaum Platz. Die ganze Kabine bestand aus einem Kajütenbett, einem Waschbecken, einem Kleiderschrank und einem sehr kleinen, runden Fenster, durch dass man direkt auf den Atlantik schauen konnte.

«Oben oder unten?». Alice sah ihre Tante verwirrt an. «Wie bitte?», fragte sie, da sie keine Ahnung hatte, was Jean von ihr wollte. «Na, willst du oben oder unten schlafen?». Alice grinste und drängte sich an ihr vorbei zur Leiter, die auf das obere Bett führte. Schnell kickte sie ihre Tasche unter das Waschbecken und kletterte hoch, ehe sie sich auf die weiche Matratze warf.

«Wollen wir uns das Schiff etwas ansehen?», fragte Jean und guckte zwischen den dünnen Holzlatten zu ihr hoch. «Klar!», sagte Alice und sprang von ihrem Bett runter. «Na dann, raus mit dir!», entgegnete Jean lachend und stiess die Türe auf, wobei sie beinahe jemanden erschlagen hätte. «Oh, sorry!», rief sie und kicherte im nächsten Moment los.

«Jean!», grinste Alice und schlug ihrer Tante auf die Schulter. Diese biss sich nur lächelnd auf die Unterlippe und trat vorsichtig nach draussen. Alice folgte ihr und schloss die Tür ab, ehe die beiden den Flur hinter sich liessen, und nach draussen marschierten.

Etwas später stützte sich Alice auf das Geländer des D-Decks und genoss den kühlen Wind, der ihr die Haare ins Gesicht wehte, bis sie plötzlich Blicke auf sich spürte. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der sie sie vermutete, und sah zwei junge Männer, die auf einer Bank sassen und zu ihr hochschauten.

Einer rauchte eine Zigarette, der andere hielt ein Mäppchen und einen Kohlenstift in der Hand. Er lächelte ihr zu, was sie zögerlich erwiderte. Lange stand sie so da und starrte sie an, aber da ihr das langsam etwas unangenehm wurde, schaute sie schnell wieder weg und konzentrierte sich auf das Meer, dass sich vor ihr erstreckte.

Ein paar Minuten später kam Jean zurück und tippte ihr vorsichtig auf die Schulter. «Wollen schwimmen gehen?», fragte sie. Alice nickte und strich sich eine lose Strähne ihrer braunen Haare hinters Ohr. Ihre Tante nahm sie an der Hand und beide verschwanden nach drinnen.

Sie liefen zurück zu ihrer Kabine und schlossen sie auf. Alice setzte sich sofort auf Jeans Bett und lies sich nach hinten fallen. «Willst du jetzt schwimmen gehen, oder nicht?», fragte Jean und kniff die Augenbrauen zusammen. «Können wir noch ein bisschen warten?», fragte Alice erschöpft. Sie hatte die ganze Nacht nicht richtig geschlafen, was wohl daran gelegen hatte, dass sie sich so auf heute gefreut hatte, und es immer noch tat.

«Kannst du. Aber ich gehe jetzt!», sagte ihre Tante und fing an, ihre Badesachen anzuziehen. «Warte, ich komme doch mit!». Alice sprang vom und griff eilig nach einem Bademantel und ihrem Badekleid, welches sie sich förmlich überwarf. «Alles okay?», fragte Jean lachend. «Ich dachte, du wolltest dich ausruhen?». «Ich hab's mir anders überlegt!», antwortet Alice gelassen.

Jean sah sie nur mit ihrem typischen 'Jean-Blick' an und widmete sich dann wieder ihren Badesachen. Eigentlich hatte Alice vorgehabt, zu schlafen und später schwimmen zu gehen. Aber sofort kamen ihr diese beiden Typen von vorhin in den Sinn. Man konnte ja nie wissen.

Außerdem war sie nur sehr ungern alleine und konnte ja nicht den ganzen Tag in der Kabine, oder auf dem Deck, rumliegen und sich zu tode langweilen, oder sich wegen irgendwelchen Männern, die sie nicht mal kannte, in die Hose machen. Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel, nur um sicherzustellen, dass ihre Frisur in Ordnung war.

Jean suchte währenddessen nach einem zweiten Bademantel. «Was für eine Frechheit! Wir haben doch für zwei Personen reserviert...», meinte sie, als sie ihn nirgends finden konnte. «Du kannst meinen brauchen!», sagte Alice schnell. «Dann benutze ich das Handtuch».

Jean schüttelte den Kopf. «Ich nehme das Handtuch, du den Mantel!». Als sie sich fertig umgezogen hatten, schlossen sie die Kabine ab und machten sich auf den Weg zu dem Schwimmbad.

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So, das war das erste Kapitel. Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat! Im nächsten Kapitel, geschrieben von LeleKlopfstein, werden wir Emily kennenlernen. Veröffentlicht wird es am Mittwoch <3

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