Kapitel 18

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Unruhig lief ich durchs Wohnzimmer meiner Großeltern. Diese Situation war wirklich furchtbar unangenehm. Die beiden Rentner saßen zusammen auf einem Sofa, während das jüngere Pärchen ein anderes einnahm. Ich hingegen wollte mich nicht hinsetzen, konnte es auch nicht. Dafür war ich viel zu unruhig. Es waren meine dunklen Seiten, die wir hier gerade offengelegt haben. Mein Fluch, meine Morde, meine vielleicht nicht ganz so richtigen Überzeugungsmethoden für die anderen Nymphen.
Meine Großeltern schienen mit all den Dingen nicht wirklich umgehen zu können. Sie schielten zum jeweils anderen herüber, als würden sie hoffen, der jeweils andere würde schon die richtigen Worte finden. Was sie beide nicht taten. Und mit jeder stillen Sekunde wurde ich erst ein wenig unruhiger, nur um dann auch ein wenig störrischer zu werden.
Ich hatte diesen Weg gewählt. Ich hatte für mich den Richtigen gewählt. Niemand, auch nicht meine Großeltern, hatten darüber zu urteilen. Nicht heute und niemals sonst. Und vor allem brauchte ich auch niemanden in meinen Leben, der mich bei dieser Mission nicht unterstütze.
„Ich werde dann jetzt gehen", stellte ich nach fast zwei Minuten des Schweigens und Herüberschielens fest, weshalb nun Natasha flehend zu unseren Großeltern herübersah. Sie wollte, dass sie mich aufhielten. Dass sie endlich etwas sagten, um doch noch einmal diese Situation zu retten. Dafür war es jetzt allerdings reichlich spät.
„Patricia", rief meine Großmutter sogar nach mir. Ich blieb stehen und sah sie fragend an, doch mehr als mein Name kam auch nicht mehr. Dann konnte ich ja auch gehen.
„Patricia!", rief mir dieses Mal Natasha hinterher. Anders als die beiden Rentner sprang sie allerdings auf, um mir in den Flur nachzurennen. Ich wartete dort ungeduldig auf sie. „Bleibe bitte, um dich mit ihnen zu vertragen", wurde ich gebeten.
„Was soll das für einen Sinn haben, Tasha? Sie kommen nicht mit meinem Weg klar. Verständlicherweise. Es ist ein Gefährlicher und Ungewöhnlicher. Aber es ist mein Weg.
Hör zu. Es ist für mich in Ordnung. Genieße du die Zeit mit ihnen. Versuche nur nicht mehr, meine Beziehung zu irgendwelchen Menschen zu verbessern. Ich verspreche dir, mich öfter auf ein Treffen mit dir und Caleb einzulassen, aber keine unangekündigten Familientreffen mehr. Wenn wir uns zu zweit verabreden, sind wir zu zweit.
Und bitte denke darüber nach, dich irgendwann einmal mit deinem leiblichen Vater zusammenzusetzen. Er ist wirklich sehr nett und ich weiß, er würde sich Kontakt wünschen. Wenn du dich bereit fühlst, kann Marlon den Kontakt herstellen. Sie telefonieren wöchentlich."
„Ich werde mich bei ihm melden. Ich hoffe, du wirst hier auch noch mal aufschlagen. In ein paar Tagen, wenn sie die ganzen Informationen etwas verdaut haben. Ich werde gleich noch einmal mit den beiden Reden."
„Brauchst du nicht. Sie sind normale Menschen, mit einem stinknormalen Muggelleben. Das Leben als Kriegsnymphe ist einfach etwas weit weg für sie."
Aufgrund meiner Worte warf mir Natasha einen bösen Blick zu.
„Du klingst manchmal wie ein Todesser."
„Du weißt, ich meine nicht, dass sie als Muggel einer niederen Gattung angehören oder zu dumm sind, es zu verstehen. Für sie ist es nun einmal nicht normal, dass ständig Magie um sie herum ist. Und dann auch noch dieses Ganze, wir holen Tote zurück ... es ist halt etwas viel und kompliziert und dunkel."
„Ja, aber es ist auch unser Leben. Und das sollten sie verstehen."
Ich zuckte mit den Schultern. Wenn Natasha gerne wollte, konnte sie sehr gerne stundenlang auf die beiden Rentner einreden. Ich glaubte nur nicht daran, dass es etwas ändern wird.

