- Kapitel 19: Verbotene Erinnerungen -

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Erst, als er sich sicher war, dass der Engel keine weiteren angelockt hatte oder zurückkam, drückte er sich aus dem Schatten des Transporters und kehrte zur Höhle zurück.

Jazmin richtete das Maschinengewehr auf ihn und senkte es erst mit einem Ausruf der Erleichterung, als sie Csaba erkannte. »Helene ist immer noch bewusstlos«, sagte sie und schlang sich den Gurt der Waffe um die Schulter. »Was war da draußen los? Ich dachte, die Höhle stürzt ein.«

»Engel und Varai«, sagte er und kniete sich vor Helene. Der Verband war blutdurchtränkt und er biss die Zähne zusammen. »Izabela hat Asavi und Zar.«

»Scheiße.«

Csaba stimmte ihr mit einem Brummen zu und wechselte rasch den Verband an Helenes Kopf. Sie wimmerte und ihre Augenlider flatterten, doch auch auf mehrmaliges Nennen ihres Namen reagierte sie nicht.

»Zurück zum Transporter«, beorderte Csaba und Jazmin warf ihm nur einen raschen, unsicheren Blick zu, ehe sie seinem Befehl nachkam und ihm voran aus der Höhle schlüpfte.

Beim Transporter angekommen setzte er Helene ab und strich sich die Locken aus der Stirn. Gemeinsam mit Jazmin machte er sich an die Arbeit, die Reifen des Wagens auszugraben. Er hatte sich zwar ein paar Mal überschlagen, die Motorhaube und die Seitenfenster verloren, aber war wenigstens halbwegs aufrecht liegen geblieben. Die Fahrertür hing aus den Angeln und ließ sich nicht mehr schließen. Das würde eine spannende Fahrt werden.

Csaba rutschte auf den Fahrersitz und versuchte, den Motor anzulassen, doch der Wagen gab nur ein keuchendes Husten von sich und verstummte dann wieder.

Jazmin seufzte. »Lass mich mal.« Sie machte sich am Motor zu schaffen, während Csaba den Kofferraum aufräumte und Helene auf die Bank legte.

Csaba ließ sich mit einem Schnaufen in den Fahrersitz sinken und starrte durch die gesplitterte Windschutzscheibe zurück in den Himmel. Die Gewitterfront hielt unabdinglich auf sie zu. Das Zirpen der Heuschrecken und Zikaden bohrte sich laut in die brütende Hitze um sie herum. Sie sollten nicht mehr auf offenem Feld sein, wenn der Blitz einschlug.

Mit Jazmins Hilfe überbrückte er das defekte Zündschloss und der Motor sprang schließlich stotternd an. Jazmin ließ sich in den Beifahrersitz sinken und zog die verbeulte Tür zu.

Csaba wühlte durch das aufgesprungene Handschuhfach und dann unter den Sitzen, bis er das Funkgerät fand und probeweise am Knopf drehte. Es ließ sich problemlos einschalten und ein statisches Rauschen erfüllte die stickige Luft.

»Wenn du das verwendest«, mahnte Jazmin matt, »solltest du losfahren, denn wenn der Engel zurückkommt ...«

Csaba brummte und schaltete durch die Kanäle, doch es blieb überall statisches Rauschen. Nicht, dass er erwartet hatte, die anderen Funkgeräte noch zu erreichen. Sie waren bestimmt längst aus dem Kontaktradius draußen. Er drehte das Funkgerät aus und lenkte den Wagen zurück auf die Landstraße. Er kramte ein weiteres Empfangsgerät aus der Tasche und legte es auf das Handschuhfach.

Ob Zar aus Naivität oder Gleichgültigkeit keinen Einspruch gegen Csabas erste Wache eingelegt hatte, war ihm im Augenblick egal. Er schien überhaupt keinen Überlebensinstinkt zu haben, denn dass er sich erneut mit Joska anlegte, sogar so weit ging, sich in diesem Krieg auf der Seite seiner Feinde zu positionieren, zeugte von allumfassender Idiotie. Ein Geisteszustand, den sich Csaba nun zu Nutzen machte.

Ein Peilsender in der Größe eines Kieselsteines würde in Zars Tasche vor allem nach einem Tag in der Wildnis nicht einmal auffallen. Vielleicht hatte das Katz und Maus Spiel endlich ein Ende. Csaba war erpicht darauf zu erfahren, wo Izabela ihren Stützpunkt hatte und noch erpichter war er darauf zu erfahren, ob er dort endlich die Antworten erhielt, für die ihm Joska jeden Finger einzeln ausreißen würde. Wieso weiß ich, dass du Asavi erschossen hättest, wenn du wüsstest, was in diesen Tabellen steht?

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt