Adolecinis

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ADOLECINIS

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ADOLECINIS

von

Vera Mars

Nuriel fror, obwohl die Welt im Feuer versank

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Nuriel fror, obwohl die Welt im Feuer versank. Oder handelte es sich bloß um eine kleine Flamme in einer gigantischen Welt? Mit einer Bedeutung, die nicht über den eigenen Horizont hinaus reichte?

Die Menschen behaupteten, dass das Feuer ein mystischer Feuervogel – ein Phönix – sei, der Licht und Wärme zu ihnen bringe – und damit lagen sie nur teilweise falsch. Letztlich war es eine Frage der Perspektive, und für die junge Phönixfrau blieb es bei dieser: Die Welt versank im Feuer. In einem Flammenmeer, das jeden Funken ihres Seins auslöschen würde.

Geboren aus der Asche tief.

Das Gebet von Adolecinis schwebte wie eine Wolke aus Mücken über der Lichtung. Inmitten der Dunkelheit verschmolzen die anderen Phönixe zu einer Masse. Bloß auf ihren Gesichtern, Hälsen und nackten Armen flimmerte der Feuerschein wie tausend Schattengespenster.

Im Feuer ward sie stark und reif.

Wo keine Kleidung die Haut verdeckte, hatten sie Linien gemalt, die an Lavaströme erinnerten. Und obwohl der Farbstoff aus Hibiskus und Kurkuma hergestellt worden war, schien Magie im Spiel zu sein.

In Flammen wird sie auferstehen.

Ohne sich umzusehen, wusste Nuriel, dass die Iriden ihrer Artgenossen den Flammen in der Mitte glichen, und ihre Haare die Farben des Abendrots trugen, denn ihre eigenen äußerlichen Merkmale waren dieselben. So wie bei jedem Phönix.

Nuriel sah Richtung Westen, wünschte, sie könnte wie die Sonne hinter den aschgrauen Weiten verschwinden.

Sie schloss für einen Moment die Augen und rief sich jede Facette der Dämmerung ins Gedächtnis: den Vogelgesang und das Einschlafen der Pflanzen, wenn sie ihre Blüten zusammenklappten und die Blätter einrollten. Wie die Welt am Ende des Tages ein Seufzen ausstieß, um Platz für einen neuen zu schaffen.

Ende und Anfang. Licht und Dunkelheit. Sie dachte bis zu dieser Nacht, es wären Gegensätze. Figuren auf einem Feld, die einen Kampf ausfochten. Doch so einfach war es nicht.

Adolecinis | Anthologie: Asche ist alles, was bleibt (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt