Broken Relationshit *slow updates*

Michael

Michael

"Payne hier" höre ich eine Stimme vor der Haustür, es hämmert laut und dann klingelt es sturm. Ich stelle die Gläser, die ich eigentlich gerade ins Wohnzimmer schaffen wollte, zurück auf den Küchentisch und haste zur Tür. Genervt reiße ich sie auf und muss mich unterstehen Liam das fette Grinsen nicht sofort aus dem Gesicht zu klatschen. "Na du Wichser?"

"Was stellst du denn bitte da?" Ich mustere ihn von oben bis unten. Er trägt einen Anzug, schwarz wie die Nacht, das Hemd ebenfalls, eine weiße Fliege und einen schwarzen Zylinder. "Es ist Halloween und nicht die Gründerzeit."

"Ich bin ein Magier" meint er ganz simpel und streicht sich stolz über den Anzug. "Einer der den dunklen Künsten verfallen ist."

Ich nicke nur verständnislos und knalle die Tür hinter ihm wieder zu. "Is klar, Hunger?"

"Wie n Bär. Ich könnt ganze Schafherden vertilgen." Er streift sich die Schuhe und das Jackett ab und lockert seine Fliege. "Wegen dem ganzen Stress heute und weil ich mein Kostüm noch aus der Reinigung holen musste hab ich das letzte Mal heute Morgen mit dir zusammen was gegessen."

Ich deute ins Wohnzimmer. "Setzt dich gleich vor die Glotze, ich hol was zu beißen. Was willst du dazu?"

"Sekt?" Unschuldig zuckt er mit den Schultern. "Was leichtes eben."

"Heute ganz edel, Liam Magic?"

"Immer edel und für dich Mr. Liam Magic!" Mit diesen Worten verschwindet er im Wohnzimmer und ich höre die Couch quietschen. Ich dackel in die Küche zurück, nehme die Gläser und eine Tüte Chips, trage sie zu Liam und hole dann aus dem Keller noch eine Flasche billigen Discountersekt.

Als ich die Flasche öffne und uns etwas eingieße kichert Liam los. "Wie Weiber. Sollen wir uns noch Halloweentown reinziehen, ich lackier dir die Nägel und du drehst mir Locken?"

Erst will ich natürlich auch loswiehern und mich über die weiblichen Klischees lustig machen aber dann fällt mir ein dass ich diesen Film eigentlich mag. "Wieso eigentlich nicht? Also dein Vorschlag war kompletter Müll aber Halloweentown ist eigentlich kein übler Gedanke."

"Dann mach mal den Fernseher an mein Weib!" Als wäre das nicht blöd genug bekomme ich beim aufstehen von ihm noch einen Klaps auf den Hintern, gefolgt von einem dreckigen Lachen. Ich demonstriere mit erhobenem Mittelfinger, kommentiere das aber nicht weiter und stimme nur in sein Lachen mit ein. Den Sekt vergessen wir völlig.

Der TV läuft und ich suche in der Mediathek Halloweentown. Zu Ehren des Tages sind Halloween- sowie Gruselfilme umsonst. Ich brauch eine Weile bis ich das gesuchte finde, Liam macht sich in der Zwischenzeit über die Chips her und nörgelt herum, dass diese ihn nicht völlig sättigen werden.

"Ist gut" grummle ich beim herumdrücken auf der Fernbedienung. "Ich hab Chinesisch bestellt, für uns beide." Beim Gedanken an die unfreundliche Dame am Telefon verziehe ich das Gesicht.

"Woah. Mit Frühlingsrollen?" Ich nicke. "Alter ich liebe dich!" Liams Gewicht prallt mit voller Wucht gegen meinen Rücken und wir kippen nach links auf das schwarze Leder. "Frühlingsrollen!" nuschelt er. "Die hab ich seit gefühlten Jahren nicht mehr gegessen!"

"Seit wann stehst du so auf die Dinger?" Ich verrenke mich um den Bildschirm weiterhin sehen zu können und scrolle weiter durch die Mediathek, Liam immer noch auf meiner Seite liegend. "Ich dachte du hasst Chinesisch, daher hab ich's bestellt."

"Eigentlich mag ich es auch nicht so, aber ab und an ist es ein wahrer Gaumenschmaus."

Endlich habe ich den Film gefunden. Mit etwas ächzen und schieben bekomme ich den zweiundzwanzigjährigen Klotzkopf von mir herunter, wir setzten uns aufrecht hin und gerade als der Film anläuft klingelt es an der Tür. Wiederwillig rapple ich mich auf, das muss das Essen sein. Normalerweise liefern sie aber nicht so schnell, ich habe erst vor einer halben Stunde dort angerufen.

"Komm ja schon!" fauche ich lauthals als die Nervensäge von Lieferant abermals die Klingel betätigt und das laute Summen durch den Hausflur schwirrt. Mit muffiger Mine und einem unfreundlichen "Geduld ist auch n Fremdwort für Sie, ne?" reiße ich die Tür auf und renne direkt in das breite Grinsen einer mit Narben bedeckter Jenny.

