Prolog

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Mein Name ist Maria Ypsen und ich bin keine Heldin.

Das hier ist zwar meine Geschichte, aber es geht nicht darum, wie ich einen Drachen erschlage, böse Zauberer besiege oder den Prinzen heirate. Es geht auch nicht um die allgegenwärtigen Sorgen der Pubertierenden von heute. Zumindest nicht vordergründig. Im Prinzip geht es nicht mal darum, wie ich über mich hinauswachse und eventuell den Sinn des Lebens entdecke.

Meine Geschichte handelt von Problemen, die ich mir ausnahmslos selbst eingebrockt habe. Eine Eigenschaft, die wohl den meisten Sechzehnjährigen dieser Welt gemein ist. In der Schule war ich eine Niete, Freunde hatte ich kaum und mein zu Hause war ein passiv-aggressives Königreich, regiert von meinen Eltern.

Rückblickend ist es durchaus verständlich, dass ich mehr vom Leben wollte. Ich hätte nur intensiver nach einem besseren Weg suchen sollen.

Wenn ich zurück denke, kann ich ehrlich sagen: es war alles meine eigene Schuld, weil ich einfach nicht hören konnte. Ich kann wirklich nicht behaupten, man hätte mich nicht gewarnt.

Das hat man nämlich.

Mehrmals.

Aber zuhören war damals nicht meine Stärke. Ein weiteres verbreitetes Problem, wovon die meisten Eltern bestimmt ein Lied singen können.

Allerdings glaube ich nicht, dass man ernsthaft von mir erwartete, mich an die Spielregeln zu halten. Eigentlich ließ man mir ausnahmslos alles durchgehen. Das ist wohl einer der positiven Aspekte, die mit dem Status der Auserwählten kommen.

Das Mädchen aus der Prophezeiung!

Klingt ziemlich beeindruckend, oder?

Ist es aber nicht.

Kein bisschen.

Alles begann zu Hause - für mich war das ein Vorort voller grauhässlicher Neubauwohnungen.

Wir hatten mehr Parkverbotszonen als Grünanlagen. Es gab hundertzwölf Bars, aber nur eine Bibliothek, einundvierzig Fast Food Läden und kein Kunstmuseum. Das Großstadtzentrum war lediglich eine U-Bahnstunde entfernt und war dennoch Teil einer anderen Welt. Ich konnte nur in sie eintauchen, nie dazugehören.

Mir würde in meinem ganzen Leben nie etwas Außergewöhnliches passieren.

So dachteich zumindest.

Die WeltenwanderinWhere stories live. Discover now