- Kapitel 21: Das Ende einer Ära -

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Joska nahm die Hand von seinem Nacken und schlug Csaba beinahe liebevoll mehrmals gegen die Wange. »Oh doch. Das hat er. Aber er hat es schlau gemacht. Seine Berichte aus Izabelas Labor waren immer fehlerfrei, immer pünktlich und haben stets von ihrem wunderbaren Fortschritt erzählt. Seine Lüge war perfekt. Und dann hat er uns verraten.«

»Er hat uns nicht verraten, Joska«, knirschte Csaba durch die Zähne, darauf bedacht, seinem Halbbruder nicht in die Augen zu sehen. »Er hat uns das Leben gerettet.«

Joska ging vor Csaba in die Hocke und stützte seine Ellenbogen auf die Knie. »Er hat uns das Leben gerettet, wie ein Jäger seiner Beute das Leben rettet, wenn er ihr ein kleines Bisschen Vorsprung lässt, um die anschließende Jagd zu genießen. Er hat Izabelas Plan uns alle umzubringen ohne mit der Wimper zu zucken zugestimmt. Wir wären weniger wert, wir wären eine Bedrohung. Hast du das alles vergessen?«, schnauzte Joska und grub seine Hand in Csabas Haare, um seinen Kopf in den Nacken zu reißen.

»Hast du vergessen, dass sie sich lieber mit den Engeln verbünden, als mit ihresgleichen?«

Csaba kniff ein Auge gegen den Schmerz zusammen. »Nein, das habe ich nicht.«

Joska ließ ihn ruckartig los und stieß ihn von sich.

Erbse kam frei von jeglicher Scheu zu ihnen und schnupperte an Csabas Fäusten, die er auf seine Oberschenkel presste. Er wollte sie fortschieben, ihr sagen, dass das hier gerade ein schlechter Augenblick war, ließ es aus naheliegenden Gründen aber lieber sein.

»Er hat Izabela verraten«, sagte Csaba schließlich mit rauer Stimme. »Er hat uns einen Vor-«

Joska bleckte die Zähne. »Du hast mich verraten. Ich habe dich immer beschützt, immer gerettet, immer habe ich dir ein offenes Ohr und ein warmes Bett zum Schlafen geboten. Dir hat es an nichts gefehlt«, spuckte Joska. »Und im Gegenzug wollte ich, dass du ehrlich zu mir bist. Dass du die eine Aufgabe, die ich dir erteilt habe, gewissenhaft erfüllst.«

»Ich hatte angenommen, dass Zar von der Bildfläche verschwindet.«

Selbst schuld, dachte er verbittert bei sich. Er hatte Zar noch nie getraut und die Resignation und der Ärger, der ihn bei dem Gedanken an ihn befiel, rührte von seiner eigenen Dummheit her.

»Du sollst aber nichts annehmen, kleiner Bruder«, lächelte Joska kalt und stand auf. »Du sollst tun, was man dir sagt.«

Ein scharfes Klopfen kündigte Szloa an, die Jazmin durch die Tür schob. Jazmins blonde Haare waren zerzaust und ihr Gesicht immer noch verweint.

Joska bedeutete Szloa mit dem Wink seiner Hand, Jazmin auf die andere Seite des Zimmers zu führen. Joskas Besprechungszimmer war geräumig, doch bis auf wenige Möbelstücke leer. Die Couch stand an der Rückseite unter dem Fenster und der meiste Platz wurde von dem großen Kartentisch eingenommen, auf dem Joska seine Routen plante. Szloa bugsierte Jazmin an Csaba vorbei, bis sie in der Ecke neben der Couch stand.

»Was wird das?«, fragte Csaba und konnte die Schärfe nicht aus seiner Stimme bannen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und er wechselte einen Blick mit Jazmin, die ihn beinhart ignorierte.

»Was das hier wird?«, fragte Joska mit übertriebener Unwissenheit in der Stimme. »Sieh mal. Wir sind Brüder, oder Csaba?« Csaba erwiderte nichts und Joska fuhr fort. »Arjan war ein Arbeitskollege, sein Verrat war zu verkraften. Deiner hingegen?«

Er drehte sich zum Tisch um und starrte auf die Landkarte. »Dass ihr Asavi zur Flucht verholfen habt, ist ein nicht zu ignorierendes Problem. Ich habe sie gebraucht. Sie war eine gute Geisel, das versteht ihr doch.« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Und hier entfaltet sich mein Dilemma.«

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWhere stories live. Discover now