"Erfasst Sherlock" gluckst sie und grinst weiter. Hinter ihr steht, am Saum ihres schönen schwarzen Kleides spielend, Elle. Sie sieht auf und beginnt ebenfalls wie eine frisch angeknipste Glühbirne zu strahlen, leichte Verwirrung in den Augen. Beide haben kleine Tüten dabei in denen sich Bonbons und andere Naschereien befinden.

Peinlich berührt trete ich einen Schritt zurück und bitte die beiden herein. "Sorry, hab euch verwechselt." Jenny kommt ohne großes Tamtam hereinspaziert und Elle folgt ihr, zögernd aber immer noch mit breitem, einladendem Lächeln. "Haben uns was zu essen bestellt."

"Wo?" fragt Jenny während sie ihre Schuhe auszieht.

"Beim Chinesen."

"Die liefern nie pünktlich!" Sie blickt zu Elle, die nickt nur zustimmend und streift sich die schwarzen Pumps von den Füßen.

Ich begutachte Jennys Kostüm und von beeindruckt. "Wie hast du das hingekriegt?" Sie lächelt mich nur an und zuckt dabei mit den Schultern. "Talent" grinst sie und geht an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ahnungslos stakst die junge Dame in den Raum. Ich höre ein tiefes "Oh, hallo. Wer sind denn Sie?" und Jennys leises Kichern.

Elle steht immer noch mir gegenüber und schlingt die Arme um ihre schmale Statur. "Tja..." sie grinst und tritt von einem Fuß auf den anderen. "Jenny bestand darauf bei Johannes vorbei-" Ich winke ab. Ihr fragendes Lächeln versuche ich zu ignorieren.

"Ich weiß. Ich habe sie im Supermarkt beim Last-Minute Süßigkeitenkauf getroffen." Wir lächeln uns an und es ist schön hier zu stehen und ihre Präsenz zu genießen. Ich hätte ewig hier so sein können.

"Bist du ein Freund von J-" sie wird wieder unterbrochen. Diesmal von Liam.

"Michael du ungezogener Mann, wann stellst du mir endlich diese gar reizende Frau vor?" Liam kommt in den Gang, gefolgt von Jennys verlegenem Kichern. "Los, stell uns vor!"

Mit einem seufzen schlurfe ich zurück und bitte Elle Stumm mir zu folgen. "Liam James Payne alias der Magier, das ist Jennifer, alias Jenny und das ist ihre beste Freundin Elle Shy." Ich werfe mich aufs Sofa, Liam schüttelt Hände und versprüht Charme.

Jenny scheint etwas zu viel davon abzubekommen und die beiden Mädchen nehmen in gegenüberliegenden Sesseln platz.

"Halloweentown" erkläre ich knapp und drücke auf Play. Irgendwie weiß ich nicht was ich sonst von mir geben soll also bleibt es bei diesem stupiden, kargen Erklärungsversuch und der Film läuft weiter.

Jenny schmunzelt. "Liebe ich!" Liam grinst zu ihr rüber und hält ihr die Chips hin. Dankend lehnt sie ab und ihre runden Bäckchen färben sich rot. Elle streicht sich über die Katzenohren und sieht zu mir rüber, sie meowt leise und zwinkert. Jetzt steigt dem kleinen Michael die Hitze ins Gesicht.

Ihr wunderschöner Kopf beugt sich über den Sessel zu mir, sie riecht nach Kiefernholz und Shampoo. "Michael?" Ich sehe sie direkt an. Jetzt nur nicht durchdrehen. Ich rücke ihr entgegen. "Bist du..." sie sieht sich verunsichert um. "Bist du..." Sie pustet Luft aus und schielt auf ihre Nasenspitze. "Ach du liebe Güte, hilf mir."

"Johannes Bruder." Ich rieche an meinen Pulloverärmeln. "Ja." Wir flüstern nur, wollen beide unsere Lieben nicht stören die ganz in den Film vertieft sind. Elles Augen werden groß, größer als sie es sowieso schon sind und ich verfalle ihrem entsetzen, unschuldigen Blick sofort. Bitte, flehe ich innerlich, sieh mich nicht so an.

Ich möchte ihr durch die Haare fahren, nur einmal wissen wie sich das anfühlt. "Ich hab dich hier nie gesehen" murmelt sie. "Kein einziges Mal."

"Ich war ab und an in meinem Zimmer aber ich bin auch oft gegangen wenn ich dich habe kommen hören. Also ankommen, hier im Haus..."

Ich vergrabe die Nase tiefer in meinen Ärmeln und sie widmet sich dem Fernseher, einen unlesbaren Ausdruck in den Augen. Ich könnte ihr sagen dass ich aus Respekt vor ihr das Haus verlassen habe, dass ich aus Respekt nur sehr selten zugehört habe und keines falls mit Absicht. Aber ich sehe sie nur sehnsüchtig an, vergrabe mich weiter in meinen Ärmeln und fantasiere wie sie über mir ist und melancholisch und erregt seufzt.