In meinem Wohnzimmer hörte ich schon das Lachen von Draco, Blaise, Roux, Adina und Jamie. Anscheinend war heute nicht nur Natasha auf die Idee gekommen, ohne zu fragen, Leute zu einem Treffen einzuladen. Wenigstens hatte Draco Freunde von mir eingeladen und nicht einfach irgendwelche fast Fremden, bei denen ich eigentlich nichts aus meinem Leben preisgeben durfte.
Ich lief den Flur meiner Wohnung entlang. Meine Jacke und Schuhe kamen noch schnell an die Gaderobe, bevor ich den Raum mit meinen Freunden betrat. Auf dem Couchtisch standen schon ein paar noch dampfende Pizzen und Knabberzeug. Alles für einen gemütlichen Filmabend zu sechst.
„Ich bin wieder da", verkündete ich den Leuten im Raum.
„Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst. Für Kaffeetrinken warst du wirklich lange weg", rief Roux erleichtert. Sie rutschte ein wenig von Draco weg, sodass ich mich zwischen die beiden setzen konnte.
Als Antwort auf die Anmerkung gab ich ein leises Brummen von mir. Ja, ich war wesentlich später zurück, als ich geplant hatte. Dafür war mein Tag natürlich auch wesentlich ereignisreicher gewesen, als ich es geplant hatte.
„Hast du dich mit Natasha gestritten?", fragte mich Blaise misstrauisch.
„Wir haben uns auch wieder vertragen", merkte ich an.
„Worüber hattet ihr denn gestritten?", wurde weiter nachgehakt.
„Sie hat einfach ihren Freund und unsere Großeltern zu dem Treffen eingeladen. Das fand ich blöd. Wir waren zu zweit verabredet."
Jetzt sahen alle Anwesenden zu Draco herüber. Ihnen viel wohl auf, dass nicht nur Natasha heute einfach jemand eingeladen hatte, ohne es mit mir abzusprechen. Der Slytherin wirkte jetzt auch ziemlich schuldbewusst aufgrund des ganzen Besuches.
„Ihr wisst, ich finde viele Leute um mich herum anstrengend und brauche meine Ruhephasen", stellte ich fest. „Aber mit euch komme ich gut klar. Deshalb ist es nicht ganz so schlimm. Ihr müsst trotzdem nicht jeden Abend unangekündigt auftauchen."
„Wir werden uns beim nächsten Mal ankündigen", versprach mir Roux. „Wir wollten dich nicht überfallen, Patricia. Hast du denn auch deinen Großeltern gesagt, dass du unangekündigte Treffen nicht so gerne hast?"
„Ist mir rausgerutscht", murmelte ich beschämt.
„Haben sie wohl nicht so gut aufgenommen?", wurde weiter nachgehakt.
„Das ging noch. Aber Rodolphus Lestrange hat alles mit bekommen und erraten, dass ich nicht mehr unter dem Fluch stand. Ich habe sein Gedächtnis gelöscht, aber ... sie haben gehört, wie Natasha und ich uns über Hades unterhalten haben. Also haben wir sie aufgeklärt und das haben sie nicht so gut aufgenommen."
„Das tut mir leid, Patricia", murmelte Draco. Er zog mich in eine Umarmung. „Wir finden eine andere Beschäftigung für dich an der Oberfläche."
„Erstmal habe ich Filmabende mit euch", antwortete ich leise. „Thema Filmabende. Wir wollten noch weiterschauen." Ich sprang wieder von meinem Platz auf dem Sofa auf, um den Fernseher einzuschalten. Auf dem Weg dorthin nahm ich mir allerdings gleich ein Pizzastück mit. Zum einen hatte ich wirklich hunger, zum anderen konnte ich beim Kauen nicht reden. Außer ich wollte gerne Pansy Parkinson ärgern.

Hexagramm - PhönixrufWhere stories live. Discover now