Julian Brandt x Jule Brand (1)

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Es ist wahrscheinlich das Spiel des Jahres. Zumindest für uns und offensichtlich auch für die Zuschauer, denn bereits nach ein paar wenigen Minuten waren alle Karten verkauft. 81.365 Karten. Der Signal Iduna Park ist ausverkauft. Das wird das erste Mal sein, dass wir vor so vielen Zuschauern spielen, zumindest vor so vielen Zuschauern in einer Arena, die wir dann auch noch sehen. Das wird ein ganz neues Gefühl und zum ersten Mal erleben wir die Stimmung live, welche wir sonst immer nur aus dem Fernseher gekannt haben. Seit Wochen freute ich mich nun schon auf die Begegnung, die Zeitungen redeten immer wieder von dem Spiel des Jahrtausends und ich war einfach nur nervös. Ich spielte mit meiner Mannschaft, der deutschen Frauennationalmannschaft, gegen die Männermannschaft. Das Spiel ist jetzt nicht gerade fair, schon von vorneherein nicht, aber es ist auch nur ein Freundschaftsspiel und es wurde auch gesagt, dass wir aufeinander achtgeben sollen. Immerhin soll sich keiner unnötig verletzen. Irgendwo waren wir trotz allem ein Team, da wir die gleiche Nation sind und keiner will der anderen Mannschaft nun noch Baustellen bereiten. Immerhin wollen wir alle den Fußball voranbringen und nicht uns selbst auch noch ein Bein stellen.

Dann war der Tag auch gekommen, schneller als letztendlich gedacht. Während wir über den Platz gelaufen sind, um die Begebenheiten auszuprobieren und somit uns dann entscheiden können, mit welchen Schuhen wir spielen, war es noch sehr ruhig im Stadion. War auch irgendwo logisch, immerhin waren es noch einige Stunden bis zum Spiel. Wir wollten allerdings früh anreisen um davor noch eine kleine Trainingseinheit absolvieren, gemeinsam mit den Männern, bevor dann am Abend das Spiel letztendlich steigt. Ich muss sagen, trotz dass noch keine Stimmung vorhangen war, war es bereits jetzt ein unglaubliches Gefühl, hier im Signal Iduna Park zu stehen und auch zu trainieren. Ich freu mich schon richtig darauf, wie es sich dann wohl mit der ganzen Stimmung sein kann. Denn ich glaube, dass du das gar nicht richtig erleben kannst, wenn man es nicht selbst spürt, denn über den Fernseher ist es bestimmt anders, auch wenn es da schon mega ist und man selbst da schon Gänsehaut bekommt. Vor allem bei der Hymne.

Das Training oder auch Probespiel, je nachdem wie man das ganze nennen möchte, war ganz lustig und machte richtig Spaß. Zu Beginn war es noch ganz schön kompliziert, da wir nicht wussten, wie weit wir gehen konnten und uns erst gegenseitig an die Grenze rantasten mussten, doch schnell hatte sich das ganze eingependelt. Spätestens als wir gemischte Teams hatten, war es leichter. So konnte man die Grenze schon rausfinden, ohne dass wir in Zweikämpfen immer mehr auf die Härte gehen mussten. Durch die eigenen Mitspieler lernten wir genau das, was wir wissen mussten und so hatten wir ein sehr gutes Maß gefunden, womit sowohl wir Frauen, als auch die Männer gut klarkommen werden. Durch das Training klang zumindest bei mir die Nervosität etwas ab, denn die Männermannschaft waren auch nur normale Menschen und super sympathisch. Zudem waren wir uns einig, dass wir einfach ein gutes Match haben wollen, ohne Verletzungen und das war immerhin ein Anfang, mit dem wir gut leben konnten. Da war das Ergebnis zweitrangig, denn der Spaß stand im Vordergrund und wenn wir mal ehrlich sind, dann gehen wir sowieso als Underdogs in das Spiel gegen die Männer. Aber das ist immerhin Erfahrung, die wir sammeln können, welche uns eventuell im Spiel gegen andere Nationen weiterbringt. Nur ein einziges Problem sehe ich momentan noch. 1,85 groß, 27 Jahre alt, blond und ein absoluter Hingucker im Mittelfeld. Julian Brandt!

Ich kannte ihn nicht. Vor dem heutigen Tag war er mir weitestgehend fremd. Klar kannte ich ihn, da ich mir Spiele angeschaut hatte, immerhin supporten wir die Männer natürlich auch, doch nun in echt war er noch hübscher und unglaublich sympathisch. Ich hatte mich verknallt, auf den ersten Blick und das ganze war überhaupt nicht gut. Das war nicht gut für das Spiel nachher und nicht gut für mich. Ich wollte eigentlich gerade keine Ablenkung, da das letzte Jahr nicht so gut lief, wie ich es mir vorgestellt habe. Meinen Wechsel nach Wolfsburg wollte ich nun nutzen um richtig durchzustarten und zu zeigen, was ich eigentlich kann. Da kommt mir eine Schwärmerei eigentlich nicht so gelegen und doch war es nun so. Julian war in meiner Nähe und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nicht einfach weggehen oder ihn gar ausblenden. Er war mir nahe, wenn auch nur den heutigen Tag, doch mein Herz spielte jetzt schon verrückt und dass nicht nur wenn er vor mir stand. Auch wenn ich nur seinen Namen höre oder gar an ihn denke. Mein Herz ist nur bei ihm und mein Kopf leider auch. Das sollte ich allerdings schleunigst klären, damit ich mich nachher auf das Spiel konzentrieren konnte. Was musste ich mich auch schon vor dem Spiel verlieben? Konnte es nicht erst danach sein, da wäre es nicht mehr so problematisch. Aber nein es passiert immer genau dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte und damit musste ich mich nun abfinden. Immerhin habe ich noch einige Stunden um vor dem Spiel einen klaren Kopf zu bekommen. Diese Zeit werde ich auch dafür nutzen und habe mich somit dazu entschieden, etwas draußen zu sein. Doch natürlich war ich dabei nicht alleine und zu meinem Glück war es ausgerechnet Julian, welcher die gleiche Idee hatte und welchem ich somit über den Weg laufe. Einfach nur daran vorbeigehen, wäre nicht so wirklich freundlich, weshalb ich wohl nicht um ein Gespräch drum rumkam.
„Hey alles okay bei dir“, wurde ich von Julian angesprochen, nachdem erst einige Zeit ein Schweigen zwischen uns lag. Ich musste sagen, die Frage verwirrte mich schon etwas, aber wahrscheinlich wusste er selber nicht, wie er ein Gespräch beginnen sollte und mit so etwas geht es immer. „Ja alles okay. Bei dir“, antwortete ich und versuchte gleichzeitig die Konversation aufrecht zu erhalten. „Ja auch. Darf ich fragen weshalb du hier bist“, kam die direkte Antwort von Julian. „Einfach den Kopf freibekommen. Ist jetzt ja auch nicht unbedingt ein unwichtiges Spiel heute Abend. Klar es geht um nichts und es ist sowieso nur positiv für den DFB, aber du weißt glaube ich selber wie schnell im Fußball Verletzungen passieren können“, antwortete ich ihm und immerhin war das nicht gelogen, auch wenn es nicht die komplette Wahrheit war. Die konnte ich ihm allerdings auch nicht sagen, da es mehr als nur verrückt ist. „Ja das versteh ich. Geht mir nicht anders. Ich mach mir vor Spielen allerdings auch immer so viel Druck, weil ich Angst habe nicht gut genug zu sein oder einfach komplett zu versagen“ erklärte mir Julian und ich konnte ihn irgendwo auch verstehen. „Ja das stimmt, das ist bei mir auch immer in meinem Kopf bevor ich auf dem Platz stehe. Doch eigentlich kann ich das immer ausblenden sobald das Spiel angepfiffen wird, denn dann mache ich das, was mir am meisten Spaß macht und was ich liebe“, erklärte ich Julian meinen Standpunkt. Ich wusste nicht weshalb, denn er hatte nicht einmal gefragt. Doch zum einen blieben wir so in Kontakt und zum andern hoffte ich irgendwie, dass ihm das in Zukunft helfen wird. Immerhin wird es bei ihm nicht anders sein. Er wird den Fußball lieben und dann hilft ihm das vielleicht genauso, wenn er sich, dass immer wieder vor Augen führt.

„Das bewundere ich. Ich habe das selber eine Weile geschafft, aber irgendwann wird die Kritik dann irgendwann zu viel, wodurch man das alles gar nicht mehr so wirklich ausblenden kann. Dadurch entstehen dann allerdings auch immer wieder kleine Fehler, da ich zu viel über alles nachdenke und dann die falsche Entscheidung treffe. Die Kritik wird dadurch dann nur noch schlimmer und man ist im Kreislauf gefangen. Da ist man schneller drin, als man denken kann und so einfach kommt man da dann auch nicht mehr raus, aber ich hoffe für dich, dass du das niemals erfahren musst“, erklärte Julian mir alles und ich musste sagen, dass mich das alles doch mehr mitnimmt, als ich es mir gedacht habe und auch erwartet habe. Ich wusste allerdings auch nicht, wie ich darauf reagieren soll, denn ich selber habe das noch nicht erlebt und hoffe auch, wie Julian gesagt hat, dass ich das nicht erleben muss und doch wollte ich mehr darüber wissen, was auch durchaus daran liegen könnte, dass ich etwas mehr von Julian wollte und somit wissen wollte, was in seinem Leben so passiert. „Darf ich fragen wie es dazu kam, dass du nun in der Situation bist“, fragte ich ihn etwas schüchterner als ich wollte, aber es war auch kein Thema, dass man einfach so erzählt und ich konnte verstehen, wenn er nicht darüber reden wollte. „Klar darfst du. Das hat alles angefangen, als ich in einem Spiel nicht stark war, wobei die ganze Mannschaft nicht so gut war. Da es die Spiele davor auch schon nicht so gut lief, waren wir alle motiveiert im nächsten Spiel alles besser zu machen. Ich natürlich auch. Doch das größte Problem daran war, dass das Spiel danach gegen Bayern war und das somit nicht der leichteste Gegner war. Motiviert waren wir trotzdem und immerhin hatten wir unsere Fans auf unserer Seite, da wir im Signal Iduna Park spielten. Wir sind auch sehr gut in das Spiel gekommen, doch unsere hart erarbeitete Führung drehten die Münchner mit links. Zu allem Überfluss verletzte ich mich dann auch in einem Zweikampf und war dann einige Wochen raus. Das Spiel gegen Bayern verloren wir klar, doch die Spiele danach liefen besser. Da ich nicht spielen durfte und konnte, schoben die Fans die negativen Aspekte auf mich und da ich nichts machen konnte um mich von der ganzen Kritik abzulenken, bin ich an dem Punkt angekommen, wo ich nun bin“, erklärte mir Julian die ganze Geschichte sehr ausführlich und ich hörte ihm natürlich sehr genau zu. Ich klebte förmlich an seinen Lippen. „Oh man das tut mir sehr leid. Ich bin mir aber sicher, dass du aus dieser ganzen Situation wieder hinauskommst“, erwiderte ich ehrlich, denn Julian tat mir wirklich leid. Das was er durchmacht hat er nicht verdient und irgendwie muss er da auch wieder rauskommen. Wenn ich ihm doch nur irgendwie helfen könnte. „Danke. Es dauert einfach seine Weile. Mich macht wahrscheinlich auch nicht die Kritik der Fans so traurig, sondern der Fakt, dass meine Freundin da mitgemacht hat“, erwiderte Julian und ich musste erst einmal schlucken. Julian hatte eine Freundin und ich hatte mich somit in einen vergebenen Mann verliebt. „Okay mittlerweile Ex-Freundin, aber das war schon das schlimmste“, hörte ich erneut Julians Stimme und meine Laune hellte sich in meinem Inneren direkt wieder auf. Er war also doch single, was mich sehr freute.

„Oh man das ist natürlich nicht so toll dann. Ich kann verstehen, dass dich das so mitnimmt. Kann ich irgendwas für dich tun“, hielt ich das Gespräch aufrecht und wartete gespannt auf eine Antwort. Ich würde alles tun, damit es ihm wieder besser geht und er nicht so traurig ist. „Küss mich“, hörte ich Julians Stimme und mir blieb meine im Hals stecken. Hatte er das gerade wirklich gesagt oder wollte ich nur dass er es sagt? Spielt mir mein Gehirn schon Streiche? „Ähm…“, war das einzige was ich erwidern konnte und schaute Julian mit weit aufgerissenen Augen an. Er selber sagte einige Zeit nichts, bevor er sich gerade hinsetzte und sich versteifte. Wahrscheinlich hatte er gar nicht kapiert, was er gerade von sich gegeben hatte, sollte ich mir das nicht doch eingebildet haben. Sagen tat er allerdings nicht, was mich dann doch sehr verwirrte. „Julian“, sprach ich ihn erneut an und legte meine Hand auf seine, woraufhin er seinen Kopf zu mir drehte. „Ähm… Es tut mir leid. Ich wollte das nicht sagen, das musst du mir glauben. Ich weiß selber nicht, was da in mich gefahren ist“, verfiel Julian in einen Redeschwall, welchen ich unterbrach und meine Lippen auf seine legte. Er wollte es und ich konnte mir auch nichts besseres vorstellen. Julian erwiderte den Kuss und ich merkte wie er sich entspannte. Jetzt wird alles gut werden, da bin ich mir sicher und ich werde ihn bei allem unterstützen, ganz egal auf welche Hindernisse wir stoßen werden.

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⏰ Ostatnio Aktualizowane: Oct 04, 2023 ⏰

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